Die Rhön ist bunt
Autor: Marion Eckert
Bischofsheim an der Rhön, Mittwoch, 24. Mai 2017
Geologische Karte zeigt erdgeschichtliche Besonderheiten
Die Rhön ist geologisch eine Kostbarkeit. Als "Feuerland Bayerns" gilt sie in Fachkreisen. Welche erdgeschichtlichen Besonderheiten in der Rhön auch heute noch erlebbar sind und wie diese die Landschaft prägen, wurde anlässlich der Übergabe der geologischen Karte für den Bereich Bischofsheim und Oberelsbach, im Rahmen eines Pressegesprächs, im Bischofsheimer Rathaus Bürgermeister Georg Seiffert und Bürgermeisterin Birgit Erb vom Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, Roland Eichhorn und Dr. Volker Friedlein (Regionalgeologe) erläutert.
"Wer nicht nach Patagonien reisen kann, der kann die Rhön besuchen", sagte Eichhorn und sprach von einer großen Faszination, die die Rhön auf Geologen ausübe.
Der Geologische Dienst Bayern habe die Aufgabe, den Untergrund Bayerns flächendeckend zu erfassen. Dazu sei Bayern in 600 Quadrate, 12 mal 12 Kilometer, aufgeteilt worden. Zwei bis drei Jahre dauere die Erfassung des Untergrundes im Gelände in einem dieser Quadrate. Im Bereich Bischofsheim und Oberelsbach war der Dr. Volker Friedlein unterwegs. Teilweise kroch er im wahrsten Sinne des Wortes durch das Unterholz, um die Gesteine zu erkunden und eine möglichst genaue Kartierung vorzunehmen.
"Die Rhön ist bunt, sie ist durch verschiedene Gesteine geprägt. Das zeigt sich in der faszinierenden Landschaft", verwies Eichhorn auf das vergleichsweise bunte Datenblatt. "Es gibt auch fade Blätter. In der Rhön ist das aber nicht der Fall." Neben Oberflächenuntersuchungen wurden auch Bohrungen vorgenommen um übereinander gelagerte Erdschichten zu erkennen.
Ziel sei es, Bayerns Untergrund bis 2020 flächendeckend erfasst zu haben. Die Daten sollen im Internet für Jedermann abrufbar sein. Dies sei nicht nur für geologisch interessierte Zeitgenossen von Interesse, sondern auch für Hausbesitzer, Land- und Forstwirtschaft und natürlich Kommunalvertreter. Der Bodenatlas Bayern werde ein Grundlagenwerk für wirtschaftliche Aspekte - sei es für die Gewinnung von Erdwärme, die Positionierung von Bauprojekten, die Erschließung von Trinkwasser sowie die Ausweisung von Wasserschutzgebieten oder im Bereich Land- und Forstwirtschaft für Boden- und Standortanalysen. "Gerade für Kommunen sind die zusammen getragenen Daten von großem Interesse", fasste Eichhorn zusammen. Für Baugrundinformationen ebenso wie für Wassergewinnung oder sinnvolle Straßenführungen. Die Datenzusammenstellung sei so genau, dass seriöse Grundstücksplanungen möglich seien.
Dr. Tobias Gerlach von der Bayerischen Verwaltungsstelle des Biosphärenreservat Rhön sprach von einem wichtigen Mehrwert, den der Bodenatlas auch für die Planungen im Naturschutz mit sich bringe. Für Entwicklungsmöglichkeiten und Bewirtschaftung von Flächen sei die Geologie ausschlaggebend.
Dr. Volker Friedlein war anderthalb Jahre im Bereich Bischofsheim und Oberelsbach unterwegs. Das war schon 2009 und 2010. In den folgenden Jahren war er auch in Wildflecken, Mellrichstadt und Fladungen tätig. Das Datenblatt Bischofsheim/Oberelsbach sei nun das Erste, das gedruckt wurde. Um all die Daten zusammen zutragen, sei er mit Bohrstock und Hammer in der Hand bis zu zehn Stunden am Tag zu Fuß unterwegs gewesen. Bis zu 40 Kilometer habe er an manchen Tagen zurück gelegt. Natürlich kam auch modernste Technik zum Einsatz, ein Geländecomputer gehört heute selbstverständlich zur Ausrüstung.
Anhand der kartografischen Darstellung zeigt Dr. Friedlein die geologischen Besonderheiten. Die Rhön sei nicht immer das Hochgebiet gewesen, das sie heute ausmache. "Die Gegend war früher flach, sie hat sich erst später gehoben und in Richtung Bad Neustadt gesenkt."
Eindrucksvoll zeigte Friedlein die Bewegungen, Verschiebungen, Erhebungen und Entwicklungen im Laufe der Erdgeschichte auf. 250 Millionen Jahre alter Buntsandstein, 25 Millionen Jahre alter Muschelkalk. In solchen zeitlichen Dimensionen spannte er einen weiten Bogen. Der Vulkanismus vor 20 Millionen Jahren habe die Basalte zu Tage gefördert. "Die glühende Lava ist den flachen Berg hinunter geflossen". Vor 780.000 Jahren habe sich das Gelände gebildet und vor rund 100.000 Jahren habe die Rhön die Form angenommen, wie sie sich heute zeige. "Das Tal von Oberelsbach entstand vor 100.000 Jahren durch einen Bach, der mit großer Energie floss und Ablagerungen ins Tal schwemmte" Die Braunkohle bei Bischofsheim sei durch den Vulkanismus entstanden. "Keine andere Region in Bayern wurde so von Vulkanen geprägt wie die Rhön", sagte Eichhorn. "Das ist wirklich einzigartig in Bayern." Bis zu 500 kleine Vulkanschlote haben die Rhön geprägt, von manchen seien heute noch Relikte vorhanden. Ein Schwerpunkt sei zwischen der Wasserkuppe und dem Heidelstein gelegen. "Alle waren aber sehr kurzlebig, manche sind nur ein oder zweimal aktiv gewesen." Marion Eckert