Quelle-Gelände Nürnberg: Wieso die Kreativen noch nicht in Heizhaus gezogen sind
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Dienstag, 01. März 2016
Nach der Versteigerung des ehemaligen Versandhauses Quelle wollten die Kreativen eigentlich schon längst ins kleine Heizhaus eingezogen sein.
           
Weit wäre der Umzug nicht gewesen. Direkt gegenüber des Versandhauses steht unterhalb des Quelle-Turmes das kleine Heizhaus. Hier wollten die Kreativen nach der Versteigerung des Areals eigentlich schon längst eine neue Heimat für ihre Werkstätten und Ateliers gefunden haben. "Stattdessen spielen die mit uns Katz und Maus", ärgert sich Peter Kunz. 
Gemeinsam mit rund 50 Künstlern und Kreativen wartet der 43-jährige Fotograf seit Monaten darauf, den kurzen Umzug von der einen auf die andere Straßenseite endlich beenden zu können. "Unsere Sachen stehen schon drin. Aber wir dürfen ohne Begleitung und ohne Voranmeldung nicht ins Haus. Und einen Mietvertrag haben wir auch noch nicht", schildert Kunz die verfahrene Lage. "Wir wollen einfach wieder arbeiten." 
  
  In den Mühlen der Bürokratie
 
Kurz vor dem Einzug sind die Kreativen in die bürokratischen Mühlen geraten. "Wir dürfen erst rein, wenn wir ein Brandschutzgutachten vorlegen. Wir sind allerdings nur die Mieter. Aber wir müssen als Mieter die Kosten für dieses Gutachten tragen", fasst der Fotograf den aktuellen Sachstand zusammen. Bis zu 25.000 Euro soll so ein Gutachten kosten. Dabei soll der Mietvertrag nur über vier Jahre laufen. Längere Mietverträge will der Vermieter Sonae Sierre, der das Gebäude im Juni für knapp 17 Millionen ersteigert hat und aus dem großen Versandhaus ein gigantisches Einkaufszentrum machen will, bisher mit den Kreativen offensichtlich nicht abschließen. "Wir würden natürlich gerne länger bleiben, dann würden sich die Kosten für das Genehmigungsverfahren für uns lohnen", sagt Kunz.
Derweil stehen sich der Fotograf und seine kreativen Freunde mal wieder vor dem Gebäude die Beine in den Bauch. "Ich will hier eigentlich T-Shirts drucken", sagt Sebastian Taute (31) und zeigt auf die verschlossene Tür zu seiner Werkstatt. Auch Christian Weiß würde gerne lieber jetzt als gleich mit seiner Arbeit loslegen. Der 36-jährige Künstler beschriftet Klinkersteine in goldenen Lettern mit dem weltbekannten Quelle-Schriftzug. Peter Kunz hofft, dass er endlich wieder sein Fotostudio aufbauen kann. "Wir sind keine Hausbesetzer. Beim Thema Sicherheit muss alles seine Ordnung haben. Aber wir brauchen einfach Räume für Kreative", sagt Kunz.
Damit ihr Traum nicht platzt, arbeiten die Kreativen jetzt an dem Brandschutzgutachten. Aus dem Schneider sind sie freilich selbst dann noch nicht. Die Stadt könnte eine Genehmigung mit Auflagen verbinden, warnt Gerhard Steinmann, der Leiter der Bauordnungsbehörde.
Ein Risiko für die Kreativen. Denn die Auflagen könnten die Kasse der Künstler zusätzlich belasten. Dabei steigt ihnen schon jetzt das Wasser bis zum Hals. "Die ganze Verzögerung und Unsicherheit geht an die Existenz von uns allen hier", fürchten die Kreativen der Quelle unisono.