Druckartikel: Nürnberger Museen wollen mit Speer und Dürer punkten

Nürnberger Museen wollen mit Speer und Dürer punkten


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Dienstag, 17. Januar 2017

Die Museen in Nürnberg wollen mit Dürer- und Speer-Ausstellungen für Aufmerksamkeit sorgen. Die Frankenmetropole will Kulturhauptstadt 2025 werden.
Florian Dierl will mit Speer-Schau bundesweit für Furore sorgen. Foto: Nikolas Pelke


Mut für neue Aufgaben: Unter diese Überschrift hat die Direktorin der städtischen Museen in Nürnberg, Ingrid Bierer, das neue Museumsjahr gestellt. Dieses zuversichtliche Motto habe viel mit der Bewerbung der Frankenmetropole zur Kulturhauptstadt 2015 zu tun.

Bierer hat bei der Jahrespressekonferenz am Dienstag in Nürnberg zugegeben, dass sie der Bewerbung zunächst skeptisch gegenübergestanden habe. Schließlich komme "jede Menge zusätzliche Arbeit" auf die Museen zu. "Wenn es gelingt, unter dem Label Kulturhauptstadt die Kräfte zu bündeln, schaffen wir vieles von dem was gefordert wird." Mittlerweile sei sie aber überzeugt von der Kulturhauptstadt-Idee. Fortan würden sich die Museen der Stadt mit Verve in die Bewerbungsphase stürzen.


Der größte Maler der Renaissance

Inhaltlich wollen die Museum in diesem Jahr mit zwei großen Namen punkten: Albrecht Dürer und Albert Speer. Dem größten Maler der Renaissance widmet das Dürer-Haus im Reformationsjahr eine große Schau. Unter dem Titel "Neuer Geist und neuer Glaube. Albrecht Dürer als Zeitzeuge der Reformation" wird Dürers Verhältnis zu Luther beleuchtet. "Wir hoffen, dass wir für diese Ausstellung das Bild ,Das letzte Abendmahl` nach Nürnberg holen können", erklärte Dierer. Das weltberühmte Original aus der Hand des Meisters hängt in Wien im Museum "Albertina". Zuletzt hatte es wieder Probleme gegeben, wenn Nürnberg ein Werk des berühmtesten Sohnes der Stadt wenn auch nur für kurze in die Heimat für eine Ausstellung zurückholen wollte.


Dokuzentrum stellt umstrittenen NS-Baumeister aus

Bundesweit für Aufmerksamkeit sorgen wird sicherlich die Ausstellung über den Architekten des Reichsparteitagsgeländes, Albert Speer. Mit großem Aufwand will Florian Dierl, neuer Direktor des Doku-Zentrums, den umstrittenen Baumeister des Dritten Reiches beleuchten. "Wir wollen herausarbeiten, warum Speer sich nach seiner Entlassung aus der Haft im Jahr 1966 erfolgreich von den Verbrechen des Dritten Reiches distanzieren konnte." Selbst große Historiker wie Joachim Fest oder Golo Mann seien ihm auf den Leim gegangen. Speer sei viel enger mit dem Regime verstrickt gewesen, als er in den 60er und 70er Jahren zugegeben wollte. "Speer hat sich nur als Technokrat gesehen. Das wollen wir widerlegen." Das Doku-Zentrum rechnet mit zehntausenden Besuchern. Schließlich seien die Bauten von Albert Speer nur noch in Nürnberg zu sehen. In Berlin stünde lediglich noch ein Probefundament für die geplante Welthauptstadt "Germania". Mit der Zeppelintribüne wird derzeit die Restaurierung eines der bedeutendsten NS-Bauwerke von Albert Speer vorbereitet. Dierl betonte gegenüber dieser Zeitung, dass die Anlage im Stil des Pergamonaltars entgegen häufiger Behauptungen eine gute Qualität habe. Pfusch am Bau hätten die Nazis damals sowieso nicht zugelassen. Dem berühmten Bauwerk hätten vielmehr die Nürnberger selbst nach dem Krieg mit einer Sprengung großen Schaden zugefügt. Der damalige SPD-Oberbürgermeister, Andreas Urschlechter, habe die Säulenreihe 1967 in einer Nacht- und Nebelaktion in die Luft jagen lassen, weil ein Student aus Israel die Mäander an der Decke fälschlicherweise für Hakenkreuze gehalten habe. Die Nürnberger hätten die eigene Vergangenheit seinerzeit am liebsten ebenfalls ganz schnell vergessen machen wollen. In diesem Bestreben sei die Stadt dem berühmten Architekten durchaus vergleichbar. Zumal Andreas Urschlechter selbst ein Mitglied der NSDAP gewesen sei. Über diese Tatsache werde ich Nürnberg noch heute öffentlich fast überhaupt nicht gesprochen, kritisierte Dierl, der freilich über die enge Perspektive der Stadthistorie hinausgehen will. Mit der geplanten Speer-Schau will er nicht weniger, als die Auseinandersetzung der alten BRD mit den Thema Erinnerungskultur und Nationalsozialismus verbinden.


Vier Highlights im neuen Nürnberger Ausstellungsjahr 2017:

Albrecht Dürer
"Neuer Geist und neuer Glaube. Albrecht Dürer als Zeitzeuge der Reformation" ist vom 30. Juni bis zum 3. Oktober 2017 im Albrecht-Dürer-Haus zu sehen. Der berühmteste Sohn der Stadt sei laut Dürer-Museum ein "leidenschaftlicher Christ" gewesen. Dürer sei obendrein einer der "bestdokumentierten Persönlichkeiten der Reformationsepoche". Anhand von Zeichnungen, Druckgraphiken, Gemälden, Medaillen und Skulpturen sowie Büchern und Archivalien werden die überraschenden Zusammenhänge zwischen Humanismus, Kunst und Reformation aufgezeigt.

Albert Speer
Die Ausstellung "Albert-Speer in der BRD: Vom Umgang mit deutscher Vergangenheit" wird am 28. April eröffnet und wird bis zum November zu sehen sein. Die Schau widmet sich der Legende, Speer und die Deutschen hätten von den Verbrechen des Nationalsozialismus nichts gewusst und seien von der Auro Hitlers in den Krieg und Judenmord quasi hineingetragen worden.

Haller von Hallerstein
Das Fembohaus widmet sich zum 200. Todestag dem umtriebigen Nürnberger Patrizier Carl Haller von Hallerstein vom 23.11.2017 bis 4.3.2018 unter der gleichnamigen Überschrift. Der Patrizier gehörte zum Kreis des antikenbegeisterten Kronprinzen Ludwig. Mit Geld von den bayerischen Monarchen bereiste er im frühen 19. Jahrhunderte die Stätten der Antike und war an spektakulären Ausgrabungen beteiligt.

Nürnberger Prozesse
Das Museum Memorium blickt nach Europa. "Jenseits von Nürnberg" heißt der Titel der Schau, die die Strafverfolgung von NS-Verbrechen vom 23. Februar bis zum 30. November im Justizpalast thematisiert.