Nürnberg: Möbelriese plant Neueröffnung
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Mittwoch, 25. Oktober 2017
Das schwedische Möbelhaus Ikea will 2020 erstmals Möbel an der Regensburger Straße in Nürnberg verkaufen - die Entscheidung darüber fällt am Mittwoch.
Ikea steht offensichtlich auf den fränkischen Großraum. Neben der Filiale in Fürth will der Möbelriese demnächst ein paar Kilometer südlicher an der Regensburger Straße in Nürnberg ein neues Möbelhaus eröffnen.
"Wir wollen die Fürther Filiale entlasten", erklärt Chantal Gilsdorf, die die Ausweitung des deutschen Filialnetzes beim schwedischen Möbelkonzern als Unternehmenssprecherin begleitet. Außerdem wolle man mit der neuen Filiale neue Kunden im Süden der Frankenmetropole gewinnen. Aufgrund der kürzeren Anreise könnten diese, so das Kalkül der Schweden, noch häufiger zum Einkaufen von Billy-Regalen und Hemnes-Kommoden vorbeikommen.
Nun will der Stadtrat am Mittwoch voraussichtlich grünes Licht für das Projekt geben, nachdem der federführende Stadtplanungsausschuss kürzlich bereits die Weichen für ein positives Votum gestellt hat. Neben der Absage an Forderungen der Nachbarstädte nach einer deutlichen Reduzierung der Sortiments zum Schutz der Innenstädte wird wohl auch die Kritik an dem Verkehrskonzept mit unzureichender Anbindung an den öffentlichen Busverkehr abgeschmettert. Berücksichtigt werden sollen dagegen die Forderungen nach zusätzlichen Ausgleichsflächen und Maßnahmen für den Arten- und Umweltschutz.
Kein Problem mit ökologischen Extrawünschen
Für Ikea sind die ökologischen Extrawünsche offensichtlich kein Problem. "Es gibt ein paar Amphibien auf dem Gelände, die umgesiedelt werden müssen", sagt Gilsdorf. Der Stadtrat will am Mittwoch auch festlegen, dass Ikea für eine intensive Begrünung des Gebäudes sorgen müsse. Auch hier geben sich die Schweden konziliant. "Die Fassade des Parkhauses wird genauso wie Teile des Daches begrünt", erklärt die Ikea-Sprecherin hierzu. "Dadurch schaffen wir zusätzlichen Lebensraum für Vögel und Insekten. Außerdem schaut es auch einfach besser aus", sagt Gilsdorf ganz entspannt. Überhaupt gibt sich der Konzern im Hinblick auf den Planungsprozess erstaunlich gelassen. Alles easy, alles gut - heißt es dazu aus der Firmenzentrale. Dabei ist der geplante Neubau des Möbelhauses nicht ohne schrille Nebentöne abgelaufen. Zwischenzeitlich sind sich Befürworter und Kritiker des Projektes sogar regelrecht in die Haare geraten. Thorsten Brehm, der Nürnberger Stadtrat und SPD-Chef, warf beispielsweise dem Möbelriesen in Steuerfragen eine Heuschreckenmentalität vor. Brehm monierte, dass Ikea seiner Meinung nach Gewinne über Lizenzmodelle ins Ausland verschiebe. Das sei zwar steuerrechtlich legal, aber nicht legitim. CSU-Stadtrat Sebastian Brehm konterte die Kritik des SPD-Kollegen als "sozialistisches Gedankengut".
Ikea wies den Vorwurf ebenfalls zurück und empfahl der SPD sich bei den Genossen in der Nachbarstadt zu erkundigen. In Fürth würden die Steuereinnahmen dank Ikea seit Jahrzehnten sprudeln. Der Bund Naturschutz (BN) forderte Ikea außerdem auf, den geplanten Neubau im Hinblick auf ökologische Belange zu überarbeiten. Ikea zeigte sich regelrecht erfreut über die Vorschläge. Am Ende hat der Konzern tatsächlich Forderungen beispielsweise nach einer Dachbegrünung in seine Planungen aufgenommen. Ernsthaft musste sich der Konzern freilich nicht sorgen, dass Zauneidechsen & Co. den Neubau komplett stoppen könnten. Immerhin will Ikea auf einem bestehenden Industriegebiet und nicht auf der grünen Wiese bauen.
Mit dem Gesamtpaket sind in der Stadt - außer den direkten Anwohnern - alle scheinbar zufrieden. "Der Ikea-Neubau ist eine optische und ökologische Verbesserung zu der jetzigen Bebauungssituation", sagt selbst die grüne Stadträtin, Monika Krannich-Pöhler. Nur die Verkehrssituation rund um das neue Möbelhaus bereite ihr noch Kopfschmerzen.
Eröffnung im Sommer 2020 geplant
Insgesamt dürften die vielfältigen Diskussionen den geplanten Baubeginn um rund ein Jahr verzögert haben. Ursprünglich hatte Ikea die Eröffnung bereits im Herbst 2019 geplant. Nun soll erst im nächsten Jahr der Abriss der bestehenden Gebäude - dazu gehört ein Autohaus und ein Stahlhändler - beginnen. "Wir wollen im Frühsommer 2019 mit dem Bau anfangen. Wenn alles gut läuft, soll die Eröffnung bereits im Sommer 2020 stattfinden", erklärt Chantal Gilsdorf. Fakten: Die Bauarbeiten für das Haus mit einer Verkaufsfläche von rund 25 000 Quadratmeter sollen im Jahr 2019 beginnen. Die Eröffnung soll im darauffolgenden Sommer stattfinden. Ikea investiert rund 80 Millionen Euro in den neuen Standort, an dem 200 Arbeitsplätze geschaffen werden sollen.
Standort: Ikea hat sich nach eigenen Angaben bewusst für den Standort an der Regensburger Straße im Nürnberger Süden entschieden. Ziel sei neue Kunden zu gewinnen und die Filiale in Fürth zu entlasten. In der Nachbarstadt Fürth betreiben die Schweden bereits seit 1981 ein Möbelhaus.
Besonderheit: Das neue Möbelhaus soll auf Stelzen gebaut werden. Unter den Pfeilern sollen rund 800 Parkplätze ebenerdig unter dem Gebäude entstehen. Dadurch soll der Flächenverbrauch miniert werden. Insgesamt sollen rund 1500 Parkplätze entstehen.
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