Nürnberg: Frau erkrankte an FSME - und warnt nun vor gefährlichem Virus
Autor: Anna Siegel
Nürnberg, Freitag, 12. Juni 2020
Susanne Schlößer erkrankt vor drei Jahren plötzlich an Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), vielen auch als Zecken-Krankheit bekannt. Das Virus schlägt auf ihr Gehirn. Nun warnt sie vor der gefährlichen Krankheit, die jeden treffen kann.
Nach FSME: Erkrankte warnt vor unterschätzter Krankheit: Sommer bedeutet für die meisten vor allem Sonne, Eis und Schwimmbad. Die abendliche Suche nach Zecken auf der Haut ist nur für wenige Teil der täglichen Routine. Das kann fatale Folgen haben.
Susanne Schlößer weiß das nur zu gut. Die heute 59-Jährige erkrankt vor drei Jahren an FSME. Was folgt, ist ein jahrelanger Weg zurück. Schlößer will andere mit ihrer Geschichte warnen.
FSME: "Virus schlug direkt aufs Gehirn"
Dabei fing im Juli 2017 alles ganz harmlos an. "Ehrlich gesagt, dachte ich, ich hätte einen Burnout", so Schlößer im Gespräch mit inFranken.de. "Ich habe damals viel gearbeitet. Als dann Kopfschmerzen und fehlender Appetit dazu kamen, dachte ich mir nichts dabei. Ich war sehr müde, aber wer ist das nicht, wenn er viel arbeitet?" Nach Tagen erkannte ein befreundeter Arzt: Susanne Schlößer muss dringend ins Krankenhaus. Sie ist extrem dehydriert, hat seit Tagen nichts zu sich genommen.
Was dann folgt, weiß sie nur aus Erzählungen ihrer Familie. Sie kommt in Nürnberg ins Krankenhaus, ist erst in Quarantäne, dann folgen Untersuchungen. Schließlich steht fest: Es ist FSME. Sie wird in die Klinik am Europakanal in Erlangen verlegt.
An all das kann sie sich nicht mehr erinnern. "Ich war vollkommen weg, bekam starke Medikamente", berichtet Schlößer. Sie habe sehr viele wilde Träume gehabt und sei oft nicht ganz bei sich gewesen. Drei Monate verbringt sie in der Klinik. "Das Schlimmste ist, dass man nicht viel machen kann. Der Körper muss sich selbst heilen und das dauert." Die Klinik schreibt anschließend eine Geschichte über sie, um über die Krankheit aufzuklären.
Als die heute 59-Jährige nach einem Vierteljahr entlassen wird, sitzt sie im Rollstuhl und ist halb blind. Sie verbringt ein paar Wochen zuhause, wird gepflegt. Dann kommt sie für sechs Wochen in die Reha. Dort geht es richtig bergauf. "Ich sage immer, ich bin mit einem Rollator rein und auf zwei Beinen wieder raus", scherzt Schlößer. Sie muss alles neu lernen. "Mein Gehirn musste trainiert werden, beispielsweise mit Kopfrechnen." Oft ist sie auch verzweifelt. "Ich habe viel geweint. Es war eine harte Zeit."
Eine Ärztin nimmt sie beiseite und sagt ihr: "Frau Schlößer, nur wenige überleben das, was sie durchgemacht haben. Sie hätten auch tot sein können." Also hat sie weitergemacht. Für ihre Familie, vor allem für ihre Söhne.