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Nürnberg: Glaserei Rühl muss Standort aufgeben - und sieht Versäumnis bei Stadt


Autor: Ralf Welz

Nürnberg, Donnerstag, 13. Oktober 2022

Die Glaserei Rühl muss ihren Standort in Nürnberg aufgeben - nach fast 40 Jahren. Der Grund: Das bisherige Grundstück wurde verkauft - die Suche nach einer Alternativfläche blieb für den Familienbetrieb erfolglos. Der Inhaber sieht hierbei ein Versäumnis der Stadt.
Seit 1985 ist die Glaserei Rühl in der Nürnberger Leiblstraße ansässig. In Kürze erfolgt allerdings gezwungenermaßen der Fortzug aus der Stadt. "Als alteingesessene Nürnberger wären wir am liebsten in Nürnberg geblieben", betont der Inhaber des Familienbetriebs.


  • Nürnberg: Glaserei Rühl gibt jahrzehntelangen Standort notgedrungen auf
  • Bisheriges Grundstück wurde verkauft: Handwerksbetrieb muss wegziehen
  • Traditionsunternehmen muss wegen geplanten Eigentumswohnungen weichen
  • "Wären gern in Nürnberg geblieben": Keine andere Fläche - Inhaber von Stadt enttäuscht

Die Glaserei Rühl bricht ihre Zelte in Nürnberg schweren Herzens ab. Der Familienbetrieb zieht nach beinahe 40 Jahren gezwungenermaßen weg aus der Stadt. "Wir waren immer in Nürnberg, immer an diesem Standort", berichtet Inhaber Michael Rühl im Gespräch mit inFranken.de. Das Problem: Das Grundstück, auf dem der Handwerksbetrieb bislang seinen Sitz hatte, wurde verkauft. "Dort kommen jetzt 20 Eigentumswohnungen mit Tiefgarage hin", sagt Rühl hörbar ernüchtert. Weil auch die Suche nach einer Alternativfläche fehlschlug, bleibt dem alteingesessenen Unternehmen nur der Wegzug aus der Frankenmetropole

Glaserei Rühl verlässt Nürnberg - Firmenstandort wird mangels Fläche verlegt

Seit 1985 gibt es das Familienunternehmen bereits. Genauso lang ist die Glaserei Rühl als Meisterbetrieb der Glaserinnung Mittelfranken tätig. Michael Rühl hat die kleine Firma vor sechs Jahren von seinem Vater übernommen. "Mein Vater ist aber noch mit an Bord", berichtet der Diplom-Ingenieur. Vor rund 20 Jahren zog der Handwerksbetrieb in der Leiblstraße schon einmal um - "allerdings nur eine Hausnummer weiter". Nun jedoch erfolgt zwangsläufig der Fortzug aus Nürnberg.

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"Wir wären natürlich gern hier im Nürnberger Westen geblieben", erzählt Rühl. "Wir wohnen ja gleich ums Eck." Doch der neue Bauträger habe andere Pläne mit dem Areal gehabt. Ein anderes Grundstück konnte die Glaserei laut Eigenaussage in Nürnberg partout nicht finden. "Wir haben in einem Zeitraum von zwei Jahren immer wieder gesucht. Wir haben Anzeigen geschaltet und auf mehreren Immobilienportalen Ausschau gehalten." Letztendlich vergebens. 

Die Schwierigkeit: "Wir haben einen Platzbedarf von rund 400 Quadratmetern. Hinzu kommen eine Halle, Parkplätze und Containerstellplätze." Eine derart kleinflächige Größenordnung sei im Stadtgebiet nicht zu haben, beklagt der Glaserei-Inhaber. "Die Industrieflächen gehen ab 5000 Quadratmeter aufwärts los." Kleinere Betriebe hätten deshalb oft das Nachsehen.

"Für die Landesgartenschau ist Geld vorhanden": Handwerksbetrieb sieht Versäumnis der Stadt

Rühl sieht diesbezüglich ein Versäumnis der Stadt gegenüber ortsansässigen kleineren Handwerksbetrieben. "Das ist definitiv so. Wenn man nach München schaut - dort gibt es mindestens sieben Gewerbehöfe, die von der Stadt betrieben werden" Ein entsprechendes Pendant gebe es ihn Nürnberg nicht. "Die Fläche wäre eigentlich da", sagt Rühl. An der erforderlichen Finanzierung hapere es gleichwohl. "Aber für Sachen wie die Landesgartenschau ist dann immer Geld vorhanden", wundert sich der Firmenchef. 

Ab Januar 2023 ist die Glaserei Rühl am Ortseingang von Oberasbach (Landkreis Fürth) zu finden. Für die Kunden werde sich durch den Umzug nicht maßgeblich etwas ändern. Für den Geschäftsinhaber des Traditionsbetriebs und seine "sieben bis acht Mitarbeiter" (einschließlich Aushilfen) erfolgt dagegen ein Umbruch. Über die Südwesttangente sei das bisherige Einzugsgebiet aber nach wie vor recht gut erreichbar.

Ein Verdruss ist dennoch unüberhörbar. "Als alteingesessene Nürnberger wären wir am liebsten in Nürnberg geblieben", konstatiert Rühl. "Es ist schade, dass das in Nürnberg nicht mehr möglich ist."

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