Polizist erschossen: Das wissen wir über den "Reichsbürger" von Georgensgmünd
Autor: Peter Groscurth
Georgensgmünd, Donnerstag, 20. Oktober 2016
Nach den Todesschüssen auf einen SEK-Beamten im Kreis Roth sitzt der mutmaßliche Schütze nun wegen Mordverdachts in U-Haft.
Nach den Schüssen des mutmaßlichen Täters Wolfgang P. in Georgensgmünd (Landkreis Roth) ist ein Polizist seinen Verletzungen erlegen. Nach Medienberichten soll der SEK-Mann von drei Kugeln getroffen worden sein. Das tödliche Geschoss habe den Beamten direkt neben seiner schusssicheren Weste an der Schulter getroffen.
Der sogenannte Reichsbürger P. sitzt derzeit wegen Mordverdachts in U-Haft. Er ist nach Ansicht der Nürnberger Rechtsextremismus-Expertin Birgit Mair ein "extrem Rechter". Im sozialen Netzwerk Facebook sei der 49-Jährige unter anderem mit einem Mann befreundet, der bei der vom Landesamt für Verfassungsschutz als extremistisch eingestuften Gruppe Pegida Nürnberg regelmäßig als Redner und Organisator auftrete. "Ein Drittel von Pegida Nürnberg sind Neonazis", sagte Mair. P. hatte am Mittwoch bei einer Razzia einen Polizisten erschossen und einen weiteren mit einem Schuss schwer verletzt.
Wolfgang P. war regelmäßig bei Pegida in Nürnberg dabei
"Für mich sind da auch antisemitische Andeutungen und Verschwörungstheorien über Juden drin", so Mair über das Facebook-Profil des 49-Jährigen. Zudem habe der Mann eine Fotomontage geteilt, auf der Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), weitere Mitglieder der Bundesregierung sowie Bundespräsident Joachim Gauck auf einer Anklagebank sitzen. Darüber steht: "Schuldig - hängen!". Mair erklärte: "Mit so etwas sind wir bei den extrem Rechten angekommen." Sie wolle den Mann nicht einfach als Spinner abtun. "Sein Facebook-Profil macht keinen verwirrten Eindruck. Das ist ein ganz normales Profil für solche Leute aus der Szene."Im Internet gibt es auch einen Film, in dem Wolfgang P. über sich und seine Ansichten Auskunft gibt. Unter anderem meinte er: "Die Menschen müssen aufstehen und sich wehren." Er beruft sich unter anderem auf das Widerstandsrecht des Grundgesetzes. Der Kampfsportler fügte zudem an: "Ich möchte mithelfen, ein friedliches Miteinander zu machen."
Er bezeichnete die Bundesrepublik als "BRD Finanz GmbH"
Rund um sein Haus hatte der "Reichsbürger" eine gelbe Linie gezogen und bezeichnete sein Grundstück als "Staatsgebiet". Die Bundesrepublik bezeichnete er hingegen nur noch als "BRD Finanz GmbH" und belehrte Beamte, die offene Geld-Forderungen eintreiben wollten, über seine Staatsauffassung. Auf dem Briefkasten des Anwesens steht: "Regierungsbezirk Wolfgang. Mein Wort ist hier Gesetz".Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat nun eine stärkere Überwachung der "Reichsbürger" angekündigt. "Unser Ziel ist es, allen 'Reichsbürgern', die legal eine Waffe besitzen, ihre Waffenerlaubnis zu entziehen", erklärte Herrmann. Die Bewegung werde jetzt noch intensiver von Polizei, Verfassungsschutz und Sicherheitsbehörden überwacht. Ein Vorgehen, das auch Jürgen Köhnlein, Bezirkschef der Deutschen Polizeigewerkschaft in Oberfranken, unterstützt. Er sagte weiter dazu: "Es kann nicht sein, dass Personen unsere Staatsautorität ignorieren."
Herrmann und Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sprachen den Angehörigen des getöteten Polizisten ihr Mitgefühl aus. Die Anhänger der "Reichsbürger" verstehen sich als Bürger des Deutschen Reiches und erkennen Behörden nicht an. Sie sind auch in Oberfranken aktiv. Das zumindest belegen Recherchen dieser Zeitung. mit dpa