Prozess in Nürnberg: Angeklagter rast aus Rache in Imbiss
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Freitag, 26. Februar 2016
Ein 43-Jähriger soll absichtlich mit dem Auto in eine Personengruppe in Nürnberg gefahren sein. Vor Gericht lieferte er Einblicke in eine abstruse Welt.
           
Aus Rache soll der 43-jährige Angeklagte mit seinem Auto gezielt in eine Personengruppe gefahren sein, die an einem Aprilsonntag vor einem Imbiss in Nürnberg im Freien saß. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Mord vor. 
Drei Menschen habe er mit seiner Aktion heimtückisch töten wollen. Die Geschädigten erlitten teilweise schwere Knochenbrüche. Unbeteiligte Besucher des Balkan-Grills konnten sich nur durch einen beherzten Sprung zur Seite retten. Auch ein Ehepaar mit Kind konnte sich vor dem heranrasenden Wagen in Sicherheit bringen. 
Der Angeklagte sieht die Geschichte ganz anders. Seine Version geht so. Auf keinen Fall wollte er die drei Imbiss-Gäste umbringen. Lediglich einen Mann aus der Gruppe habe er auf dem Kieker gehabt. Wie ein wilder Stier habe er "rot" gesehen und sei mit dem Wagen auf den Mann zugerast. Das Hauptopfer erlitt zahlreiche Brüche an den Beinen. 
  
  Angeklagter spricht von einem Denkzettel
 
"Ich wollte ihm nur einen Denkzettel geben, weil er mich seit 2013 provoziert", verteidigt sich der Angeklagte. Mit "ihm" belastete der Angeklagte einen Mann aus dem Kosovo. Der sei Teil einer "großen Familie und großen Bande", die in Nürnberg "total aggressiv" ihr Unwesen treibe. Wodurch genau er sich provoziert gefühlt habe, wollte Richterin Barbara Richter-Zeininger von den Angeklagten am Freitag vor Gericht in Nürnberg wissen. Der Angeklagte habe nur seinem Kumpel, einem Disco-Türsteher aus Fürth, helfen wollen. Der sei von der besagten Familienbande brutal verdroschen worden. Der eine wollte den anderen "kalt machen". Der andere den nächsten "in die Fresse" hauen. Der Angeklagte behauptet, als einziger die Ruhe bewahrt zu haben. "Wir sind hier in Deutschland und nicht im Kosovo", habe er zu seinem zusammengeschlagenen Freund gesagt. Aber Polizei und Staatsanwaltschaft hätten gegen den Clan nichts unternommen. Deshalb habe er sich entschieden, die Geschädigten mit den Auto selber über den Haufen zu fahren.
Warum er nach dem "Unfall" den Rückwärtsgang eingelegt und davongefahren sei, will die Richterin dann noch wissen. "Die wollten mich abknallen, mir blieb nichts anderes übrig, als abzuhauen", erzählt der Angeklagte. Nach der Auto-Attacke sei es ihm "richtig schlecht" gegangen. "Ich dachte, mein Herz kommt raus", beschreibt er seine Atemnot und das Herzrasen nach der Tat.
Bis zum 17. März hat das Schwurgericht nun Zeit, die genauen Tathintergründe zu klären. Insgesamt sind sieben Verhandlungstage vorgesehen. Dem Angeklagten droht eine lange Haftstrafe.