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Nürnberg: Klinikum-Chefarzt warnt vor Corona-Lockerungen - "Höhepunkt steht noch bevor"


Autor: Isabel Schaffner, Agentur dpa

Nürnberg, Dienstag, 08. Februar 2022

Im Klinikum Nürnberg liegen derzeit deutlich weniger Corona-Kranke auf der Intensivstation als vor einem Jahr. Doch für Lockerungen sei es noch zu früh, heißt es von dort.
Das Klinikum Nürnberg erwartet in den kommenden Wochen mehr Corona-Patient*innen. Doch im Vergleich zum Vorjahr liegen weniger Menschen auf der Intensivstation.


  • Klinikum Nürnberg: Mit steigenden Corona-Infektionen nimmt Patientenanzahl zu
  • "Klarer Erfolg der Impfung": So unterscheidet sich die Belegung vom Vorjahr
  • Gibt es einen Unterschied zwischen schweren Verläufen mit Omikron und der Delta-Variante?
  • Wann ist Zeit für Lockerungen? Chefarzt hat eindeutige Meinung

In Bayern ist die Sieben-Tage-Inzidenz mit fast 23.000 neuen Corona-Infektionen erneut gestiegen. Das Robert Koch-Institut meldete am Montagmorgen (7. Februar 2022) 1786 (Vortag: 1756,0) Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen einer Woche. Das Klinikum Nürnberg erwartet mit den steigenden Omikron-Infektionen in den kommenden Wochen auch mehr infizierte Patient*innen. Obwohl die Lage auf der 

Klinikum Nürnberg: Deutlich weniger Intensivpatienten als 2021

Am Freitag (4. Februar 2022) teilt Sabine Stoll vom Klinikum Nürnberg inFranken.de auf Anfrage mit, dass sich dort 100 Corona-Patient*innen befänden. In den vergangenen Tagen sei eine leichte Zunahme zu vermerken. "Die allermeisten unserer Corona-Patient*innen liegen auf den Normalstationen: aktuell sind es 82." Dies seien elf weniger als vor einem Jahr. 18 Intensivbetten seien zudem mit schwer Erkrankten belegt. 2021 seien es 31 gewesen, so Stoll. Laut dem DIVI Intensivregister sind in der Stadt Nürnberg am Montagmittag (7. Februar) noch 25 Intensivbetten frei.

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Stoll betont in Bezug auf den Impfstatus der Patient*innen: "Die absoluten Zahlen von Geimpften beziehungsweise Geboosterten oder deren Anteil ist für sich alleine genommen nicht relevant. Wir haben als Schwerpunktzentrum naturgemäß viele Patient*innen, die eine Risikokonstellation für einen schweren Krankheitsverlauf haben. So sehen wir zum Beispiel viele, die bei einer Knochenmarkerkrankung oder bei einer anderen schweren Störung des Immunsystems zwar dreimal, viermal oder sogar öfter geimpft sind, durch die Erkrankung aber keinen guten Impfschutz entwickeln können."

Diese Corona-Patient*innen könnten gut per Infusion mit zugeführten künstlichen Antikörpern behandelt werden. Dabei werde der Mangel an selbstproduzierten Antikörpern ausgeglichen. "Insgesamt aber zeigt sich ganz klar das Muster, dass schwere Krankheitsverläufe bei sonst gesunden Menschen fast nur bei ungeimpften Patient*innen vorkommen", macht Stoll deutlich. 

Für Lockerungen der Corona-Maßnahmen ist es laut Klinikum Nürnberg noch zu früh

Derzeit liege das Durchschnittsalter aller Corona-Patient*innen bei 63 Jahren, erläuter Stoll. "Die Patient*innen auf den Intensivstationen sind im Durchschnitt um die 55 Jahre alt, teilweise sind auch um die 30-Jährige dabei", fügt sie hinzu. Nicht alle Betroffenen würden aber ausschließlich deshalb behandelt. Denn rund die Hälfte befände sich wegen anderen Erkrankungen im Klinikum Nürnberg und seien parallel mit Covid-19 infiziert. 

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Zwar verursache Omikron mehr harmlosere Verläufe, doch schwere Erkrankungen seien nicht anders als bei der Delta-Variante: "Wenn ein Patient eine schwere Covid-Infektion mit der Omikron-Variante hat, dann ist der Verlauf genauso wie mit der Delta-Variante. Entsprechend haben wir auch leider immer wieder Todesfälle", erklärt die Pressesprecherin, macht hierbei aber auch auf den positiven Trend aufmerksam. So seien deutlich weniger schwere Verläufe als in der vierten Welle zu verzeichnen. "Da hatten wir mitunter um die 200 Covid-Patienten. Das ist ein klarer Erfolg der Impfung!"

Könnte nicht angesichts dieser harmloseren Omikron-Variante mit Lockerungen begonnen werden? Dafür sei es noch zu früh, so Prof. Dr. Joachim Ficker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 3, Schwerpunkt Pneumologie gegenüber inFranken.de: "Ich finde es gut, wenn systematisch und gezielt Lockerungen vorbereitet werden. Aktuell steigen die Patientenzahlen jedoch weiter, sodass der Zeitpunkt für die Umsetzung dieser Lockerungspläne sicher noch nicht gekommen ist. Wir müssen leider noch warten, bis der Trend eindeutig wieder nach unten geht." Der Höhepunkt der Omikron-Welle stehe den Kliniken noch bevor, so Stoll. Am Klinikum Nürnberg erwarte man diesen im März - bis dahin rechne man mit steigenden Patientenzahlen. 

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Auch interessant: Bei der nächsten Kabinettssitzung am Dienstag (8. Februar 2022) sollen Lockerungen in Bayern beschlossen werden. Das kündigte Ministerpräsident Markus Söder am Montag (6. Februar 2022) an.