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Nürnberg: Aus für Traditionsname Schöller - rund 150 Beschäftigte von Schließung betroffen


Autor: Isabel Schaffner, Agentur dpa

Nürnberg, Donnerstag, 20. April 2023

In Nürnbergs Norden liegt der Verwaltungsstandort der Froneri Schöller GmbH. Allerdings nur noch bis 2024. 150 Mitarbeitende des Speiseeisherstellers verlieren durch die geplante Schließung ihre Arbeitsstelle.
Der Eingangsbereich der Froneri Schölller GmbH in Nürnberg.


  • Nürnberger Verwaltungsstandort von Froneri Schöller schließt
  • Unternehmen werden zusammengeführt - das ist der Hintergrund
  • "Ein schwerer Einschnitt": 150 Mitarbeitende betroffen
  • Nicht nachvollziehbar: Gewerkschaft NGG kritisiert Entscheidung

Es ist eine weitere Schließungs-Nachricht, wie sie in diesen Tagen so oft vorkommt: Der Nürnberger Verwaltungsstandort der Froneri Schöller GmbH schließt bis Ende 2024. Das Unternehmen wolle sich ausschließlich auf den Hauptstandort Osnabrück konzentrieren und sehe im gleichen Zuge die Sorgen der Nürnberger Mitarbeitenden. Für 150 gilt es nun, über die weitere Zukunft nachzudenken. Unterdessen machen Gewerkschaft und der Nürnberger Betriebsrat ihrem Ärger Luft.

Schöller verabschiedet sich von Nürnberg - "Muss schneller und agiler werden"

Wie es in einer Pressemitteilung vom Mittwoch (19. April 2023) heißt, sei es für die Zukunftssicherung des gesamten Unternehmens es von großer Wichtigkeit, alle eigenen Verbesserungspotentiale zu nutzen. Jouni Palokangas, Vorsitzender der Geschäftsführung Froneri Deutschland: "Froneri will und muss schneller und agiler werden und beispielsweise Doppelstrukturen und -arbeiten abbauen. Darum konzentrieren wir uns künftig auf einen Hauptstandort, den der Froneri Ice Cream Deutschland GmbH in Osnabrück."

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Seit Gründung im Jahr 2016 existieren in Deutschland zwei getrennte Unternehmenseinheiten: Froneri Schöller mit Verwaltungssitz in Nürnberg und dem Werk in Uelzen sowie Froneri Ice Cream Deutschland in Osnabrück. Alle unternehmerischen Aktivitäten in Deutschland sollen unter dem Dach der Froneri Ice Cream Deutschland GmbH in Osnabrück gebündelt und die Standorte Osnabrück und Uelzen weiterbetrieben werden.

Der Grund für die Wahl von Osnabrück als zentralem Standort liege darin, dass sich vor Ort eine der größten Speiseeisfabriken in Europa befinde und alle Unterstützungsfunktionen bereits in der niedersächsischen Stadt angesiedelt seien. Bezüglich der betroffenen Belegschaft erläutert Palokangas: "Wir sind im Dialog mit dem Betriebsrat und unterstützen die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz. Denn wir sind uns bewusst, dass diese Maßnahme für sie ein schwerer Einschnitt ist."

Scharfe Kritik von Gewerkschaft und Betriebsrat: "Einiges erwartet, aber nicht das"

So sei das Unternehmen in Kontakt mit der Bundesagentur für Arbeit, der Stadt Nürnberg und verschiedenen Unternehmen. Die Entscheidung, den Nürnberger Verwaltungsstandort zu schließen, sei keine leichte gewesen. Doch "das Vorhalten doppelter Strukturen und Prozesse hemmt unsere Entwicklung und bremst den weiteren Ausbau unserer Marktposition. Das ändern wir notwendigerweise", erklärt der Vorsitzende. 

Die Regional-Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) Regina Schleser kritisiert, die Schließung von Froneri Schöller in Nürnberg sei nicht nachvollziehbar. Es gebe zwar doppelte Strukturen, diese könne man aber abbauen, ohne die Beschäftigten an einem Platz zu konzentrieren. Die Verwaltungstätigkeiten könne man außerdem per Telefon und Computer erledigen. "Da spielt es keine Rolle, wie nah man an der Produktion ist." Ein Grund für die Konzentration in Osnabrück könne dagegen sein, dass der Betrieb dort nicht tarifgebunden sei, meint sie.

In einer Pressemitteilung der NGG findet der Betriebsrat am Standort Nürnberg und Konzernbetriebsratsvorsitzender der Froneri Deutschland Holding GmbH Falk Schwerdtner harsche Worte. Er sei von der Ankündigung überrascht worden. "Wir haben einiges erwartet, aber nicht das. Dazu hat unsere Fantasie nicht ausgereicht", wird er zitiert. Unter anderem fordert er in Richtung Schweizer Nestlé-Zentrale: "Beenden Sie das Ausbluten eines gut am Markt etablierten Unternehmens. Hände weg von Froneri-Schöller Nürnberg."

FAU will Campus errichten

Indes gibt es bereits Pläne für eine neue Nutzung des Areals. Wie der BR berichtete, entsteht am Nordring ein neuer Campus für die erziehungswissenschaftliche Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg.