Druckartikel: Wendelstein: Aktion für Paare ermöglicht besondere Hochzeiten - "aus der Seele gesprochen"

Wendelstein: Aktion für Paare ermöglicht besondere Hochzeiten - "aus der Seele gesprochen"


Autor: Lena Büttner

Wendelstein, Sonntag, 23. April 2023

In Wendelstein veranstaltete die evangelische Kirche die Aktion "Einfach Heiraten" für Paare aus der Umgebung. "Hat uns aus der Seele gesprochen", berichtet eine der teilnehmenden Bräute. Pfarrerin Alexandra Büttner erläutert die Hintergründe der Idee.
Familie Gramether erlebte eine emotionale Trauung am Aktionstag "Einfach Heiraten" in Wendelstein.


  • Wendelstein: Aktion "Einfach Heiraten" kam gut an - das steckt dahinter 
  • "Etwas, was viele Paare abgeholt hat": Pfarrerin äußert sich zu den Hintergründen
  • "Aus der Seele gesprochen": Braut berichtet von emotionaler Hochzeit in der Kirche

Die evangelische Kirche St. Georg in Wendelstein machte heiratswilligen Paaren ein besonderes Angebot: "Glücklich zu zweit. Aber mit dem kirchlichen Segen hat es noch nicht geklappt? Immer kam etwas dazwischen. Vielleicht zu aufwendig, zu teuer, zu kompliziert? Jetzt ist eure Chance: Einfach Heiraten!" Ob verliebt, bereits standesamtlich verheiratet oder katholisch und geschieden, LGBTQI+ oder Jubelpaare sowie diejenigen, die keine große Feier wollen: Alle waren willkommen. Wie kam es zu dieser Idee?

Besondere Heirats-Aktion in Wendelstein: 16 Paare aus der Umgebung dabei - "war sehr emotional" 

Für die kurzen Zeremonien, die etwa 20 bis 30 Minuten andauerten, konnten sich Interessierte vorher anmelden oder einfach spontan am Aktionstag zur Kirche kommen. Pfarrerin Alexandra Büttner war maßgeblich an der Aktion beteiligt. An der Aktion, die am 23. März 2023 stattfand, nahmen neben Wendelstein noch 12 weitere bayerische Kirchengemeinden teil, berichtet Büttner im Gespräch mit inFranken.de.

Video:




Insgesamt hätten über 240 Paare in Bayern das Angebot der Kirche wahrgenommen, in Wendelstein seien es 16 Heiratswillige gewesen, die auch teilweise aus Ansbach, Roth und Umgebung gekommen seien. "Der Punkt ist für mich: Wir erweitern unser Angebot und nehmen mehr Menschen in ihrer Lebenswirklichkeit in den Blick", erklärt die Pfarrerin. Die Aktion "war etwas, was viele Paare abgeholt hat". Im vergangenen Jahr habe es eine Zukunftswerkstatt zum Thema Hochzeiten gegeben, bei der diese Idee entstanden sei. Im Fokus habe dabei die Frage nach den Bedürfnissen der Menschen gestanden.

Sieben ihrer Kollegen hätten sich die 16 Trauungen an diesem Tag aufgeteilt. Den Paaren sollte eine "schöne, schlichte, aber emotionale Zeremonie" geboten werden. Und tatsächlich: "Es war sehr emotional. Für mich ist es immer ein Geschenk, als Pfarrerin an den Lebensgeschichten der Menschen teilzuhaben", berichtet Büttner. Die teilnehmenden Paare hätten die ganze Altersspanne abgedeckt, von 30 bis über 70-Jährigen sei alles dabei gewesen. Ein Paar habe das Event beispielsweise als Jubelhochzeit genutzt: "Wie verliebt die Paare waren, auch nach vielen Jahren, die sie miteinander durchgestanden haben", sei schön anzusehen gewesen, so die Pfarrerin. 

"Eigentlich haben wir gedacht, wir heiraten gar nicht mehr kirchlich" - Braut schildert Motivation

Ein paar Zeremonien seien aufgrund der regen Nachfrage am Aktionstag in die katholische Kirche St. Nikolaus verlegt worden, da die evangelische Kirche bereits ausgebucht gewesen sei, erläutert Büttner. Zu der Frage, ob die Aktion im nächsten Jahr wieder stattfinden werde, sagt sie: "Ich sehe viele Chancen darin, das hat noch viel Potenzial." Tamara Gramether aus Wendelstein war eine der Heiratswilligen, die dieses Angebot Ende März nutzte. Im Gespräch mit inFranken.de erläutert sie ihre Gründe für die Teilnahme und berichtet von ihrem emotionalen Tag. 

Gramether habe von "Einfach Heiraten" in einer Facebook-Gruppe gelesen und ein Banner im Ort gesehen, daraufhin habe sie sich für eine kirchliche Trauung an diesem Tag entschieden. Bereits seit fünf Jahren sei sie mit ihrem 37-jährigen Mann Christian standesamtlich verheiratet: "Eigentlich haben wir gedacht, wir heiraten gar nicht mehr kirchlich", erklärt die 31-Jährige.

Eine große Hochzeitsfeier in der Kirche habe das Paar nie gewollt: "Es passt nicht so der große Rahmen, weil unsere Familien sehr klein sind", es habe einige Todesfälle gegeben. "Es gab irgendwie keinen Rahmen, ohne dass wir verloren gewirkt hätten" Der Informationstext der Aktion habe ihr deshalb "aus der Seele gesprochen". 

Traugespräch, Gottesdienst und Torte: So "unkompliziert" verlief die besondere Hochzeit

Am 23. März 2023 um 14.30 Uhr sei es dann so weit gewesen: Das Paar habe zum Traugespräch eine Pfarrerin aufgesucht, die Musik und den Trauspruch gewählt sowie seine Kennenlerngeschichte erzählt. Danach sei es gemeinsam mit den beiden ein- und dreijährigen Kindern und Gramethers Schwester zur Kirche gegangen. Dass ihre Kinder auch an der Hochzeit hatten teilnehmen können, habe das Paar besonders gefreut, da sie bei der standesamtlichen Hochzeit noch nicht auf der Welt gewesen seien.

Zwei Freundinnen hätten sie zudem überrascht, berichtet die Braut. Der Gottesdienst habe 20 bis 25 Minuten gedauert, Gramether zeigt sich von der Gestaltung der Pfarrerin begeistert: "Man hat gar nicht gemerkt, dass wir uns erst eine halbe Stunde vorher kennengelernt haben." Abschließend habe es noch einen Sektempfang im Gemeindehaus gegeben und die Familie habe die von Gramether gebackene Hochzeitstorte gegessen. 

"Es war schon emotional, ich konnte mein Brautkleid vom Standesamt noch einmal anziehen. Das ist eine Chance, die man sonst nicht hat", so die Braut. Der Tag sei "ganz unkompliziert und trotzdem perfekt organisiert" gewesen. Hochzeiten sind schließlich oft verbunden mit monatelanger Vorbereitungen und verschiedensten Traditionen. Der "ganze Stress und die Anspannung", die man aufgrund der Hochzeitsvorbereitungen sonst verspüren würde, seien weggefallen. 

Begeistertes Resümee über ungewöhnliche Aktion - "haben mit den anderen Paaren mitgefeiert"

"Den Tag über war es sehr unwirklich", resümiert Gramether. "Wir sagen immer: Das war nicht nur unsere Hochzeit, wir haben mit den anderen Paaren mitgefeiert." Auch, wenn man diese gar nicht getroffen habe, denn alle hätten bei der Aktion von den Blumen, dem Sekt und dem Fotografen profitiert, so die Braut aus Wendelstein. Abschließend hält sie bezüglich der Aktion "Einfach Heiraten" fest: "Wir waren echt begeistert, dass es sowas gibt. Es gibt viele Paare, die große Hochzeitsfeiern zelebrieren", doch es gebe eben auch diejenigen, die das nicht tun.