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Nürnberg: Schwestern müssen in Notunterkunft leben, weil sie keine Wohnung finden


Autor: Redaktion

Nürnberg, Freitag, 22. Februar 2019

Die Lage auf dem Nürnberger Wohnungsmarkt spitzt sich seit Jahren zu. Tamara und ihre behinderte Schwester gehören zu den Opfern der Wohnungsnot. Seit zwei Jahren müssen die Schwestern in einer Notunterkunft hausen, weil sie in Nürnberg keine Wohnung finden.
Wohnungsnot in Nürnberg: Zwei Frauen finden seit Jahren keine Wohnung und müssen in einer Notunterkunft auf engstem Raum zusammenleben. Symbolfoto: PublicDomainPictures/pixabay.com


Seit zwei Jahren wohnen Tamara und ihre behinderte Schwester in einer Notunterkunft bei Nürnberg. In der Stadt können die beiden einfach keine Wohnung finden. Nach zahlreichen Absagen ist Tamara niedergeschlagen. Einen Vorfall kann sie bis heute nicht vergessen.

Das schlimmste Erlebnis hatte sie bei einer Besichtigung mit ihrer Schwester, erzählt Tamara. Als sie gemeinsam vor der Wohnungstür standen, habe sie der Vermieter gar nicht erst reingelassen. Als er Tamaras behinderte Schwester sah, habe er gesagt: "Solche Leute nehmen wir hier nicht!"

Nur zehn Wohnungs-Besichtigungen in den vergangenen Jahren

In den vergangenen Jahren haben die Schwestern einige Absagen erhalten. Tatsächlich seien das aber noch die Ausnahmen gewesen, sagt Tamara. Meist bekommen die mittellosen Frauen überhaupt keine Antwort von den Vermietern.

Sie hätten nur zehn Wohnungen besichtigen dürfen, berichtet die junge Frau. Dabei suchten sie auch außerhalb Nürnbergs. Für arme Menschen gebe es einfach nicht genügend bezahlbare Wohnungen, ist Tamara überzeugt.

Leben in der Notunterkunft: Kaltes Wasser und WC auf dem Flur

Die Frauen leben in einer Notunterkunft auf engstem Raum zusammen. In ihren zwei kleinen Zimmern gibt es nur das Nötigste: Zwei Betten, einen Schrank, einen Tisch und ein Waschbecken mit Wasserhahn, aus dem nur kaltes Wasser kommt. Mehr gibt es hier nicht. Kochen können die beiden Schwestern nur, weil sie sich selbst eine Herdplatte gekauft haben.

Ein eigenes Badezimmer haben die Frauen nicht. Auf dem Flur gibt es eine Dusche und eine Toilette, die von vielen Bewohnern benutzt werden. Auch hier gebe es nur kaltes Wasser, der Heizofen funktioniere schon seit langem nicht mehr, erzählt Tamara.

Vor Notunterkunft: Drei Personen leben in Ein-Zimmer-Wohnung

Tamara ist nur selten allein in ihrer Wohnung. Ab und zu gebe es auch mal Streit zwischen den Schwestern, sagt sie. Ihr fehle ein Rückzugsort, an dem sie auch einmal für sich sein kann. Ein gewisser Fortschritt sei die Notunterkunft allerdings schon: Zuvor hätten sie zu ihrem Vater nach Oberbayern ziehen müssen. Dort hätten sie zu dritt in einer Ein-Zimmer-Wohnung gelebt.

Tamara will die Wohnungssuche allein hinbekommen. Ihre Schwester und sie brauchen aber viel Geduld: Die Warteliste sei lang, es könne bis zu zwei Jahre dauern, bis ihnen eine Wohnung zugeteilt wird, wurde Tamara gesagt.

Armut hat in Nürnberg viele Gesichter: Ein Paar muss auf der Straße leben, weil es einen Hund hat.

Autor: Kilian Nickol

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