Nürnberg debattiert über Spitzengehälter
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Dienstag, 19. Mai 2015
Ist ein Jahresgehalt in Höhe von knapp 500.000 Euro für den Chef eines städtischen Energieversorgers angemessen? Nach einem Fernsehbericht ist in Nürnberg eine Debatte über üppige Spitzengehälter in kommunalen Unternehmen entbrannt.
Die Aufregung in Nürnberg ist groß. Genau 497.000 Euro soll Josef Hasler im Jahr 2013 verdient haben. Damit würde der Chef des städtischen Energieversorgers "Nergie" zu den absoluten Spitzenverdienern in seiner Branche bayernweit gehören.
Von Seiten des städtischen Unternehmens selbst gibt es dazu keinen Kommentar. Auch Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) wollte sich zu den "Spitzengehältern in Nürnberg" vor der Kamera zunächst nicht äußern. Maly ist gleichzeitig der Vorsitzende des Aufsichtsrates der "Nergie".
"Maly duckt sich feige weg", sagt Stadtrat Titus Schüller (Linke). Das Stadtoberhaupt habe ein schlechtes Gewissen, weil er diese Spitzengehälter der Öffentlichkeit nicht erklären könne, vermutet Schüller und kritisiert gleichzeitig die enormen Gehaltssteigerungen, die Maly als Vorsitzender des Aufsichtsrates dem Chef der Stadtwerke in den letzten Jahren genehmigt habe. "Herr Hasler hat 2012 noch 430.000 Euro verdient. 2013 hat er schon 497.000 Euro bekommen. Das entspricht einer Gehaltserhöhung von 15 Prozent. Ich bin gespannt, wie viel der Nergie-Chef im letzten Jahr von der Stadt bekommen hat", sagt Linken-Stadtrat Schüller.
Nun wehrt sich Maly gegen die Vorwürfe, die Stadt gönne ihren Spitzenverdienern ein zu hohes Gehalt. "Herr Hasler hat 2013 eine überdurchschnittliche Bonuszahlung für gute Managementleistungen bekommen", sagt Maly. Hasler übernehme außerdem eine Triple-Funktion als Chef. Er leite neben dem städtischen Energieversorger die Verkehrsbetriebe und eine 60-prozentige Beteiligung an einer Wohnungsbaugesellschaft. Trotzdem bekomme Hasler im bundesweiten Vergleich kein absolutes Spitzengehalt.
"Ich sehe keinen Grund, das Gehalt von Herrn Hasler zu skandalisieren", sagt Maly.
SPD-Stadträtin Katja Strohhacker springt dem Rathauschef zur Seite. Das Fernsehen habe versucht, das Jahresgehalt des Nürnberger Spitzenmanagers mit dem aktuellen Tarifstreit der Erzieher zu verknüpfen. Eine "Neid-Debatte" habe die SPD nicht unterstützen wollen. In der Sache hält Strohhacker die Kritik für ungerechtfertigt. "Ich sehe keine Auswüchse bei den Managergehältern der städtischen Beteiligungen", sagt Strohhacker. Die SPD-Stadträtin sitzt im Aufsichtsrat des städtischen Krankenhauses.
Andere Spitzengehälter in Nürnberg
"Für das Klinikum sind die Spitzengehälter absolut adäquat", findet Strohhacker. Im Jahr 2012 hat der Vorstand des Klinikums Nürnberg rund 285.000 Euro bekommen. Der Chef des Flughafens konnte sich immerhin noch über ein Jahresgehalt in Höhe von etwa 203.000 Euro freuen. Die beiden Geschäftsführer der Messe Nürnberg wurden mit jeweils rund 190.000 Euro entlohnt.
SPD-Stadträtin Strohhacker betont, dass alle städtischen Unternehmen von allen im Stadtrat vertretenen Parteien in den Aufsichtsgremien kontrolliert werden. Das genau bezweifelt Linken-Stadtrat Schüller. "In den Aufsichtsräten sind nur SPD, CSU und Grüne vertreten. Uns hat man systematisch herausgehalten", sagt Schüller und kritisiert im gleichen Atemzug die seiner Meinung nach intransparente Vergütung der Aufsichtsräte in den städtischen Betrieben und Tochterunternehmen.