Nürnberg: Priester kritisieren Vatikan für Segnungsverbot homosexueller Paare
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Montag, 22. März 2021
Mehrere Nürnberger Priester haben das Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Partnerschaften kritisiert. "Das ist einfach eine grausame Dummheit", sagt Pater Ansgar Wiedenhaus.
Widerstand gegen Vatikan: Priester sprechen sich für Segnung homosexueller Paare aus. Innerhalb der katholischen Kirche regt sich massiver Widerstand gegen das Nein des Vatikans zur Segnung homosexueller Paare. Aus ganz Deutschland hagelt es Kritik. Auch mehrere Nürnberger Priester haben ihren Unwillen gegen die Entscheidung in Rom zum Ausdruck gebracht. "Der Behauptung der Glaubenskongregation, dass homosexuelle Partnerschaften nicht gesegnet werden können, müssen wir aus tiefster Überzeugung widersprechen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme von 15 Geistlichen und Seelsorgern.
"Wir haben mit Menschen in allen möglichen Bereichen zu tun. Und dann müssen wir sagen: ,Okay, die lieben sich - aber das interessiert uns nicht. Das ist eine Sünde. Das kann man nicht segnen'", hält Ansgar Wiedenhaus im Gespräch mit inFranken.de ungläubig fest. Eine solche Sichtweise sei weder theologisch noch humanistisch haltbar. Das ist auch von unserem täglichen Umgang nicht haltbar", sagt der Jesuitenpater von der Offenen Kirche St. Klara. "Das ist einfach eine grausame Dummheit."
Nürnberger Pfarrer gegen Segnungsverbot: "Kann nicht unwidersprochen bleiben"
Die Stellungnahme zur Segnung homosexueller Paare erfolgte auf Initiative von Wiedenhaus und Domkapitular Andreas Lurz aus Bamberg. 15 Geistliche haben sie unterzeichnet. Die Nürnberger Priester reagierten damit auf die jüngst veröffentlichte Einschätzung der vatikanischen Glaubenskongregation, laut derer die katholische Kirche nicht befugt ist, homosexuelle Paare zu segnen. Eine Sichtweise, die bei den Nürnberger Pfarrern auf Unverständnis und Kritik stößt. "Das war einfach der Punkt, wo wir gesagt haben: Nein, das kann nicht unwidersprochen bleiben", erklärt Wiedenhaus.
Die Stellungnahme im Wortlaut: "Als Priester und Seelsorger erleben wir, dass Gott sich überall dort finden lässt, wo Menschen in Liebe und Treue miteinander verbunden sind und einander in Respekt begegnen. Die Behauptung, dass diese Partnerschaften grundsätzlich sündhaft seien, ist theologisch unhaltbar, sie widerspricht unserem Auftrag als Seelsorger, Menschen an den wichtigen Stationen ihres Lebens zu begleiten und ihnen Gottes Segen zuzusprechen. Wir sind überzeugt, dass unser seelsorgerlicher Dienst uns gebietet, die Liebe zwischen Menschen zu segnen und diesen Segen auch innerhalb der Kirche zu feiern.“
Laut dem Pfarrer von St. Klara handelt es sich bei der Liebe um ein Geschenk. "Liebe zwischen zwei Menschen ist nichts, was sie sich ausgedacht haben. Das ist ja was, was sie geschenkt bekommen haben", betont Wiedenhaus. Die Segnung homosexueller Paare sei indes stets ein Thema gewesen, über das nicht geredet worden sei. "Das hing immer davon ab, an welchen Priester sie gerade kamen. Ob sie an jemanden gerieten, der gesagt hat: ,Ich weiß ja, wie das offizielle Lehramt darüber denkt - das ist mir aber wumpe.' Oder ob jemand gesagt hat: ,Nee, das, was euch miteinander verbindet, ist so wertvoll - natürlich kriegt ihr einen Segen."'
Kritik an Vatikan: "Das hat etwas Gemeines an sich"
Wiedenhaus empfindet das Nein des Vatikans zur Segnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen als "Nachtreten". "Das ist einfach grausam. Das hat etwas Gemeines an sich." Die Darstellung der katholischen Kirche hat dem Jesuitenpater zufolge nicht nur Homosexuelle "geschockt". "Das ging quer durch die Bank. Es gibt viele, die gesagt haben: ,Nee, jetzt reicht es aber.'"
Die Nachricht vom Segnungsverbot für homosexuelle Paare sei für viele Betroffene ein Schlag ins Gesicht gewesen. "Ich kriege ja mit, wie die Leute darauf reagieren. Ich bekomme ja im persönlichen Gespräch mit, wie viele da entsetzt und verletzt sind. Und dann steht man da und denkt: ,Ich kann euch nicht mal richtig trösten.' Ich kann ihnen nicht sagen, dass es besser werden wird."