Nürnberg: Long Covid trifft Krankenschwester mit voller Wucht
Autor: Elisabeth Offial
Nürnberg, Donnerstag, 17. Juni 2021
Nach einer Erkrankung mit Corona kann die Nürnberger Krankenschwester Antje Cadao nicht mehr arbeiten. Die Langzeitfolgen haben es in sich, sie kann die Krankheit einfach nicht abschütteln. Long Covid traf sie mit voller Wucht.
- Long Covid: Nürnberger Krankenschwester noch drei Monate nach Corona-Erkrankung arbeitsunfähig
- Antje Cadao steckte sich nach erster Astrazeneca-Impfung mit dem Coronavirus an
- Langzeitfolgen: Seit Monaten leidet die Krankenschwester unter Atemproblemen, Erschöpfung und Kopfschmerzen
"Das muss doch weggehen", dachte sich die Nürnberger Krankenschwester Antje Cadao nach ihrer Corona-Infektion im März. Aber bis heute bestimmen die Symptome der Krankheit ihr Leben. Schmerzen beim Ausatmen, Müdigkeit und Abgeschlagenheit und immer wiederkehrende Kopfschmerzen gehören zu ihrem Alltag. Während des Gesprächs mit inFranken.de muss sie immer wieder husten - eine weitere Folge der Infektion. "Es ist belastend, dass es nicht weggeht", klagt Cadao.
Long Covid: Tägliche Hausarbeiten bringen sie teils an ihre Grenzen
Normalerweise arbeitet Cadao in der Kinder- und Jugendpsychiatrie auf der Akut-Station. Seit März war sie nicht mehr dort. "Ich vermisse meinen Job, ich war noch nie so lange krank und hatte von Anfang an den Wunsch, so schnell wie möglich zurückzukehren", sagt sie. Doch nun muss sie erst wieder erholen.
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An manchen Tagen bringen sie normale Arbeiten im Haushalt, wie das Ein- und Ausräumen der Spülmaschine oder Staubsaugen, an ihre Grenzen. "Dann mache ich nur das Nötigste und ruhe mich danach aus, weil ich müde und kaputt bin", sagt sie. Wie viel sie schafft, hängt von der Tagesform ab. "Manchmal wache ich morgens auf und bin schon total fertig." Die einzige Linderung für Cadaos Beschwerden sind Atemübungen, die sie regelmäßig macht und die ihr helfen sollen, wieder beschwerdefreier atmen zu können.
Dennoch will sie nicht den ganzen Tag auf der Couch verbringen. Sie gibt sich Mühe, aktiv zu bleiben. Das habe ihr auch der Arzt verordnet, sagt sie. "Ich soll mich viel bewegen, aber nicht überanstrengen." Beim Fahrradfahren vermeidet sie Berge oder steigt ab und schiebt. "Wenn ich ein längeres Stück gefahren bin, zum Beispiel von Nürnberg nach Fürth, dann bin ich danach fix und fertig und habe das Gefühl, dass mir die Lunge wehtut."
Corona-Infektion nach der ersten Astrazeneca-Impfung
Infiziert hat sich die Krankenschwester nicht auf der Arbeit, sondern im Kreise der Familie. "Das war zwei Wochen nach meiner ersten Impfung mit Astrazeneca", erinnert sie sich. Der zwei Tage zuvor noch negative Corona-Test war plötzlich positiv, der ihres Mannes am selben Tag auch. Eine ihrer Töchter hatte zuvor eine Erkältung, aber ihr Testergebnis zeigte keine Covid-19-Infektion an. Erst später ließ ein positiver Antikörpertest darauf schließen, dass es sich doch um das Coronavirus gehandelt haben muss.
Direkt nach dem Ende ihrer Quarantäne ist Cadao dann zur Long-Covid-Sprechstunde des Nürnberger Klinikums gegangen. Zuvor war sie nicht zum Arzt gegangen, da sie keine schlimmen Symptome hatte. Dort erfuhr sie, dass es keine genaue Prognose gibt, wie lange sie mit Long Covid zu kämpfen haben wird. "Bei manchen sind es nur wenige Wochen, aber es kann auch ein halbes oder ganzes Jahr dauern", so Cadao. Bis dahin müsse sie Geduld haben. "Es ist zermürbend, dass man immer nur von Woche zu Woche schauen kann, ob es vielleicht besser wird."