Extremes Niedrigwasser in der Donau verhindert seit dem Wochenende, dass Wasser von dort nach Franken gepumpt werden kann. Jetzt sind Roth- und Brombachsee die letzte Rettung für die Flüsse.
Franken ist ein wasserarmes Gebiet, ganz anders als der Süden Bayerns. Um dies etwas abzumildern, wird seit 1993 über den Main-Donau-Kanal Donauwasser nach Mittelfranken gepumpt - rein in den Rothsee bei Hilpoltstein (Landkreis Roth).
Doch damit ist jetzt, wo in Teilen Frankens der Boden laut Deutschem Wetterdienst (DWD) so trocken wie seit 50 Jahren nicht mehr ist, auch Schluss. Seit vergangenem Wochenende sei der Wasssertransfer vom Süden in den Norden Bayerns gestoppt, teilte das Wasserwirtschaftsamt Nürnberg mit. Denn auch die Donau leidet inzwischen unter extremem Niedrigwasser. "Das Landratsamt in Kelheim hat festgelegt, dass unter einer Abflussmenge von 140 Kubikmeter pro Sekunde die Wasserüberleitung in den Rothsee gestoppt wird", erklärt Klaus Winkelmair, stellvertretender Leiter des Wasserwirtschaftsamts Nürnberg. Die Schwelle war am Freitag unterschritten worden. Dies ist in den mehr als zwei Jahrzehnten, in denen über die Schleusen des Main-Donau-Kanals Wasser nach Franken kommt, nur ein einziges Mal passiert: im Jahrhundertsommer 2003.
Noch drei Wochen An den Flüssen Main, Regnitz oder Rednitz wird man dennoch nichts merken. "Wir nutzen jetzt das Speichervolumen von Brombach- und Rothsee", sagt Winkelmair. Etwa acht Kubikmeter pro Sekunde würden jetzt abgegeben. "Wenn es weiterhin nicht regnet, könnten wir mit den Speicherseen noch rund drei Wochen auskommen", beschreibt Winkelmair die Situation. Dabei geht es bei der Abgabe von Wasser aus Brombach- und Rothsee nur um den Wasserstand in den Flüssen. Grundwasser ist derzeit noch ausreichend vorhanden. Insbesondere pumpt die Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum (WFW) nach wie vor Trinkwasser von Genderkingen (Landkreis Donau-Ries) ins Gebiet der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO). "Die haben dort ein sehr ergiebiges Grundwasservorkommen", berichtet Winkelmair.
In vielen Teilen Unterfrankens ist das ganz anders. "Wir haben hier hauptsächlich Festgestein im Untergrund. Das hat ein relativ geringes Grundwasser-Speichervolumen", erklärt Axel Bauer, Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft bei der Regierung von Unterfranken. Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein speichern Grundwasser lediglich in den engen Klüften und Schichtfugen.
Hohe Nitratbelastung Aktuell gibt es laut Bauer in Unterfranken noch keine Verbote, was die Nutzung von Trinkwasser angeht. Allerdings seien die Wasserwirtschaftsämter aufgefordert worden, an die Bevölkerung Informationsschreiben über den Umgang mit Wasser herauszugeben. Wenn es allerdings bis zum Ende der Woche nicht regne, sei ein Verbot ähnlich wie gestern bei Wasserversorgern im Raum Forchheim nicht mehr ausgeschlossen.
Bauer sieht noch ein anderes Problem. "Durch die geringen Niederschläge verdünnen sich die Stoffe im Wasser noch weniger als sonst", sagt er. Die Folge: eine hohe Nitratkonzentration. Immerhin sei das Grundwasser in Unterfranken auf der Hälfte der Fläche nitratbelastet.
Die Wassertemperatur im Main ist laut Bauer aktuell nicht mehr das große Thema. Die Lage habe sich aufgrund der inzwischen wieder längeren Nächte entspannt. Anfang Juli waren im Main Temperaturen über 25 Grad Celsius gemessen worden.
TrinkwasserFische Für die Fische ist die Lage existenzbedrohend. "Wir hatten heute vier Meldungen wegen Fischsterben in Teichen, Bächen und Baggerseen", sagte gestern Kay Kuhlen, Fachberater für Fischerei des Bezirks Oberfranken. Nicht nur der mangelnde Regen sei das Problem, sondern der starke Sauerstoffmangel. Es gebe erste Anzeichen, dass Baggerseen "umkippen" würden. Algen würden zwar tagsüber Sauerstoff produzieren, aber in der Nacht auch sehr viel Sauerstoff verbrauchen. Die Folge: Die Fische kämen in den frühen Morgenstunden an die Oberfläche und schnappten nach Luft, eine sogenannte Notatmung. Ein Karpfen könne mit Temperaturen von 28 Grad gerade noch so leben, Zander und Forelle aber nicht. Aber auch die Teichwirte im Aischgrund haben längst Probleme. "Bei den jetzigen Temperaturen können sie fast nichts mehr machen", sagt Kuhlen. Schon vor 14 Tagen habe es erste Notabfischungen mit Umsetzen der Karpfen in andere Teiche gegeben. "Wir kommen, was die Probleme in der Fischerei betrifft, locker an das Jahr 2003 heran", meint Kuhlen.
Schifffahrt "Wir sind in keinerlei Weise eingeschränkt", berichtet Helko Fröhner, stellvertretender Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Schweinfurt. Die Schifffahrt auf dem Main sei wegen der Stauwerke problemlos möglich. Diese hielten den Wasserspiegel konstant. Lediglich die Wasserkraftwerke an den Schleusen müssten derzeit die Durchflussleistung reduzieren. Am Main gibt es 34 Staustufen.
Regeln Wer Wasser aus oberirdischen Gewässern (Flüsse, Bäche, Gräben, Seen und Teiche) entnehmen will, benötigt grundsätzlich eine wasserrechtliche Gestattung, die vorher beim Landratsamt zu beantragen ist (§ 9 Abs. 1 Nr. 1, § 8 Abs. 1 des Wasserhaushaltsgesetzes - WHG). Ausnahmen von dieser generellen Erlaubnispflicht bestehen in engen Grenzen, und zwar dann, wenn die Wasserentnahme noch unter den sogenannten Gemeingebrauch oder den Eigentümer- oder Anliegergebrauch am Gewässer fällt. Beim Gemeingebrauch
ist zu berücksichtigen, dass die erlaubnisfreie Wasserentnahme nur durch Schöpfen mit Handgefäßen (also nur in geringen Mengen) erfolgen darf (Art. 18 Abs. 1 Bayerisches Wassergesetz - BayWG).