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Asylausstellung in Bad Neustadt - "Kein Mensch ist illegal"


Autor: Marion Eckert

Bad Neustadt an der Saale, Mittwoch, 19. November 2014

"Kein Mensch ist illegal" - diesen Satz stellt Pfarrer Dr. Andreas Krefft über die Ausstellung, die er in der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt in Bad Neustadt derzeit zeigt.


"Menschen, die fliehen, Menschen, die dort, wo sie zuhause sind, keinen Schutz für Leib und Leben mehr haben, das hat es zu allen Zeiten gegeben. Einem Menschen in Not Asyl zu gewähren ist eine ganz einfache
Sache: Not sehen und helfen", fasst er das Thema zusammen.

Mit der Ausstellung in der Stadtpfarrkirche möchte er aufklären, informieren, Vorbehalte ausräumen und um Verständnis werben. "Not sehen und helfen", darum gehe es beim Thema Asyl und nicht um die Diskussion, ob ein Mensch illegal sei. Es geht um Liebe und um Nächstenliebe.

"Illegal ist kein Mensch. Wir alle haben diese eine Welt und den einen Schöpfergott. Auf dieser Welt ist niemand illegal." Die Ausstellung informiert über Begriffe wie Flüchtling, Binnenvertriebene und Asylsuchende. Zahlen zeigten auf um wie groß die weltweite Problematik ist. 46 Prozent der Flüchtlinge seien Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.

Seit 2012 sei die Zahl der Flüchtlinge um sechs Millionen gestiegen.

Weltweit befinden sich derzeit 51,2 Millionen Menschen auf der Flucht. Die Menschen fliehen vor allem aus Afghanistan (2,5 Millionen), Syrien (2,4 Millionen), Somalia (1,1 Millionen), Sudan (649.300), Kongo (499.000) Myanmar (479.600) und Irak (401.400). Pfarrer Krefft erklärt: Entgegen der häufigen Annahme, Flüchtlinge suchen vor allem in Europa Schutz und Aufnahme, flüchten die meisten Menschen entweder in angrenzende Länder oder bleiben Binnenvertriebene im eigenen Land. 81 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern. Länder, die die meisten Flüchtlinge aufgenommen haben sind Pakistan (1,6 Millionen), Iran (857.400), Libanon (856.500), Jordanien (641.900) und Türkei (609.900)

Die Ausstellung ist an einem Bauzaun angebracht, Stacheldraht krönt den Zaun, der mit einer weißen Plastikfolie verhängt ist. Nicht wirklich schön aber bewusst so gewählt. Abgrenzend, einengend, den Weg in die Freiheit versperrend. In mitten der Ausstellung eine verdorrte Rose mit Stacheldraht und dem Satz "Gewalt endet, wo Liebe beginnt". Die zentrale Aussage mit der Pfarrer Krefft die Herzen der Menschen erreichen möchte.

"Wir müssen uns bewusst machen, was es für Kinder und Jugendliche bedeutet, auf der Flucht zu sein. Was es für Familien bedeutet, ihre Wurzeln und ihre Heimat zu verlieren. Die Zukunft wird den Menschen genommen." Das Thema Flüchtlinge werde er in den nächsten Wochen immer wieder neu beleuchten. "Es wird uns in die Adventszeit begleiten." Schließlich sei auch die berühmte Familie, um die es in der Weihnachtszeit geht, auf der Flucht gewesen. Die Bibel betone mehrfach als Gebot Gottes, dass Fremde gut aufzunehmen seien. "Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst." Die Gesellschaft sehe sich heute oft vor vielen Fragen beim Thema Asyl und Aufnahme von Flüchtlingen. Es gebe viele Wenns und Abers, viele Zweifel. Können wir uns das leisten, so viele Flüchtlinge aufzunehmen?

Müssten die Probleme nicht in den Herkunftsländern gelöst werden? Sind wir denn nimmer auch verantwortlich? "All diese Fragen gehen wohl am Sinn eines Grundrechtes vorbei und erst recht am Sinn des Gebotes Gottes. Wir sollen Menschen nicht deswegen Zuflucht geben, weil sie gute Menschen sind. Und das Gebot Gottes basiert auf der Liebe und der Nächstenliebe, nicht auf Wohlstand", stellt Pfarrer Krefft heraus.
Sicherlich seien durch Asyl und Wohnrecht für Flüchtlinge in Deutschland, die Probleme in den Herkunftsländern nicht gelöst. "Ist es ein Grund, einem Menschen nicht zu helfen, der vor einem steht, nur weil man damit nicht gleich allen helfen kann?", fragte Pfarrer Krefft.

Und das Argument, dass Flüchtlinge Probleme bereiten können? "Asyl geben bedeute ja nicht, nette, einfache und stille Menschen zu sich einzuladen." Es gelte zu bedenken, was diese Menschen hinter sich haben.
Wie sie jetzt leben, herausgerissen aus allem, was ihnen Sicherheit und Geborgenheit gab.

Viele Menschen haben es nach dem zweiten Weltkrieg selbst kennengelernt, was es bedeute, als Flüchtlinge oder Vertriebene die Heimat zu verlassen, neu anzufangen. "Was würden wir tun, wenn wir hungern müssten in unserem Land oder in ständiger Todesangst leben würden? Wir sind nicht so viel anders als die Flüchtlinge, die zu uns kommen." Die aktuelle Ausstellung wird in den nächsten Wochen fortgeschrieben.

Pfarrer Krefft möchte als nächstes über die weltweite Christenverfolgung informieren. Die Themen, die er aufgreift und bewusst im Kirchenraum präsentiert, seien Themen, zu denen sich Kirche zu Wort melden müsse.
"Kirche muss hier präsent sein. Wir müssen unsere Stimme für Menschen geben, die Hilfe brauchen. Dabei gehe es nicht um Mission sondern um Nächstenliebe - das Herz zu öffnen, Not zu sehen und zu helfen. Das ist unsere gemeinsame Aufgabe."