Druckartikel: Nürnberg: Traditionsladen "Holzschnitzerei Nocker" prägte Stadtbild mit - Schließung in Kürze

Nürnberg: Traditionsladen "Holzschnitzerei Nocker" prägte Stadtbild mit - Schließung in Kürze


Autor: Erik Jasper

Nürnberg, Mittwoch, 17. Januar 2024

Die Stadt Nürnberg wird 2024 ein weiteres Traditionsgeschäft verlieren. Einige Werke des Gründers verzieren das Stadtbild - Sammlern bietet sich nun die letzte Chance auf den Erwerb seiner Handwerkskunst.
Das Traditionsgeschäft "Holzschnitzerei Nocker" wird Ende Januar ein letztes Mal für seine Kundschaft öffnen. Seit Jahrzehnten gibt es hier hochwertige Holzkunstwerke zu erwerben.


Die Nürnberger "Holzschnitzerei Nocker" in der Äußeren Sulzbacherstraße ist seit vielen Jahren eine beliebte Anlaufstelle für hochwertige Krippenspiele, Kreuze und sonstige Holzkunstwerke aller Art. Seit dem Tod des Gründers Carl Nocker, der das Handwerk einst im fernen Südtirol erlernt hatte, führt dessen Ehefrau Waltraud die Geschäfte weiter.

Wie die Inhaberin im Gespräch mit inFranken.de verrät, wird das Traditionsgeschäft allerdings schon bald seine Pforten schließen. Bis Ende Januar bleibt den Kunden der Holzschnitzerei noch Zeit, ein letztes Kunstwerk des verstorbenen Meisters zu erwerben. Auch im benachbarten Fürth musste der Traditionsladen Saueracker nach mehreren Jahrzehnten schließen.

Kunden aus ganz Deutschland: Nürnberger Traditionsgeschäft schließt 2024

Waltraud Nocker war seit den Anfängen in den 1990ern dabei, als ihr Mann Carl das Geschäft in Erlenstegen eröffnete. Nach einigen Jahren im Nürnberger Nordosten zwang die Feuchtigkeit im damaligen Gebäude die Nockers zum Umzug: "Das war ein uraltes Haus, die Nässe dort war irgendwann nicht mehr vereinbar mit den Schnitzereien", sagt sie. Gezwungenermaßen zog das Paar ein gutes Stück stadteinwärts und fortan ging Meister Carl seiner Arbeit in der Äußeren Sulzbacherstraße nach. Einige seiner Werke, so erzählt Waltraud Nocker, könne man heutzutage im Nürnberger Stadtbild bestaunen, etwa die Altarsäule in der Frauenkirche.

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Doch nicht nur die Kirche sei eine treue Kundin des Holzbildhauers gewesen, vielmehr hätten seine Werke auch private Käufer aus ganz Deutschland angezogen. Selbst als Carl vor nicht allzu langer Zeit verstarb, und Waltraud den Verkauf von da an allein weiterführte, sei dieser Kundenstamm dem Nürnberger Traditionsladen weiterhin treu geblieben. In wenigen Wochen soll dann allerdings auch mit dem Verkauf für immer Schluss sein, denn "wenn der Meister weg ist, geht es einfach nicht mehr".

Mit dem Ableben des renommierten Holzschnitzers Nocker verlor das sterbende Handwerk ein echtes Aushängeschild im süddeutschen Raum, der die Kunst noch mit der Muttermilch aufgesogen hatte. "Seine Familie kommt aus Südtirol und betreibt die Holzschnitzerei seit Generationen. Ich habe seine Verwandten gefragt, ob sie den Laden übernehmen wollen, aber die wollen in der Heimat bleiben", berichtet die gebürtige Münchnerin.

Inhaberin geht in den Ruhestand: "Kundschaft will mit Sekt kommen"

Generell fehle es laut Nocker in der Holzbildhauerei an Nachwuchs: "Dafür kann man nicht an eine Kunsthochschule gehen, das Handwerk muss von Grund auf erlernt werden. Aber das macht heutzutage niemand mehr." Da niemand das Geschäft übernimmt, können Interessierte nach voriger Terminvereinbarung per Telefon oder Mail nur noch bis zum 30. Januar 2024 die Werke des verstorbenen Meisters erwerben und sich von Waltraud Nocker in ihrem Laden verabschieden. "Eine Kundschaft will mit Sekt kommen", verrät die scheidende Inhaberin mit einem Lächeln in der Stimme, "ich werde die Menschen sehr vermissen, es sind reizende Leute".

Vor allem deshalb spricht Nocker von "gemischten Gefühlen" im Hinblick auf das nahende Ende des Geschäfts, betont jedoch gleichzeitig, dass die alleinige Fortführung des Betriebs "schlichtweg zu viel" sei. Nach der Schließung soll es für Waltraud Nocker dann in den Ruhestand gehen, zumindest vorläufig: "Wer weiß, wie lange ich es dort aushalte". Weitere Nachrichten aus Nürnberg und Umgebung findest du auf unserer Lokalseite.