Nürnberg: Reichsparteitagsgelände ist Besuchermagnet
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Montag, 23. Januar 2017
Wer besucht das ehemalige Reichsparteitagsgelände in Nürnberg? Dieses Geheimnis haben Geschichtsforscher im Auftrag der Stadt in einer Studie gelüftet.
Mit 23 Fragen hat Charlotte Bühl-Gramer ihre jungen Forscher ins Feld geschickt. Ziel der Befragung von Besuchern sei gewesen, mehr über Interessen, Motive und Eindrücke von Individualbesuchern des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg zu erfahren, betonte Bühl-Gramer, Inhaberin des Lehrstuhls für Didaktik der Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität (FAU) bei der Vorstellung der Studie am Montag in Nürnberg.
663 Menschen wurden befragt
Genau 663 Personen hätten an den zehnminütigen Interviews teilgenommen. Häufig seien ihren Geschichtsstudenten Einheimische bei den zufällig ausgewählten Personen ins Netz gegangen. Das Gelände habe heute eine Doppelfunktion als Freizeit- und Erinnerungsort. Fast 50 Prozent der Befragten hätten das Areal gezielt aus historisch-politischem Interesse besucht. Etwas mehr als die Hälfte der Interviewpartner habe von dem Reichsparteitagsgelände aus dem Geschichtsunterricht in der Schule erfahren. 71 Prozent der Teilnehmer der Studie gaben an, dass sich der Rundgang über das Areal gelohnt habe. Die meisten ausländischen Besucher kamen aus den USA und Großbritannien. Wiederum die Hälfte der Interviewten wollten die "Größe des Reichsparteitagsgeländes" erfassen, die "Geschichte erleben" oder "Nazi-Architektur" sehen. Überrascht sei Bühl-Gramer davon, dass 83 Prozent der Befragten die baulichen Überreste als "eindrucksvoll" empfunden hätten. 44 Prozent fänden Zeppelintribüne & Co. "eigentlich ganz schön". Nur 36,6 Prozent der Befragten empfanden die Bauwerke als "bedrohlich" oder gar "hässlich" (25,2 Prozent). Die Besucher-Befragung dürfte die Stadt freilich nicht ohne Hintergedanken in Auftrag gegeben haben. Die Stadt will die baufällige Zeppelintribüne mit Geld von Bund und Land sanieren. Die Arbeiten an dem 360 Meter langen und 20 Meter hohen Steinquader sollen über zehn Jahre dauern und rund 73 Millionen Euro kosten. In diesem Zusammenhang soll aus dem Reichsparteitagsgelände ein "authentischer Lernort" werden. Die bauliche Sicherung von Zeppelintribüne und Zeppelinfeld soll nach den Plänen der Stadt mit einer "Erweiterung des pädagogischen Programms" sowie "einer Vertiefung der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den Hinterlassenschaften der NS-Zeit" in Nürnberg einhergehen. Im Klartext heißt das, die alten Bauwerke sollen den Besuchern vor Ort besser erklärt werden. Heute ist das Areal museal nur mäßig erschlossen. 2006 wurden 23 Informationsstelen auf dem Gelände für die Besucher aufgestellt, die auf eigene Faust das Gelände erkunden und keine Führung beispielsweise im 2001 eröffneten "Dokumentationszentrum" buchen wollen.