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Schwabach: Familienbetrieb hat genug von Untergangsstimmung - "nicht jammern"


Autor: Clara Maria Wimmer

Schwabach, Samstag, 17. Sept. 2022

Der Chef der Gärtnerei "Schwarz" aus Schwabach hat die Nase voll von dunklen Szenarien für den Winter. Er kritisiert auch Kollegen aus dem Handwerk, die aus seiner Sicht fordern, man solle sich "Putin anbiedern". Seiner Kundschaft will er Mut machen.
Das Team rund um Gärtnerei-Chef Heino Schwarz aus Schwabach will sich von der Gaskrise und dem nahenden Winter nicht abschrecken lassen. Deshalb ergreift das Team Maßnahmen, um die kommenden Herausforderungen so gut es geht zu meistern.


Die Gärtnerei "Blumen Schwarz" in Schwabach veröffentlichte vor gut einer Woche ein Statement, in dem sich Chef Heino Schwarz zum Plan für den kommenden Winter äußert. Die gesamte Branche stellt sich in der aktuellen Energiekrise aufgrund des Ukraine-Krieges vor eine große Herausforderung gestellt. Für seine Äußerungen erhielt der Gärtner viel Zustimmung - erntete jedoch auch "Kritik". Eine Kundin kündigte kurzerhand an, den Laden nie wieder betreten zu wollen.

"Blumen Schwarz" hat eine lange Tradition: In diesem Jahr feiert das Unternehmen 120 Jahre Betriebsgeschichte sowie Familiengeschichte. "Unsere Vorfahren haben zwei Weltkriege überlebt und die Gärtnerei auch in diesen schwierigen Zeiten weitergeführt. Von solchen Situationen sind wir meilenweit entfernt. Wir sehen dies als Ansporn, nicht zu jammern, sondern zu handeln und das Beste aus der Situation zu machen", erklärt Heino Schwarz in seinem Plan für den Winter. 

Schwabach: Gärtnerei-Chef "entsetzt" - keine "Anbiederung" an Putin gefordert

 Um den steigenden Energiekosten und dem allgemeinen Gasmangel gerecht zu werden, hat sich die Gärtnerei "Schwarz" um Chef Heino Schwarz einige Maßnahmen überlegt, die er vor gut einer Woche (7. September 2022) veröffentlicht hat. Darin stellte er neulich den "Plan durch die schwierige Zeit" vor, einen Weg "durch die Energiekrise im Winter 2022/2023". Mit der Einleitung zog der Gärtnerei-Chef jedoch auch Ärger an. Das Statement beginnt folgendermaßen: "Vorab: Wenn im Handwerk oder Mittelstand Stimmen von Geschäftsleuten laut werden, dass man sich doch einfach mit Putin gut stellen sollte, sind wir entsetzt.

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Obwohl wir in vielen Bereichen der Energiekrise stark betroffen sind, lehnen wir diese Meinung ab. Das würde die Fehler der vergangenen Energiepolitik nur schlimmer machen. Wir wollen auch in Zukunft in einem freien Europa leben, welches nicht von irgendwelchen Diktatoren erpresst und bestimmt werden kann." Für den Absatz erhielt der Gärtner neben viel Beistand auch "Kritik": "Wir hatten einen einzigen Anruf einer Kundin erhalten, die mich richtig zusammengeputzt hat", erzählt Schwarz gegenüber inFranken.de.

"Dass sie wegen des Artikels nie wieder bei uns einkaufen wird. Ich fragte, worum es ihr konkret gehe und sie fand den Teil zu Putin unmöglich. Putin habe Recht, und die Deutschen seien die Bösen. Das war allerdings auch die einzige negative Reaktion", so Schwarz. "Ansonsten merken wir aber vor allem, dass wir sehr viel Zustimmung erhalten. Das Statement spiegelt unsere politische und familiäre Einstellung wider", so Schwarz. Ein Teil seiner Familie lebe derzeit in Litauen, "ein paar Kilometer, die Putin unglaublich gern eingenommen hätte". Es sei auch in seinem persönlichen Interesse, "dass meine Enkel in einem freien Europa aufwachsen können. Uns kommt es hoch, wenn Leute meinen, wir müssen mit Putin anbiedern, um billiges Gas zu bekommen."

"Leben nicht in zauberhafter Blase": So will die Gärtnerei "Schwarz" den Winter überstehen 

Im Statement klärt Schwarz über die "Schreckensmeldungen der Branche" auf: "Die aktuelle Situation ist nicht einfach und die Meldungen sind nicht positiv." 40 Prozent der holländischen Gartenbaubetriebe sollen die Produktion im Winter eingestellt haben, das Gas könnte sechs bis sieben Mal teurer werden, der Strompreis werde explodieren, Jungpflanzen seien schwer zu bekommen. "Einige deutsche Gartencenter planen von Weihnachten bis Anfang März komplett zu schließen", heißt es weiter.

"Leider leben wir nicht in einer zauberhaften Blase", schreibt Schwarz. "Wir haben aber die letzten Wochen viel geredet, nachgedacht und Lösungen ersonnen. Davon sind Sie direkt betroffen", spricht er seine Kund*innen an und erläutert die Maßnahmen: "Ab Ende Oktober wandern in Schwabach unsere Schnittblumen in das Verkaufsgewächshaus, hingegen werden die Zimmerpflanzen, die es wärmer benötigen, in den isolierten jetzigen Schnittblumenbereich umziehen." Dadurch sei das Zimmerpflanzensortiment in diesem Winter etwas geringer als sonst. Das große Zimmerpflanzengewächshaus werde von außen mit Noppenfolie eingepackt - "das macht den Blick im Inneren nicht schön, aber es ist effektiv."

In allen Betrieben werde es außerdem dunkler, die Scheinwerfer werden auf LED umgestellt und die Helligkeit reduziert. Bewegungsmelder sollen installiert sowie die adventliche Lichtdekoration erheblich eingeschränkt werden. Eine Reihe von "stillen Aktionen", von denen Kund*innen im besten Falle nichts mitbekommen, schließen sich dem Statement an. Die Ziele, die sich die Gärtnerei gesteckt hat und mit denen sie Mut für die Zukunft machen will, sind:

  • "Sie sollen so wenig wie möglich von der Krise merken."
  • "Die Pflanzenpreise, gerade bei Schnittblumen, werden rasant weiter steigen. Wir versuchen, das abzufangen und noch mehr auf regionale Produkte zu setzen."
  • "Wir planen weder Verringerungen der Öffnungszeiten, noch Reduzierung unseres Sortiments, noch sonstige tiefgreifende Einschnitte."
  • "Den Winter gut überstehen und das Beste aus einer herausfordernden Situation zu machen."