Nürnberg: Nach Cinecittà-Eilantrag gegen 2G-plus im Kino - Verwaltungsgerichtshof hat entschieden
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Mittwoch, 22. Dezember 2021
Der Nürnberger Cinecittà-Betreiber hatte gegen die 2G-plus-Regel in Kinos Klage eingereicht und sie als "De facto-Lockdown" bezeichnet. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof hat nun über die Klage entschieden.
- 2G-plus in Bayerns Kinos: Nürnberger Cinecittà-Betreiber reichte Klage ein
- "Ein De-facto-Lockdown": Cinecittà-Chef übt an neuer Corona-Maßnahme scharfe Kritik
- Besucherzahlen drastisch zurückgegangen - "wieder massiv auf Hilfen angewiesen"
- "Gewisse Zweifel": Verwaltungsgerichtshof hat über Eilantrag entschieden
In den bayerischen Kinos gilt seit Kurzem die 2G-plus-Regel: Zutritt haben nur Geimpfte und Genesene mit einem negativen Corona-Test. Der Betreiber des Nürnberger Cinecittàs ist gegen die neue Corona-Maßnahme nun kurzerhand vor Gericht gezogen, da sie nach seiner Auffassung eine "Ungleichbehandlung" darstelle. Im Gespräch mit inFranken.de schilderte Unternehmer Wolfram Weber seine Beweggründe für diesen drastischen Schritt. Nun hat der Bayerische Verwaltungsgerichtshof über seinen Eilantrag entschieden.
Update vom 22.12.2021, 14.20 Uhr: Gericht stimmt Nürnberger Kinochef teils zu - und schmettert Antrag doch ab
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (BayVGH) hat mit Beschluss vom Dienstag, 21. Dezember 2021, den Eilantrag des Nürnberger Cinecittà-Chefs Wolfram Weber gegen die
2G plus-Regelung abgelehnt. Weber hatte sich gegen die Vorschrift in der 15. Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung (BayIfSMV) gewandt, wonach von geimpften oder von einer Coronainfektion genesen Personen zusätzlich ein Testnachweis verlangt wird. Außerdem hatte er die Regel der Kapazitätsgrenze angegriffen, nach der maximal 25 Prozent des Publikums zugelassen werden dürfen.
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Zwar gibt der Gerichtshof Weber in seinem Beschluss grundsätzlich recht: Es bestünden "gewisse Zweifel, ob die beanstandete Vorschrift mit dem Gleichheitsgrundsatz zu vereinbaren sei". In der Verordnung habe die bayerische Staatsregierung nicht begründet, warum etwa Restaurants "bei grundsätzlicher Vergleichbarkeit der Betriebsarten anders als z. B. Kinos zu beurteilen seien".
Doch der BayVGH lehnte den Eilantrag ab, weil Weber zwar vielleicht Erfolg in einem regulären Verfahren hätte, die "wirtschaftlichen Auswirkungen aber bei einer Folgenabwägung" aber hinter "den Schutz von Leben und Gesundheit einer Vielzahl von Menschen" zurücktreten müssten. Aus Sicht des Gerichts seien die Maßnahmen wie 2G-plus grundsätzlich zur Infektionsbekämpfung geeignet. Die "freie wirtschaftliche Betätigung" Webers sei - einfach gesagt - weniger relevant als Gesundheitsschutz und die "Sicherung der medizinischen Grundversorgung". Zu berücksichtigen sei auch, dass die zusätzliche Testpflicht für Personen mit einer Auffrischungsimpfung mittlerweile weggefallen sei.
Update vom 06.12.2021: 2G-plus-Regel führt im Nürnberger Cinecittà zu enormem Besucherrückgang
Bereits vor Inkrafttreten der 2G-plus-Regel hatte das Cinecittà laut eigenen Angaben freiwillig 2G eingeführt. "Das haben wir vorgezogen, obwohl wir es noch gar nicht hätten machen müssen", berichtet Weber. Schon diese Maßnahme hat laut seiner Schilderung zu einem 50-prozentigem Besuchereinbruch geführt. "Wir dachten eigentlich, das ist dann die höchste Eskalationsstufe, die man irgendwie auferlegt bekommt." Nur rund zwei Wochen später sei anschließend jedoch die 2G-plus-Regel eingeführt worden. "Sprich: Wir durften Geimpfte und Genesene nicht mehr einfach so hereinlassen. Die brauchen nun zusätzlich noch einen Test. Das ist natürlich schon ein De-facto-Lockdown", sagt Weber.
Corona-Schnelltest von CITEST: Den Testsieger der Stiftung Warentest bei Amazon ansehenWer einen Film sehen will, muss sich vorher testen lassen. Im Foyer des Nürnberger Multiplexkinos befindet sich hierfür sogar ein eigenes Testzentrum. Zudem besteht die Möglichkeit, unter Aufsicht vor Ort einen Selbsttest durchzuführen. Allein am Samstag und Sonntag seien im Kinofoyer rund 1000 Schnelltests durchgeführt worden. "Da gab es pausenlos eine Riesenschlange", erzählt Weber. Am Sonntag habe es unter den mehr als 800 Getesteten lediglich zwei positive Testergebnisse gegeben.