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Nürnberg: Kostenlose Stadtführungen führen zu Verärgerung


Autor: Nina Grimmeiss

Nürnberg, Montag, 20. Mai 2019

Nur das bezahlen, was man wirklich bekommt: Das ist die Idee, die hinter den sogenannten "Free Tours", kostenlosen Stadtführungen, steckt. Nach London, Prag und Co. kommt mittlerweile auch Nürnberg in den Genuss solcher Touren - zum Nachteil konventioneller Stadtführer.
"Free Tours", kostenlose Stadttouren, prägen mittlerweile das Stadtbild Nürnbergs - doch was steckt eigentlich dahinter? Symbolfoto: pixabay.com/Gellinger


Es hört sich eigentlich ganz nett an: Eine knapp dreistündige Tour durch Nürnberg mit einer gemeinsamen Mittagspause mit Nürnberger Bratwürsten, Sauerkraut und lokalem Bier, keine Reservierungen nötig - und das Beste: Die Tour gibt es ganz kostenlos. So genannte "Free Tours" erfreuen sich immer größerer Beliebtheit - mittlerweile auch in Nürnberg. Doch das gefällt nicht jedem.

Das Konzept hinter den "Free Tours"

Die Touren sollen nicht nur historisches Wissen über die Stadt vermitteln, sondern in entspannter Atmosphäre stattfinden, "entertaining" sein und den ein oder anderen "fun fact" über Nürnberg vermitteln, wie auf der Seite nurembergfreetour.com geschrieben wird. Zahlen darf jeder, so viel er will, je nachdem, wie sehr einem das Erlebnis gefallen hat. Wo ist da der Haken?

Im Gegensatz zu anderen Anbietern, die Geld verlangen, haben die Gästeführer keine zweijährige Ausbildung genossen und sind auch nicht mit einer DIN-Norm zertifiziert, um Qualität auf hohem Niveau zu gewährleisten. Gästeführer-Vereinen zufolge ist es durchaus möglich, dass bei "Free Tours" die Qualität zu leiden hat, so der br.

Genau deswegen macht sich nun eine wütende Stimme laut. Und zwar die der "offiziellen" Gästeführer, die eben solche Touren nicht kostenlos anbieten.

Warum sind "Free Tours" erlaubt?

Anders als in vielen anderen europäischen Ländern ist in Deutschland das Berufsbild des Stadtführers nicht gesetzlich geregelt, weshalb jeder die Tätigkeit ausüben darf. Dass dabei die geprüften und ausgebildeten Gästeführer in Nachteil geraten und die kostenlosen Touren eine große Konkurrenz darstellen, scheint logisch - oder?

Stellen kostenlose Stadtführungen überhaupt eine Konkurrenz dar?

Darüber lässt sich streiten. Gästeführer von "Free Tours" gehen mit ihrer lockeren und unterhaltsamen Atmosphäre an eine Stadtführung nämlich ganz anders heran, als die von "konventionellen "Touren. Die Frage, ob Touristen, die eine Free Tour buchen auch eine "normale" Tour gebucht hätten, steht daher im Raum. Hinzu kommt, dass meist Gäste mit geringem Reisebudget die "Free Tour" buchen und eine kostenpflichtige Tour möglicherweise ohnehin nicht in Betracht gezogen hätten.

Die Meinungen gehen auseinander: Während die Anbieter von "Free Tours" und auch die Tourismus-Zentrale das Phänomen gelassen sehen und keinen Rückgang von Buchungen konventioneller Stadtführungen feststellen können, bereitet es etwa dem Verein der Gästeführer Nürnbergs großen Ärger, berichtet der br. Der Bundesverband der Gästeführer handelt nun und warnt davor, kostenlose Touren zu unterstützen.