Mehr als fünf Millionen Menschen sind laut Bundesgesundheitsministerium in Deutschland suchtkrank. Darunter Menschen mit Alkohol-, Medikamenten-, Drogen-, Glücksspiel- oder Onlinesucht. Wie sich eine Pandemie auf diese Menschen auswirkt, erklärt Erica Metzner vom Suchthilfezentrum Nürnberg.
Für viele Deutsche war und ist die Coronakrise ein Härtetest.Kurzarbeit, Ausgangsbeschränkungen, Angst vor einer Infektion. Mit der Krise kommen jede Menge Faktoren, die sich negativ auf die Psyche eines Menschen auswirken können. Doch wie wirkt sich die Pandemie auf Suchtkranke aus - Menschen, die ohnehin schon körperlich wie psychisch krank sind?
Stellt Corona für Menschen mit einer Suchtkrankheit eine Gefahr dar? Ja, meint Erica Metzner, Einrichtungsleiterin des Suchthilfezentrums Nürnberg. In einem Gespräch mit inFranken.de schildert sie, wie die letzten Monate für sie, ihre Kollegen und vor allem ihre Klienten war.
Corona: Für Suchtkranke eine schwere Zeit
„Viele sind wegen Corona auf sich zurückgeworfen. Sie sind isoliert. Eventuell droht ein Arbeitsplatzverlust. Die Struktur fällt weg. Es gibt insgesamt mehr Probleme“, schildert Metzner die Situation von Suchtkranken während der Pandemie.
Bald könnten jedoch immerhin die Gruppentherapien – wenn auch verkürzt – wieder stattfinden: „Wir haben einem 120 Quadratmeter großen Therapieraum, in dem wir sichere Bedingungen mit viel Desinfektion und Lüften schaffen. Etwa sieben bis acht Leute können dann teilnehmen.“ Außerdem seien seit dem 4. Mai persönliche Gespräche wieder möglich.
Mehr Neuanmeldungen als vor einem Jahr
Während das Team des Suchthilfezentrums ihre Klienten gut durch die Corona-Zeit bringen konnte, scheint die Pandemie andere Menschen in die Sucht getrieben zu haben. „Wir hatten viele Neuanmeldungen in den vergangenen Wochen“, so Metzner. Zwar würden sich immer viele Menschen im Suchthilfezentrum melden, doch sei anhand der Zahlen durchaus ein Anstieg zum letzten Jahr zu sehen: Während vom 1. Januar 2019 bis zum 30. Juni 2019 550 Menschen in Beratung gewesen waren, hätten im gleichen Zeitraum 2020 620 Personen eine Beratung in Anspruch genommen.