Tiergarten Nürnberg: In mit Wasser gefüllter Kiste - Seekuh aus Polen im Park angekommen
Autor: Redaktion
Tiergarten Nürnberg, Mittwoch, 02. August 2023
Eine Seekuh aus Polen ist in einer mit Wasser gefüllten Kiste in den Tiergarten Nürnberg im Rahmen des Erhaltungszuchtprogramms gebracht worden.
Im Tiergarten der Stadt Nürnberg gibt es eine neue Seekuh: Vergangene Woche ist das junge Weibchen Lettice aus dem Wroclawer Zoo in Polen zu der Nürnberger Gruppe gekommen, die nun insgesamt vier Tiere umfasst. Rundschwanzseekühe – auch Manatis (Trichechus manatus) genannt – werden von der Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdete Art gelistet. Wie der Tiergarten Nürnberg berichtet, koordiniert er das Erhaltungszuchtprogramm EEP des Europäischen Zooverbandes EAZA für Manatis. Lettice ist im September 2020 im Zoo in Wroclaw geboren.
Ein auf Zootiertransporte spezialisiertes Unternehmen hat Lettice in einer eigens für Seekühe konzipierten Kiste von Wroclaw nach Nürnberg gefahren. Die Tierärztin des Tiergartens, Katrin Baumgartner, die Tierpflegerin Sophie Winterhalter und der Tierpfleger Armin Fritz haben die Seekuh auf dem Weg begleitet und ihren Zustand überwacht. Die Kiste war so hoch mit etwa 27 Grad Celsius warmem Wasser gefüllt, dass Lettice sich gut darin bewegen konnte und es ihr nicht zu kalt wurde. Zu diesem Zweck war auch der Innenraum des Transporters beheizt.
Gleich nach ihrer Ankunft haben Tiergartentechniker Lettice in ihrer Kiste mit einem Gabelstapler ins Manatihaus gebracht. Dort haben die Kolleginnen und Kollegen der Tierpflege und Tiermedizin mit angepackt, um sie aus der Transportkiste in den sogenannten Medpool gleiten zu lassen. Der Medpool ist ein abgrenzbarer Bereich im Becken des Manatihauses, in dem Mitarbeitende die Tiere beobachten und sie auch behandeln können, wenn sie krank sind.
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Zusammenführung der Gruppe
Nach einer ersten Kontrolle des Verhaltens im Medpool konnte Lettice zu den drei anderen Manatis – dem 29-jährigen Weibchen Mara und den 9 und 19 Jahre alten Männchen Mandillo und Zorro – schwimmen. „Wir sind froh, dass Lettice gut angekommen ist und dass sie schon nach wenigen Minuten erstes Futter aus der Hand ihrer neuen Bezugspersonen genommen hat“, sagte Sophie Winterhalter.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Lettice nun ein weiteres Manati-Weibchen in unserer Gruppe haben“, sagt der Kurator für Artenschutz und Forschung des Tiergartens Nürnberg, Lorenzo von Fersen. „Und wir hoffen, dass unsere Manatis bald Nachwuchs bekommen.“ Von Fersen ist Koordinator des seit 2007 bestehenden Erhaltungszuchtprogrammes EEP des Europäischen Zooverbandes (EAZA Ex-situ Programme) für Manatis.
In den EEPs werden eine zunehmende Anzahl gefährdeter Tierarten koordiniert und wissenschaftlich basiert gezüchtet, um stabile und gesunde Reservepopulationen außerhalb des natürlichen Lebensraums der Tiere zu erhalten. Das EEP für Manatis umfasst derzeit 57 Tiere, die in zwölf Zoos leben.
In der Natur gelten Manatis laut Weltnaturschutzunion IUCN als gefährdet. Je nach Verbreitungsgebiet sehen die Gefahren für die Tiere anders aus, aber immer haben sie mit Menschen zu tun: In den Küstengebieten von Florida verursachen die Schiffsschrauben von Motorboten häufig schwere Verletzungen bei Manatis, die nicht schnell genug ausweichen können. An der Küste Venezuelas werden die Tiere nicht nachhaltig gejagt und in Brasilien zehrt der massive Ausbau der Küsteninfrastruktur an ihrer Lebensgrundlage.