Druckartikel: Bornemann: Jungbrunnen für den 1. FC Nürnberg

Bornemann: Jungbrunnen für den 1. FC Nürnberg


Autor: Peter Groscurth

Nürnberg, Donnerstag, 24. Sept. 2015

Mit frischem Elan will der 1. FC Nürnberg seine Fans wieder begeistern und den Sprung in die Bundesliga schaffen. Eine tragende Rolle soll der neue Sportvorstand Andreas Bornemann übernehmen.
Der Neue beim Club: Sportvorstand Andreas Bornemann (Mitte) neben Aufsichtsrats-Chef Thomas Grethlein. Links: Katharina Wildermuth (Leitung Unternehmenskommunikation). Foto: Peter Groscurth


Er hat konkrete Vorstellungen und scheut sich nicht, von Anfang an die Nähe zur Mannschaft zu suchen. Andreas Bornemann (44), der neue Sportvorstand des 1. FC Nürnberg, stellt bei seiner Präsentation an der Seite von Club-Aufsichtsratschef Thomas Grethlein klar: "Ich sehe meinen Platz während der Spiele bei der Mannschaft auf der Bank. Das ist mir wichtig. Auch beim Training möchte ich oft vor Ort sein."


Grethleins Wunschkandidat

Die direkte Art des früheren Profis und Managers des SC Freiburg hat Grethlein sofort überzeugt: "Bornemann war von Anfang an unser Wunschkandidat." Dabei warten auf ihn große Aufgaben - und auch die Fans hoffen nach Abstieg und Nichtaufstieg auf bessere Zeiten. Endlich wieder erstklassig - dafür wurde der Nachfolger des umstrittenen Martin Bader verpflichtet. Wenn er sich dieses Ziel nicht setzen würde, "wäre ich hier fehl am Platz", sagte er mit entschlossener Miene.

Es könne aber nicht "alles auf Knopfdruck" funktionieren, fügt Bornemann an. "Mit Kontinuität steigt die Chance auf Erfolg. Wichtig wird sein, die Kräfte im Verein zu bündeln und dann in eine Richtung zu lenken." Begriffe, die der zweite Vorstand Michael Meeske Anfang September bei seinem Amtsantritt fast wortgleich formulierte.


Kontinuität fehlte

Der Kader des einst so ruhmreichen 1. FC Nürnberg ist seit Jahren in einer dauernden Veränderung. Eine Kontinuität in der Team-Planung war nicht mehr zu erkennen. Zumal Eigengewächse wie der Verteidiger Niklas Stark (20) die Noris verlassen haben. Genau hier setzt Bornemann den Hebel an. Beim SC Freiburg hat er Ende der 90-er Jahre das Nachwuchsleistungszentrum, das damals in Deutschland einzigartig war, aufgebaut. Bekommt der 1. FCN nun auch einen Jungbrunnen, der Talente bundesligatauglich trimmt? "Solche Überlegungen werden mit Sicherheit eine Rolle spielen", meint der gebürtige Neuenburger.

Dass er selbstbewusst ist, beweist auch die Trennung von Wolfgang Wolf, dem bisherigen Abteilungsleiter Fußball. "Der Aufsichtsrat wollte neue Strukturen und ich habe dargelegt, dass ich diese Position im Verein nicht brauche." Soll heißen: Der Sportvorstand gibt ab sofort die Richtung vor.

In der transferfreien Zeit bis zur Winterpause kann er in aller Ruhe den Spielermarkt sondieren. "Das ist von großem Vorteil, denn ich gewinne Zeit und kann mir Eindrücke vom Verein verschaffen."

Wo sieht er bei all seinen großen Zielen die derzeitige Mannschaft? Der Manager überlegt nicht lange und gibt ein neues Wir-Gefühl als Losung aus: "Das ist unser Kader, nicht der des Trainers oder von Martin Bader. Mit solchen Sichtweisen müssen wir aufhören. Die Spieler müssen als Team auf dem Platz funktionieren." Ein Kicker sorgt bei all der guten Stimmung für Kopfzerbrechen. Stürmer Stefan Kutschke (26) hat den Verein verklagt!
Grund ist seine Degradierung in die zweite Mannschaft. Jetzt versucht er sich am Nürnberger Arbeitsgericht per einstweiliger Verfügung wieder in den Trainingsbetrieb hinein zu klagen.

Bornemann möchte die Wogen glätten: "Wir werden uns zusammensetzen und wollen Wege finden, den Streit zu umschiffen."

Schon einmal hätte ihn ein Job fast nach Franken getragen. 2014 sollte der Ex-Profi, der in der Schweiz studierte, Sportdirektor beim Lokalrivalen Greuther Fürth werden. Nach drei Wochen schmiss er hin. Der Macher fühlte sich gebremst von Fürth-Boss Helmut Hack. Heute lächelt er über seinen Spitznamen "Phantom von Fürth" und schweigt zu diesem Intermezzo.


Nachlegen gegen Bielefeld

Am heutigen Freitag feiert Bornemann seine Heimpremiere im Grundig-Stadion. Mit dem dritten Sieg in Serie gegen Arminia Bielefeld? Club-Trainer René Weiler ist selbstbewusst: "Wir wollen nachlegen."

Der Coach weiß aber auch um die Stärke Bielefelds. Der Verein verfüge über eine "eingespielte Mannschaft", die zudem auswärts noch ungeschlagen sei. "Die sind nicht einfach zu bespielen", mahnte er. Doch mit dem neuen Wir-Gefühl soll der Trend nach oben auf jeden Fall fort gesetzt werden.