Druckartikel: Nürnberg: OB König macht schockierenden Hass-Brief öffentlich - "unfassbar"

Nürnberg: OB König macht schockierenden Hass-Brief öffentlich - "unfassbar"


Autor: Isabel Schaffner

Nürnberg, Donnerstag, 20. Juli 2023

Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) hat mit der Öffentlichkeit einen Brief geteilt, von dem er sagt: "Der Rassismus und die Menschenfeindlichkeit dieses Schreibens ist so umfassend, dass man es fast nicht glauben kann."
Mit dem Brief wolle Marcus König den Menschen zeigen, "wie manche in unserer Gesellschaft ticken".


Viele Menschen im Netz zeigen sich derzeit schockiert über einen Brief, der an den Nürnberger Energieversorger N-Ergie adressiert ist und Anfeindungen gegen Oberbürgermeister Marcus König (CSU) sowie wirren Rassismus enthält. Als Absender sind die "NSU-Reichsbürger Nürnbergs" angegeben.

"Unfassbar, was hier ankommt", schreibt König am Mittwoch (19. Juli 2023) und weist darauf hin, dass dies nicht der erste Fall und er nicht der einzige Adressat in der Stadtverwaltung sei. Auf den Rat einer Facebook-Nutzerin, das Schreiben zu ignorieren, antwortet er: "Es fällt schwer." Denn auch seine Familie wird mithineingezogen.

"Hier werden rote Linien überschritten": Nürnbergs Oberbürgermeister fassungslos über "NSU-Reichsbürger"-Brief

"Bekommt die N-Ergie überhaupt noch was auf die Reihe?", beginnt der Hetz-Brief, der einige Formulierungen enthält, die wir an dieser Stelle nicht wiederholen wollen. Daraufhin wird König als "Kanacken-F*****" bezeichnet. Besonders trifft König der folgende Satz: "Die Alte von dem sollte mal von einigen Kanacken durchgev***** werden und das Kind an den Beinen mit dem Kopf an die Mauer des Rathauses geschleudert werden." König schreibt hierzu: "Das sind klare Drohungen und Beleidigungen und das gegen meine Familie. Und im selben Atemzug ist es rassistisch und ausländerfeindlich. Man weiß eigentlich gar nicht, wo man da anfangen soll."

Video:




König habe erst überlegt, ob er Stellen schwärzen solle, doch dann sei nicht mehr viel von dem Text übrig geblieben. Im Gespräch am Donnerstag (20. Juli 2023) mit inFranken.de äußert er sich näher zu seiner Entscheidung, den Brief zu veröffentlichen: "Die Menschen sollten wissen, wie manche in unserer Gesellschaft ticken. In den vergangenen drei Jahren während der Pandemie hat uns auch viel Kritik erreicht, einen Brief in dieser Schärfe und Brutalität haben wir aber noch nie bekommen."

Laut seinen Schilderungen ergehe es so auch "leider [einer] steigenden Zahl von Kolleginnen und Kollegen, die bei ihrem Dienst für die Bürger dieser Stadt beleidigt und dabei teils auch tätlich angegangen werden". Manche von ihnen ließen es sehr nah an sich ran und zögen sich wegen dieser Belastung aus dem Amt zurück. König rätselt bei diesem Brief eher darüber, "wie tief jemand innerlich zerrüttet und kaputt sein muss". In seinem Post betont er zudem: "Jeder macht bei seiner Arbeit Fehler - mich ausdrücklich eingeschlossen. Konstruktive Kritik ist in einer Demokratie nötig und erwünscht. Aber hier werden rote Linien überschritten".

"Lassen Sie sich nicht beirren" - Marcus König erhält stärkende Kommentare

Den Post nahmen manche Nutzer*innen zum Ansatz, ihre Kritik an der N-Ergie und der Stadt zu äußern. König antwortete auf diese Kommentare, beispielsweise mit: "Dann ist es doch wichtig, im Gespräch zu bleiben, darüber zu reden, was man sich wünscht. Ich bin über alle Kanäle erreichbar und versuche, alle Anfragen zu beantworten." Viel Zuspruch kommt ihm aber auch in den Kommentaren entgegen. So schreibt ein Mann: "Wirklich unfassbar und unmöglich! Und das in unserem schönen und bunten Nürnberg, der Stadt der Menschenrechte! Umso mehr vielen Dank an dich, lieber Marcus und all die Kolleginnen und Kollegen, die trotz der Beleidigungen, Beschimpfungen und Anfeindungen sich in Ihren Ämtern und Funktionen immer wieder für unsere Stadt einsetzen.

Eine Frau kommentiert: "Lieber Herr König, lassen Sie sich nicht beirren. Die Hemmschwelle bei gewissen 'Gruppierungen' wird immer niedriger und muss aufs Schärfste verurteilt und bestraft werden. Sie leisten eine hervorragende Arbeit für Ihre Stadt und Ihre Bürger, bitte machen Sie weiter so."

Entdecke hier unsere Rezepte für urfränkische Klassiker

König macht gegenüber unserer Redaktion noch einmal deutlich, dass die Stadt jegliche derartige Angriffe "in keinster Form duldet" und er in allen Fällen "konsequent Strafanzeige" erstatte. Das komme durchschnittlich einmal pro Monat vor. Dabei hege er Vertrauen in die Ermittlungsbehörden. Die Bezeichnung des Absenders sei König in jedem Fall neu. Weitere Nachrichten aus Nürnberg findest du auf unserer Übersichtsseite.