Trotz Kostenexplosion: Stadt Nürnberg hält an Wohnprojekt für Flüchtlinge fest
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Freitag, 06. Dezember 2019
Mit dem Wohnprojekt "Übergangswohnen" will die Stadt Nürnberg anerkannten Flüchtlingen bei der Integration helfen. Doch das Projekt ist teurer als erwartet und kommt nicht so recht in Fahrt.
Nürnberger Wohnprojekt für Flüchtlinge: Nach der Flüchtlingswelle haben ab dem Jahr 2017 auch in Nürnberg immer mehr anerkannte Flüchtlinge in städtischen Gemeinschaftsunterkünften gelebt. Die Zahl der "Fehlbeleger" - wie die anerkannten Flüchtlinge in den Unterkünften vom Sozialreferat offiziell genannt werden - hat laut Stadt vor zwei Jahren in Nürnberg rund 2500 Personen betragen.
Aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes hätten es viele "Fehlbeleger" nicht geschafft, sich in Nürnberg eine eigene Wohnung zu suchen. Mit dem Projekt "Übergangswohnen für Flüchtlinge" hat die Stadt diesen Flüchtlingen, die eigentlich nicht mehr in den Gemeinschaftsunterkünften wohnen müssten, helfen wollen.
"Übergangswohnen für Flüchtlinge": Kosten senken und Integrationschancen steigern
Allerdings nicht ganz uneigennützig, denn die städtischen Gemeinschaftsunterkünfte verschlingen vergleichsweise hohe Summen. Die Unterbringung eines Fünf-Personen-Haushaltes würde in einer städtischen Gemeinschaftsunterkunft laut Sozialreferat satte 1950 Euro pro Monat kosten. Für diesen Preis könnte man wahrscheinlich gleich für zwei Großfamilien eine Mietwohnung auf dem freien Markt bekommen. Deshalb sei die Stadt auf die Idee gekommen, nach günstigen Mietwohnungen in Nürnberg zu suchen, um den anerkannten Flüchtlingen den Auszug aus den Unterkünften zu ermöglichen.
Dadurch habe die Stadt laut Sozialreferat nicht nur die Kosten senken sondern auch die Integrationschancen steigern wollen. Schließlich würden sich die Gemeinschaftsunterkünfte neben der horrenden Kosten durch "räumliche Enge" und "fehlende Privatsphäre" auszeichnen. Grund genug für die Stadt, das Projekt "Übergangswohnen für Flüchtlinge" für die "Fehlbeleger" zu starten.
Reiner Prößl (SPD) stellt Bericht für "Übergangswohnen" vor
Am Donnerstag hat Sozialreferent Reiner Prölß (SPD) im zuständigen Ausschuss einen Bericht des Flüchtlingsprojektes "Übergangswohnen" vorgelegt. Den Finanzbedarf für das Projekt hatte die Stadt im Vorfeld als "eher gering" eingeschätzt. Die Stadt hatte angenommen, dass die Mietausgaben durch die Mieteinnahmen gedeckt seien. Ausgaben hatte die Stadt "nur" durch Mietausfälle oder für die Beseitigung von nicht Schäden in den Wohnungen, die nicht vom Verursacher einzutreiben sind, auf sich zukommen sehen. Eine Fehleinschätzung, wie sich jetzt ganz aktuell herausgestellt hat.
Beispielsweise würden laut Stadt häufiger als im Vorfeld vermutet Schäden in den Wohnungen auftreten, die von den ehemaligen "Fehlbelegern" nicht bezahlt würden. Die Folge: Die Stadt muss das Geld für die Reparaturkosten selbst auf den Tisch legen. Allein dieser Posten habe zusätzliche Ausgaben in Höhe von 12.000 Euro verursacht. Außerdem seien durch Mieterwechsel vermehrt Leerstände aufgetreten, die das Projekt mit knapp 30.000 Euro verteuert hätten. Obendrein leistet sich die Stadt für das Projekt auch noch kostenintensive Immobilienverwalter, die für Mehrkosten in Höhe von knapp 70.000 Euro gesorgt hätten.