Nürnberg: Greenpeace macht gegen Edeka mobil - wegen Billigfleisch
Autor: Mirjam Hörl
, Freitag, 04. Juni 2021
Eine Demonstration mit „stilisierten Schweinemasken und Warn-Hinweisen“ fand am Samstag (29. Mai 2021) vor einer Edeka-Filiale in Nürnberg statt – im Rahmen eines deutschlandweiten Aktionstags. Demonstriert wurde in insgesamt über 30 deutschen Städten.
Greenpeace-Demonstration gegen Tierleid vor Nürnberger Edeka-Filiale: Im Rahmen eines deutschlandweiten Aktionstags demonstrierten am Samstag (29. Mai 2021) Greenpeace-Aktivisten vor einer Nürnberger Edeka-Filiale. Das Streitthema: Der Verkauf von Billigfleisch aus den Haltungsformen 1 und 2. Edeka weist die Vorwürfe der Umweltschützer zurück.
„Wir fordern den größten deutschen Lebensmitteleinzelhändler auf, dass er seine Verantwortung auch übernimmt“, erklärt Julia Salomon von Greenpeace Nürnberg. Sie fände das Verhalten von Edeka besonders schade, da die Supermarktkette seit langem mit ihrer Liebe zu Lebensmittel wirbt: “Edeka wirbt dreist mit seiner Liebe für Lebensmittel, beim Schutz der Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen ist die Liebe aber schnell vorbei." Greenpeace macht deshalb unter anderem mit dem Aktionstag auf die „Folgen der Billigfleisch-Produktion für Tiere, Artenvielfalt und Klima“ aufmerksam, so heißt es in einer Pressemitteilung.
Greenpeace-Demonstration in Nürnberg: Aktivisten fordern Auslistung von Billigfleisch bei Edeka
Den konkreten Vorwurf gegen die Supermarktkette erklärt Stephanie Töwe, die Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace Deutschland, inFranken.de. Der Edeka-Verbund inklusive der Tochterfirma Netto sei die letzte große deutsche Supermarktkette, die beim Frischfleischsortiment noch nicht angekündigt habe, Produkte aus der Haltungsform 1 nach und nach aus dem Sortiment zu nehmen.
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Konkurrenten wie Lidl oder Rewe hätten dagegen bereits mit Zeitangabe bekannt gegeben, Frischfleisch der Haltungsstufe 1 zukünftig nicht mehr anzubieten. Langfristig erwarten die Aktivisten von allen Supermarktketten auch die Haltungsstufe 2 bei Frischfleisch aus dem Sortiment zu nehmen. Laut Töwe gelten für Greenpeace sowohl Haltungsstufe 1 als auch Stufe 2 als tierschutzwidrig, vor allem bei Schweinefleisch. „Die Zukunft gehört den Haltungsstufen 3 und 4“, so die Expertin. Aus diesem Grund wird Edeka in der Greenpeace-Petition aufgefordert ein Datum zur Auslistung von Fleisch aus den Haltungsformen 1 und 2 festzusetzen. Die Petition enthält außerdem die Aufforderung Fleischwerbung zu beenden und entlang der „gesamten Produktionskette faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen“ zu garantieren.
Ein deutschlandweiter Aktionstag sollte nun den Druck auf Edeka erhöhen. In über 30 Städten wurde vor Edeka-Filialen demonstriert. In Nürnberg fand die Aktion mit „stilisierten Schweinemasken und Warn-Hinweisen“ vor der Filiale in der Rollnerstraße statt. Die Standortwahl hatte aber lediglich einen „pragmatischen Grund“, weiß Julia Salomon. Vor dem Supermarkt befände sich ein breiter Gehweg, auf dem die Demonstration der Aktivisten von der Stadt genehmigt wurde. Außerdem handle es sich um eine relativ große Filiale und man wolle so möglichst viele Menschen erreichen.
Nach Vorwürfen von Greenpeace: Edeka weist Anschuldigungen zurück
Edeka äußert sich zu den Vorwürfen wie folgt: „Die Verbesserung des Tierwohls in der Nutztierhaltung ist für uns ein wichtiges Anliegen. Der EDEKA-Verbund baut das Sortiment an Fleisch- und Wurstprodukten aus höheren Haltungsstufen seit Jahren deutlich aus.“ Sie verweisen außerdem auf ein Greenpeace-Ranking aus dem letzten Jahr zum Thema Kennzeichnung und Haltungsformen in Supermärkten, bei dem Edeka den dritten Platz belegte. „Die aktuellen Vorwürfe gegen EDEKA können wir daher nicht nachvollziehen und wir weisen sie deutlich zurück“, so das Unternehmen.
Zum konkreten Aufruf zur Auslistung der Haltungsstufen 1 und 2 erklärt der Lebensmitteleinzelhändler: „Als Vollsortimenter möchten wir auch weiterhin unseren Kund:innen ein breites Sortiment aus Produkten unterschiedlicher Preis- und Qualitätsstufen bieten. Wie alle anderen Lebensmittelhändler in Deutschland führen auch wir noch Fleisch- und Wurstprodukte der Haltungsstufen 1 und 2, aber eben zunehmend auch der Stufen 3 und 4.“ Voraussetzung für ein größeres Angebot der Haltungsstufen 3 und 4 seien eine entsprechende Verfügbarkeit der Produkte vonseiten der Landwirtschaft sowie die Bereitschaft der Kunden, mehr zu bezahlen. Edeka arbeite intensiv daran, das Angebot in den höheren Haltungsstufen auszuweiten. Gegenüber Greenpeace direkt habe sich der Konzern noch nicht zu den Vorwürfen geäußert, so Töwe.