Nürnberg: Standesamt mit peinlichem Fehler - "in Gedanken Hochzeit geplatzt"
Autor: Manuel Dietz
Nürnberg, Donnerstag, 11. April 2024
Winnie (31) und ihr Verlobter Marko (38) wollen im Mai heiraten. Weil die Hochzeit im Ausland stattfinden soll, müssen sie auch Unterlagen aus Nürnberg beantragen. Doch als sie einen Blick auf die Dokumente werfen, können sie ihren Augen nicht trauen.
Winnie (31) und Marko (38) aus Schkeuditz (Sachsen) sind seit drei Jahren ein Paar und wollen im Mai sogar heiraten. Ihre Hochzeitsvorbereitungen entwickelten sich jetzt aber zu einem regelrechten Albtraum. "Weil wir in Polen heiraten, brauchen wir ein sogenanntes Ehefähigkeitszeugnis", erklärt Winnie gegenüber NEWS5. Um ein solches Ehefähigkeitszeugnis zu bekommen, benötigen sie demnach vorab Auszüge aus dem Geburtenregister ihrer Heimatstadt, die beispielsweise bescheinigen sollen, dass die beiden nicht bereits anderweitig verheiratet sind oder in einem verwandtschaftlichen Verhältnis zueinander stehen.
Als Markos angeforderte Dokumente nach knapp zwei Wochen eintrafen, sei Winnie allein zu Hause gewesen. Aufgrund des Zeitdrucks im Hinblick auf die nahende Hochzeit, habe sie sich schließlich dazu entschieden, den Brief zu öffnen. "Ich habe halt so geblättert und geguckt, was da so drin steht", berichtet sie. Plötzlich habe sie gestutzt. "In dem Moment war es ein absoluter Schock", erinnert sie sich. "Ich habe auch direkt angefangen zu heulen, weil, wenn man das liest, dann denkt man erstmal: Oh mein Gott, mein ganzes Leben wird gerade auf den Kopf gestellt".
Böse Überraschung bei den Hochzeitsvorbereitungen: Verlobter soll bereits in Nürnberg geheiratet haben
In Markos Auszügen stand nämlich verzeichnet, dass er bereits im August 2014 in Nürnberg geheiratet habe und sogar Vater einer kleinen Tochter sei. "Da ist mir erstmal das Herz in die Hose gerutscht", berichtet Winnie. Immer wieder habe sie sich durch die Unterlagen geblättert, es habe aber "einfach alles keinen Sinn gemacht". In ihr seien Zweifel aufgekommen. "In meinen Gedanken ist die Hochzeit schon geplatzt gewesen", erinnert sie sich. "Ich habe mich schon hier ausziehen sehen und das ganze Leben, wie man es führt, irgendwie erstmal auf Eis gelegt". Dann habe sie sich aber schließlich besonnen und versucht, ihren Verlobten zu erreichen.
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Zunächst sei auch Marko mit der Situation überfordert gewesen. "Für mich war es natürlich auch erstmal ein Schlag ins Gesicht", berichtet er. Er habe die ganze Geschichte aber so schnell wie möglich aufklären wollen und deshalb auch sofort beim Standesamt seiner Geburtsstadt Hoyerswerda angerufen, um eine Löschung der Urkunde zu beantragen. Am Telefon habe er demnach klargestellt, dass es sich um einen Fehler handle und dass auch das Kind nicht von ihm sei. "Dann haben sie im Computer nachgeschaut und festgestellt, dass da irgendwas ist, was nicht dort rein gehört", erklärt Marko. "Tatsächlich haben sie auch gleich dazu gesagt, dass es bis zu sechs Monate dauern kann, so eine Löschung zu beantragen". Zeit, die die beiden aber nicht haben.
"Erstmal war ich beruhigt, dass die gesagt haben, es könne auch ein Fehler sein", berichtet Winnie. "Aber selbst wenn wir jetzt wissen, dass es ein Fehler ist, dauert das eben bis zu sechs Monate, bis das korrigiert wird". Deshalb habe sie sich schließlich selbst auf die Suche nach der Frau gemacht, die Marko im August 2014 in Nürnberg geheiratet haben soll, um den zuständigen Standesämtern die richtigen Daten zu liefern - mit Erfolg. "Dadurch, dass wir dann den Namen hatten, zu dem der Eintrag eigentlich gehört, konnten wir auch das Standesamt in Nürnberg direkt kontaktieren", erklärt Winnie. "Die konnten uns das ja dann im Endeffekt auch sehr schnell bestätigen, dass die das auch so in ihren Dokumenten haben". Dann sei plötzlich doch alles ganz schnell gegangen. "Letztendlich wurden die Dokumente korrigiert und gelöscht, sodass wir unseren Hochzeitsplänen wieder nachgehen konnten", berichtet Marko.
"Kann man sich nach 30 Jahren gut erklären": Standesamt-Leiterin äußert sich zu Hochzeits-Chaos
Trotz des Unterlagen-Chaos, dass sie durchmachen mussten, zeigen die beiden Verständnis. "Mittlerweile sehen wir das schon mit Humor", erklären sie. "Auch einfach, weil es eine Geschichte ist, die wir wahrscheinlich noch unseren Enkeln irgendwann später erzählen werden" und die ganze Sache in ihrem Fall am Ende ein gutes Ende genommen habe. Trotzdem dürften solche "gravierenden Fehler" normalerweise nicht passieren. "Es müsste meiner Meinung nach Wege und Mittel geben, dass das geprüft wird, ob jetzt so ein Eintrag wirklich auch zu dem Namen passt", so Winnie.
Dass solche Fehler immer mal wieder vorkommen, weiß auch Judith Maschlanka, Leiterin des Standesamts in Nürnberg. "Leider", wie sie bedauert. "Wir passen alle auf, es soll nicht passieren, aber es sind halt alles nur Menschen, die arbeiten und ganz ab und zu passiert auch sowas", sagt sie. Als Marko sie anrief, habe sie demnach sofort geahnt, dass da ein Fehler passiert sei. "Erstmal musste ich schmunzeln, weil nach 30 Jahren Standesamt kann man sich das gut erklären, wie es passiert ist", so Maschlanka. Fälle wie diese seien aber dennoch "sehr selten", wie sie erklärt. "In meiner Laufbahn von fast 30 Jahren habe ich jetzt drei Fälle mitbekommen, einen weiß ich aus Nürnberg, die anderen waren von anderen Standesämtern und da ist dieser mitgezählt".