Umstrittene Impfpflicht gestartet: Fränkische Kliniken äußern sich zu Personalsituation
Autor: Ralf Welz
Franken, Mittwoch, 16. März 2022
Seit Mittwoch gilt für Beschäftigte in der Pflege eine Corona-Impfpflicht. Gegner der Maßnahme warnen vor Personalnot und Versorgungsengpässen in Krankenhäusern und Heimen. inFranken.de hat bei fünf fränkischen Kliniken nachgehakt, wie dort die aktuelle Lage ist.
Personalnot in Krankenhäusern wegen Impfpflicht-Einführung? So ist die Lage in Nürnberg, Fürth, Erlangen, Forchheim und Bamberg: Die einrichtungsbezogene Impfpflicht hat in den vergangenen Wochen und Monaten für viele Diskussionen gesorgt. Am Mittwoch (16. März 2022) tritt die umstrittene Regel nun bundesweit in Kraft. Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich, die keine Corona-Impfung erhalten haben, müssen mit weitreichenden Konsequenzen rechnen: Arbeitnehmern, die nicht nachweisen können, dass sie geimpft oder genesen sind, drohen Bußgelder und Betretungsverbote - und damit letzten Endes der Verlust ihres Jobs. Kritiker der sogenannten Teil-Impfpflicht warnen indes vor gravierenden Folgen für das deutsche Gesundheitssystem.
Ihre Befürchtung: Weil ungeimpfte Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeheimen infolge der Impfpflicht kündigen oder entlassen werden, kommt es in den Einrichtungen zu personellen Engpässen und Problemen bei der medizinischen Versorgung. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz mahnte, mit der Maßnahme werde die Pandemie in der Alten- und Krankenpflege nicht beherrschbar sein. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (BPA) warnte vor Versorgungsengpässen. Der gesundheitspolitische Sprecher der AfD-Fraktion im Bayerischen Landtag, Andreas Winhart, erklärte, die Impfpflicht sei grundgesetzwidrig und gefährdete die Versorgungssicherheit. inFranken.de hat infolgedessen nachgefragt: Wie ist die Lage in den Kliniken Nürnberg, Fürth, Bamberg, Erlangen und Forchheim?
Teil-Impfpflicht tritt in Kraft - Klinikum Nürnberg erklärt: Das passiert bei Beschäftigten ohne Nachweis
Ab Mittwoch müssen die Arbeitgeber den Gesundheitsämtern melden, welche Beschäftigte einen Impf- oder Genesenennachweis vorgezeigt haben und welche nicht. Im Klinikum Nürnberg ist der Großteil der Angestellten der Einrichtung zufolge gegen Covid-19 geimpft. "Die Impfbereitschaft ist bei uns am Klinikum Nürnberg sehr groß", erklärt Pressesprecherin Sabine Stoll am Dienstag inFranken.de. "Die allermeisten unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind geimpft." So liege die Impfquote im medizinischen Bereich bei 94 Prozent. "Insgesamt haben wir im Klinikum Nürnberg eine Impfquote von 92 Prozent."
Die Angestellten, die bislang keine Impfung erhalten haben, sollen indes noch überzeugt werden. "Wir tun viel dafür, dass sich die wenigen Ungeimpften doch noch impfen lassen", teilt Stoll mit. Dies soll etwa durch laufende Impfangebote und Infoveranstaltungen geschehen. Zudem gebe es auch "ganz persönliche Beratungsgespräche" zwischen Arzt und potenziellem Impfling. "Daran beteiligen sich viele Ärzte im Haus", erläutert die Sprecherin. "Wir wollen so helfen, unbegründete Ängste vor der Impfung abzubauen." Zuletzt hätten sich 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für eine Impfung mit dem Novavax-Impfstoff angemeldet.
Beschäftigte, die bis 15. März keinen Immunitätsnachweis oder ein ärztliches Zeugnis darüber vorlegt haben, dass sie aufgrund einer medizinischen Kontraindikation nicht gegen das Coronavirus geimpft werden können, werden gemäß den Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes vom Klinikum an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet. "Danach sind die Gesundheitsämter am Zug", erklärt Stoll. Kündigungen aufgrund der Impfpflicht habe es indes bislang nicht gegeben. "Insofern führt die Impfpflicht an sich bislang nicht zu Personalengpässen." Gleichwohl fielen zunehmend Mitarbeitende aus, weil sie wegen Omikron in Quarantäne seien oder sich infiziert hätten. "Die personelle Situation ist daher sehr angespannt", konstatiert die Pressesprecherin des Klinikums Nürnberg. "Es ist jeden Tag ein Spagat, diese Ausfälle zu kompensieren."
Klinikum Fürth: "Infolge der Impfpflicht gibt es keine Personalengpässe" - wohl aber aus anderen Gründen
Auch im Klinikum Fürth hat es aufgrund der einrichtungsbezogenen Impfpflicht bisher keine Kündigungen gegeben, teilt das Krankenhaus infranken.de mit. Um Personal ohne Immunstatus-Nachweis melden zu können, sei zuvor eine entsprechende Abfrage unter den Mitarbeitenden nötig gewesen. "Ansonsten bringt die Impfpflicht für uns keinen Mehraufwand mit sich", berichtet Klinikum-Sprecherin Carmen Brückner.
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenVonseiten der Krankenhaus-Verwaltung würden indes auch nur jene Maßnahmen ergriffen, zu denen man gesetzlich verpflichtet sei, etwa die Meldung an das zuständige Gesundheitsamt. "Darüber hinaus leiten wir jedoch keine weiteren Schritte ein", betont Brückner. "Unser erklärtes Ziel ist es, unsere Mitarbeitenden zu halten." Nach Angaben der Pressesprecherin schreiten die Corona-Impfungen innerhalb des medizinischen Fachpersonals noch immer voran. "Unsere Impfquote für unser gesamtes Haus liegt weit über 90 Prozent, insbesondere auch in den sensiblen Bereichen wie beispielsweise auf der Intensivstation."