Nürnberg: Mieterbund-Chef appelliert, auf Kündigungen zu verzichten - "Sorgen um Verlust des Zuhauses"
Autor: Daniel Krüger
Nürnberg, Freitag, 30. Sept. 2022
Immer mehr Menschen in Nürnberg haben Angst, wegen der steigenden Energiepreise ihre Nebenkosten nicht mehr zahlen zu können. Der Geschäftsführer des Mieterbunds ruft Vermieter dazu auf, deshalb keine Kündigungen auszusprechen.
- Nürnberg: Mieterbund-Chef mit dringendem Appell an Vermieter
- "Was soll ich am Ende machen?": Viele Mieter wegen Energiekosten verzweifelt
- "Kann nur allen raten": Geschäftsführer gibt wichtigen Tipp für Winter
- Gaspreis-Deckelung richtige Maßnahme - "schwere Verwerfungen" verhindern
Die hohen Energiepreise führen aktuell zu riesigen Sorgen bei vielen Mietern und Mieterinnen. In den meisten deutschen Städten drohe eine Überbelastung, sobald die neuen Abschlagszahlungen fürs Heizen feststehen, hat unter anderem das Immobilienportal Immowelt in einer neuen Untersuchung festgestellt. Der Geschäftsführer des Deutschen Mieterbunds Nürnberg richtet deshalb einen dringenden Appell an Vermieter.
"Am Ende der Nahrungskette": Künftig 37 Prozent des Einkommens für Warmmiete in Nürnberg
Erwartet wird laut Immowelt eine Verdopplung der Nebenkosten im Winter 2022/2023. In Nürnberg müssen Alleinlebende laut Szenario im Schnitt künftig 37 Prozent ihres Einkommens für die Warmmiete ausgeben, in München seien es laut Prognose 47 Prozent. "Die aktuellen Energiekostensteigerungen machen viel mit den Mietern", sagt der Mieterbund-Chef Gunther Geiler gegenüber inFranken.de.
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"Bis vor etwa sechs Wochen kamen die Leute mit etwas diffusen Sorgen zu uns in die Beratungen. Mit einem Mal wurde es dann konkret und ich muss bei Gesprächen vor dem Abschied immer noch etwas mehr Zeit einplanen, um die Frage zu beantworten: Was soll ich machen, wenn ich am Ende die hohe Gasrechnung bekomme?", erzählt Geiler.
Als Mieter stehe man bezüglich der Energiekrise "ganz am Ende der Nahrungskette". Man habe auf die Kosten nur wenig Einfluss, "es bleiben lediglich die minimalen Möglichkeiten, meinen eigenen Verbrauch zu reduzieren", so Geiler. Denn niemand kenne aktuell die Kosten, die auf Mieter und Mieterinnen zukämen, es gebe "Unwägbarkeiten in Markt und Politik". Er könne "nur allen Mietern raten: Seid vorsichtig".
"Appelliere deutlich an alle Vermieter": Nürnberger Mieterbund-Chef mit eindringlichem Aufruf
Es sei wichtig, eine "größere Rücklage" zu bilden. "Was ich wirklich ans Herz legen kann, ist es auch, sämtliche Quellen über mögliche Hilfsprogramme zu verfolgen und sich bei der jeweiligen Kommune zu informieren", sagt Geiler. Auch der Gruppe, die bisher keine Probleme gehabt habe, die Kosten durch ihr Einkommen zu decken, "sollte sich davor nicht scheuen, sich zu informieren und Anträge zu stellen", so der Mietexperte.
Es gebe "viele Möglichkeiten, die man oft gar nicht kennt". Wenn man bei den jeweiligen Hilfen knapp über der Grenze liege, könne Geiler "nur dazu raten, offen mit dem Vermieter zu kommunizieren". Das bedeute, "klar sagen, dass man vielleicht auf eine Stundung oder Ratenzahlung angewiesen ist".