Schnaittach: Drei Wochen im Corona-Koma - Martin nimmt trotzdem eine Sache wahr
Autor: Daniel Krüger
Schnaittach, Mittwoch, 16. Juni 2021
Drei Wochen lang lag Martin Linek aus Schnaittach im Corona-Koma. "Das ist, als wäre man tot", sagt er. An eine Sache kann er sich dennoch erinnern.
- Martin Linek wird nach einer Corona-Infektion ins künstliche Koma versetzt
- 59-Jähriger kann sich dennoch an eine Sache erinnern
- Erkrankung überlebt: Am Freitag (18. Juni 2021) darf er wieder zurück nach Schnaittach, seinem Zuhause
Der Schnaittacher Martin Linek hat sich im Januar 2021 im Laufer Krankenhaus (Landkreis Nürnberger Land) mit Corona infiziert. Mit inFranken.de spricht er über Todesängste, den harten Kampf zurück ins Leben und wie er zu der aktuellen Corona-Politik steht. "Der Arzt und meine Schwester standen weinend neben meinem Bett", so Linek über Berichte aus seiner Zeit im künstlichen Koma. In wenigen Tagen wird der 59-Jährige aus der Corona-Reha in Sachsen entlassen - und braucht noch immer einen Gehstock.
Schnaittacher erkrankt nach Corona-Ausbruch in Klinik schwer - "Ich war völlig weg"
Bereits mehrere Wochen vor Beginn des Lockdowns im März 2020 habe er sich freiwillig in Quarantäne begeben, so Linek. Denn der sportbegeisterte Mann, der in seinem Leben bereits viele Marathons gelaufen sei, ist seit fünf Jahren Dialysepatient. "Zuhause pflege ich gleichzeitig meine 86-jährige demente Mutter", erzählt der Schnaittacher. Durch eine Begleiterkrankung der Nerven, die sogenannte Polyneuropathie, sei er dann am 19.01.2021 zu Hause kollabiert und habe sich den Oberschenkelhals gebrochen.
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Im Laufer Krankenhaus wird Lineks Bruch behandelt - doch kurz vor der Entlassung bricht in der Klinik das Coronavirus aus. Auch der Test des Schnaittachers ist positiv. "Während einer Dialyse hat eine behandelnde Ärztin dann festgestellt, dass die Sauerstoffsättigung im Blut unter 80 Prozent lag. Ich selbst habe davon nichts mitbekommen, keine Lungenschmerzen, keine Atemnot." Linek wird nach Neumarkt auf die Corona-Intensivstation gebracht. "Die Fragen, die mir der Arzt gestellt hat, konnte ich da schon kaum noch beantworten. Ich hab nichts mehr gerafft, war einfach völlig weg."
Zunächst wird der 59-Jährige über eine Sauerstoffmaske beatmet. "Aber das hat irgendwann nicht mehr geholfen. Als der Arzt nach einer Woche kam und meinte, wir müssen Sie ins künstliche Koma versetzen, hatte ich zum ersten Mal richtig Angst. Ich habe mich gewehrt, weil ich die Kontrolle behalten wollte. Meine Schwester war kurz zuvor aus Köln angekommen und ich habe gesagt: 'Da werden keine Maschinen abgestellt, ich will auf jeden Fall leben.' Wenn man weiß, etwa zwei Drittel der künstlich Beatmeten sterben - so eine Entscheidung will man nicht treffen."
Künstliches Koma: An eine Sache kann sich Martin dennoch erinnern
Nachdem Linek ins künstliche Koma versetzt wird, setzen die Ärzte einen Luftröhrenschnitt an, erzählt er. "Um mich besser beatmen zu können, war das nötig." Mehrere Wochen bekommt der 59-Jährige nichts von der Außenwelt mit. "Das ist, als wäre man tot. Nur an eine Sache kann ich mich erinnern: Man hat mir Märchen und meine Lieblingsmusik vorgespielt, Bruce Springsteen und Tom Petty. Das war eine Idee meiner Tochter, die in Wien Medizin studiert. Solche Reize sollen ja helfen." Für seine Angehörigen eine brutale Zeit. "Ich habe im Nachhinein erfahren, dass die Hälfte der Ärzte gesagt hat, ich werde sterben. Meine Schwester hat erzählt, dass der Arzt und sie weinend neben meinem Bett standen."
In dieser Situation sei nicht sicher gewesen "ob ich die nächsten sechs Stunden überlebe". Als Martin Linek nach über drei Wochen langsam unter Gabe von Medikamenten "aufgeweckt" wird, versteht er zunächst nicht, was passiert ist. "Das ist nicht wie im Fernsehen, wo Leute einfach plötzlich wach sind und lächeln. Ich dachte, es war alles gar nicht so dramatisch." Doch der Todeskampf hat Spuren hinterlassen. "Ich hatte vom Liegen Wunden an den Fersen, habe gezittert wie Espenlaub und konnte weder aufstehen noch einen Löffel halten."