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Peter Maffay in Nürnberg: Er kann es immer noch


Autor: Günter Flegel

Nürnberg, Montag, 05. März 2018

Peter Maffay hat am Samstagabend 7000 begeisterte Fans auf eine Zeitreise durch ein halbes Jahrhundert Musikgeschichte mitgenommen.
Maffay hoch fünf: Eine mitreißende Show, auf der riesigen LED-Leinwand famos in Szene gesetzt, bot der 68 Jahre alte Rocker aus Tutzing in der Arena in Nürnberg. Foto: Günter Flegel


Es kracht und scheppert, es blitzt und donnert: Wer am Samstagabend in die Arena Nürnberg pilgerte, um einen lauschigen Abend mit Peter Maffay zu erleben, wurde aufs heftigste enttäuscht: Der 68 Jahre alte Rocker entfachte einen musikalischen Wirbelsturm auf der Bühne, eine Zeitreise jenseits jedes Tempolimits und jeder Altersbeschränkung.


Um das Phänomen Maffay zu verstehen, das seit einem halben Jahrhundert die deutsche Musiklandschaft prägt wie kein anderes, muss man ins Publikum lauschen: Zu Peter Maffay kommen die Fans, die den Unverwüstlichen vor 50 Jahren in der "Hitparade" zum ersten Mal gehört haben. Zu Maffay kommen die Väter und Mütter mit den Kindern, die wie Tabaluga nicht erwachsen werden wollen. Peter lockt die Rocker aus Nürnberg, in deren Motorradclub der Harley-Fahrer Ehrenmitglied ist. Zu Maffay kommen einfach alle, weil der Peter Maffay einfach irgendwie immer da war.

Und jeder hört ihm gerne zu, weil jedes seiner Lieder eine Geschichte erzählt, selbst wenn der "Märchenonkel" (Maffay über Maffay) auf der Bühne nichts dazu sagt. Jeder ist schon einmal über sieben Brücken gegangen, jeder bekommt beim Gedanken an eine Eiszeit Gänsehaut, und jeder verbindet mit Maffays Liedern etwas Persönliches. Läge am Ausgang ein Buch, die meisten würden dem Rocker ins Poesiealbum schreiben: So bist du.


Schlager mit Wumms

Er ist einer, der sich nie verstellt hat und heute schon gar nicht mehr verstellen muss. Kein deutscher Musiker hat mehr Nummer-1-Alben verkauft als Peter Maffay, nur wenige haben über so lange Zeit so erfolgreich konsequent auf Rock in Deutsch gesetzt, der sich in einer Nische verstecken musste, als Maffay den Schlager Schlager sein ließ. Es spricht für das Selbstbewusstsein des Rockers, dass er zu seinem musikalischen Damals steht. Und es beweist sein Können, dass er einen Heuler wie "So bist du" in der "Unplugged"-Version in den Rock'n'Roll Himmel beamt.

Bestens gelaunt, voller Energie und stets mit einem Augenzwinkern spielte sich der 68-Jährige am Samstag in Nürnberg durch ein Zweieinhalb-Stunden-Programm, ohne müde zu werden. Mit auf der Bühne standen neben seiner altgedienten Band, die am Ende für zwei Stücke "plugged" und fett drauflos rocken durfte, junge Gastmusiker, Streicher, Bläser, Flötenspieler ... das ganze Programm.


Auf dem Teppich

Maffay und Co. legten einen breiten Soundteppich vor die gigantische LED-Leinwand, die nicht nur dazu genutzt wurde, den kleinen Sänger groß in Szene zu setzen. Bunte Farben, stehende und bewegte Bilder machten aus Maffays Musik ein Gesamtkunstwerk mit vielen emotionalen Momenten.

Bei "Eiszeit" (von 1982) fliegen die Atomraketen, verzweifelte Menschen tragen die Botschaft aus einem anderen Jahrtausend ins Heute - aktueller denn je, nachdem Putin eine neue Runde im atomaren Wettrüsten angekündigt hat, nachdem in den USA und in Nordkorea Männer an der Macht sind, die mit den Muskeln spielen. "Überlasst diesen Idioten nicht die Welt", rief Peter Maffay.

Und dann gab es diesen einen großen Moment in einem kleinen Lied, den keiner vergessen wird, der dabei war: Als Peter Maffay mit Johannes Oerding über "Sieben Brücken" ging, füllten 7000 ganz persönliche Fan-Versionen die Halle, unplugged, ohne alles, Musik pur. Oerding blickte mit feuchten Augen von der Leinwand still ins Rund. Peter Maffay hatte im Interview mit dieser Zeitung angekündigt, er sei sicher, dass es auch in der großen Halle intime Augenblicke geben kann. Er hatte nicht zu viel versprochen.