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Schnaittach: Schwiegereltern erschlagen und eingemauert - 24-Jährige wegen Anstiftung zum Mord verurteilt


Autor: Redaktion, Agentur dpa

Schnaittach, Mittwoch, 24. Januar 2018

Im Dezember 2017 hatte ein Mann aus Schnaittach nahe Nürnberg seine Eltern getötet und ihre Leichen einbetoniert. Er wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt, doch auch seine 24-jährige Verlobte musste sich vor Gericht stellen. Ihre Anklage wegen Anstiftung zum Mord wurde nun erneut verhandelt.
Eine 24-Jährige aus Schnaittach nahe Nürnberg stiftete ihren damaligen Verlobten zum Mord seiner Eltern an. Foto: Daniel Karmann/dpa


Doppelmord im Kreis Nürnberger Land: 24-Jährige stiftete Verlobten an, seine Eltern zu ermorden. Bereits im Dezember 2017 wurde ein Ehepaar aus Schnaittach von ihrem Sohn als vermisst gemeldet. Wenige Monate später fand die Polizei die Leichen der beiden eingemauert auf dem Grundstück. Ihr Sohn und seine Verlobte wohnten dort gemeinsam mit dem Paar. Kurz nachdem Verschwinden seiner Eltern hatten die beiden geheiratet.

Der Mann wurde wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Seine Partnerin wurde ebenfalls schuldig gesprochen: Sie soll ihn zu der Tat angestiftet haben. Für Anstiftung zum Mord an ihren Schwiegereltern sollte die 24-Jährige, wie auch ihr Mann, lebenslang hinter Gitter. Ihre Anwälte hatten später vor dem Bundesgerichtshof Revision eingelegt. Daraufhin war das Urteil aufgehoben worden.

Anstiftung zum Mord an Ehepaar aus Schnaittach: Erneut lebenslange Haftstrafe für 24-Jährige

Der Schulspruch stand dabei unverändert, es ging lediglich um das Strafmaß. Da sie bei der Aufklärung des Falles geholfen hatte, forderten ihre Anwälte eine geringere Strafe von nur elf Jahren.

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Das Landgericht Nürnberg-Fürth hatte den Fall deshalb erneut verhandelt - und bestätigte das ursprüngliche Urteil. Die 24-Jährige hatte zwar Aufklärungsarbeit geleistet, gleichzeitig aber ihre eigene Beteiligung an der Tat zurückgehalten und falsche Angaben gegenüber den Ermittlern gemacht.

Ursprüngliche Meldung vom 24.01.2018: Ehepaar erschlagen und einbetoniert: Verdächtige in Schnaittach festgenommen

Das seit Dezember in Schnaittach vermisste Ehepaar ist wahrscheinlich vom eigenen Sohn und dessen Ehefrau ermordet worden. Die Polizei fand die Leichen einbetoniert auf dem Grundstück der Vermissten. Die Leiche des Vaters wurde bereits identifiziert, das Obduktionsergebnis steht fest: Das Ehepaar wurde, wahrscheinlich mit einem Werkzeug, erschlagen.

Die Polizei fand Anfang Januar 2018 eine männliche und eine weibliche Leiche auf dem Grundstück des Paars im Landkreis Nürnberger Land. "Wir sind überzeugt, dass es sich um das vermisste Ehepaar handelt", sagte der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast.

Des gemeinschaftlichen Mordes verdächtig sind laut Oberstaatsanwältin Anita Traud der 25 Jahre alte Sohn der Eheleute sowie dessen 22-jährige Ehefrau. Beide Tatverdächtige sind laut Polizei Deutsche. Die beiden waren am Morgen von Spezialkräften festgenommen worden. Seit Montag sitzen sie in Untersuchungshaft. Das habe ein Richter angeordnet, sagte Oberstaatsanwältin Anita Traud am Dienstag. Die Ermittler werfen dem 25-Jährigen und seiner 22 Jahre alten Frau gemeinschaftlichen Mord in zwei Fällen vor. Die Frau habe bestritten, das Ehepaar getötet zu haben. Nach dpa-Informationen gab sie aber zu, ihrem Mann bei der Beseitigung der Spuren geholfen zu haben. Der 25-Jährige hat laut Traud bisher keine Angaben gemacht.

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Leichen wurden eingemauert

Rechtsmediziner begannen am Dienstag damit, die Leichen zu untersuchen. Zunächst bestätigten sie, dass es sich bei der männlichen Leiche um den vermissten Vater des 25-Jährigen handelt. Die Untersuchungen seien sehr umfangreich, sagte Traud - auch um den Tatzeitpunkt möglichst genau bestimmen zu können. Zur Todesursache machte Traud noch keine Angaben. Wann die Fachleute mit der Obduktion der weiblichen Leiche beginnen, war zunächst unklar.

Die Leichen waren in einem Nebengebäude der Garage eingemauert worden. In dem Haus im Nürnberger Land lebten sowohl das bislang als vermisst geltende Ehepaar als auch der Sohn und dessen Frau.Schnaittach: Eltern getötet und eingemauert - das heuchlerische Verhalten der Verdächtigen

Die 66 Jahre alte Frau und ihr 70 Jahre alter Ehemann waren seit Mitte Dezember vergangenen Jahres nicht mehr gesehen worden. Der Sohn hatte seine Eltern jedoch erst Ende Dezember als vermisst gemeldet. Weil er in seinen Aussagen widersprüchliche Angaben machte, schöpfte die Polizei Verdacht. Das tatverdächtige Paar - beide sind Deutsche - war am Montag festgenommen worden.

Zum Motiv äußerte sich die Staatsanwältin weiter nicht. "Das wäre Spekulation", sagte Traud. Der mittelfränkische Polizeipräsident Johann Rast hatte am Montag angedeutet, dass die 66-Jährige mit der Beziehung ihres Sohnes zu der 22-Jährigen nicht einverstanden gewesen sei. Die Hochzeit der beiden fand Ende Dezember ohne die Eltern des 25-Jährigen statt.

Interview im Fernsehen

Vor einer Woche hatten der 25-Jährige und seine Frau einem regionalen Fernsehsender ein Interview gegeben, in dem sie um Hinweise auf den Verbleib der Eltern baten. "Die größte Freude, die man uns machen könnte, wäre einfach, dass die beiden wieder zur Tür kommen. Dass wir wenigstens wissen, was mit ihnen passiert ist", sagte der Sohn darin.

In einer inzwischen nicht mehr abrufbaren Gruppe zu seinen vermissten Eltern im sozialen Netzwerk Facebook soll der Sohn zudem einen Spendenaufruf gestartet haben, um im Ausland nach seinen Eltern suchen zu können. Ob Spenden eingingen, wird laut Traud noch geprüft. In der Facebook-Gruppe dementierte der 25-Jährige Medienberichten zufolge auch Gerüchte, am Verschwinden seiner Eltern beteiligt gewesen zu sein. Der 25-Jährige habe sich vermutlich eine Art Parallelwelt aufgebaut, hatte Rast gesagt.

Der 25-Jährige hatte der Polizei erzählt, dass seine Eltern Verwandte besuchen wollten. Dafür hätten sie viel Gepäck und Bargeld mitgenommen, was für ihn auf eine längere Abwesenheit hingedeutet habe. Nachdem sie nicht wie angekündigt zurückgekommen seien und er sie auch über Weihnachten nicht auf dem Handy habe erreichen können, habe er einen Unglücksfall vermutet.

Widersprüche in den Aussagen

Im Lauf der Ermittlungen habe sich der 25-Jährige in "immer mehr Widersprüche" verwickelt, sagte die Leiterin der Polizeiinspektion in Schwabach, Cora Miguletz. Mal sagte er, seine Eltern hätten nach Kassel gewollt, dann nach Tschechien oder auch nach Frankreich. Auch zur geplanten Reisedauer habe er mehrfach unterschiedliche Angaben gemacht. Die Polizei fand keine Hinweise, wie die Eltern verreist sein sollten - etwa per Auto, Bahn oder Flugzeug.

Die Wohnung der Eltern wurde - mutmaßlich von den beiden Verdächtigen - gereinigt und laienhaft renoviert. Laut Miguletz erweckte dies den Eindruck, "als ob hier Spuren beseitigt werden sollten". In einer Grube im Boden der Garage, die laut Rast laienhaft zubetoniert wurde, fand die Polizei unter anderem das angebliche Reisegepäck der Eltern.