Club Rakete in Nürnberg erhebt nach Razzia schwere Vorwürfen gegen Polizei - "extrem geschockt"
Autor: Ralf Welz, Daniel Krüger
Nürnberg, Samstag, 20. Mai 2023
Nach einer Razzia mit mehr als 100 Polizisten erhebt der Nürnberger Club "Rakete" schwere Vorwürfe. "Wir sind immer noch geschockt von dem krassen Einsatz", erklären die Betreiber. Das Polizeipräsidium verteidigt derweil den Großeinsatz.
Im Nürnberger Elektro-Club "Rakete" ist es zu einem aufsehenerregenden Polizei-Großeinsatz gekommen. Mehr als 100 Beamten führten am vergangenen Sonntag (14. Mai 2023) in den frühen Morgenstunden des Sonntags (14.05.2023) eine breit angelegte Drogen-Razzia in der Diskothek in der Südstadt durch. Die Club-Verantwortlichen erheben diesbezüglich schwere Vorwürfe gegen die beteiligten Polizisten.
"Wir sind immer noch geschockt von dem krassen Einsatz und hoffen, dass es allen zu diesem Zeitpunkt anwesenden Personen gut geht", hält das "Rakete"-Team am Tag darauf in einem Facebook-Post fest. Die "Rakete" sei "brutal von Polizeikräften übernommen" worden, heißt es darin wörtlich. Das Polizeipräsidium Mittelfranken bezieht gegenüber inFranken.de Stellung zu den Anschuldigungen.
"Rakete" Nürnberg: Club-Betreiber wirft Polizisten bei Großrazzia unangemessenes Verhalten vor
Die "Rakete" zählt seit vielen Jahren zu den bekanntesten Elektro-Diskotheken in Franken. In seiner Anfangszeit eher ein Geheimtipp, stellt der Club in der Vogelweiherstraße heute einen populären Anlaufort für ein breites Publikum dar. Die jüngsten Geschehnisse stoßen bei den Rakete-Betreibern allerdings auf massives Unverständnis. "Um 4.45 Uhr am Sonntag hat eine Hundertschaft Polizisten die Räumlichkeiten der Rakete betreten und durchsucht", schildert Geschäftsführer Tom Zitzmann inFranken.de. "Sie sind dabei äußerst unangemessen und teilweise unprofessionell vorgegangen, wie mir meine Mitarbeiter und viele Gäste berichtet haben."
Die Beamten seien von zwei Seiten in den Laden gekommen und hätten mehrere Türen eingetreten und Schränke zerstört. "Dann wurden die Gäste, darunter viele Frauen gezwungen, sich öffentlich auszuziehen, manche direkt auf dem Flur, andere wurden zu Transportern und Zelten abgeführt", beklagt der Nürnberger Clubchef. "Als ich selbst um 9 Uhr in den Club kam, waren meine Mitarbeiter noch immer kreidebleich."
Der Betreiber berichtet davon, dass seit Monaten Kontrollen im näheren Umfeld der "Rakete" stattfänden, bei denen Besucher intensiv auf Drogenbesitz kontrolliert würden. "Wie mit unserem Club umgegangen wird, ist einfach inakzeptabel", erklärt Zitzmann. "Ich bin jetzt seit 30 Jahren im Clubgeschäft und ich habe das Gefühl, in Nürnberg sollen alle elektronischen Clubs einfach kaputtgemacht werden."
Polizeipräsidium tritt Anschuldigungen entgegen - und sieht Verdacht bestätigt
Die Polizei weist diesen Vorwurf indes zurück. Die Maßnahmen fokussierten sich weder auf Betreiber bestimmter Gastronomiebetriebe noch Angehörige bestimmter Musik-Szenen. Das Präsidium verteidigt zudem das Vorgehen der Einsatzkräfte. Der Kontroll- und Durchsuchungsaktion vom 14. Mai lag demnach ein Beschluss des Amtsgerichts Nürnberg zugrunde. "Dieser Beschluss basierte auf konkreten Erkenntnissen der Polizei", teilt Michael Konrad, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken inFranken.de am Freitag (19. Mai 2023) auf Anfrage schriftlich mit.
Über die vergangenen Monate hinweg sei durch Streifen im direkten Umfeld der betroffenen Diskothek "eine signifikante Häufung" von Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt worden. "Zudem verfestigten sich Hinweise darauf, dass diese Delikte einen Bezug zur betroffenen Diskothek und deren Besucher aufwiesen." Mit Blick auf die Bilanz der jüngst durchgeführten Kontrolle sehe die Polizei ihren Verdacht bestätigt.