Neue Herausforderungen für Wasserversorgung in Franken - Regierung plant "Wasser-Spinnennetz"
Autor: Sebastian Schlenker, dpa
Aschaffenburg, Montag, 02. Oktober 2023
Der Klimawandel lässt die Sommer heißer und trockener werden und stellt so die Wasserversorgung in Bayern vor neue Herausforderungen. Nicht alle Regionen sind dafür gleichermaßen gewappnet.
30 Grad im Schatten. Schweiß läuft über die Haut. Doch beim Griff zum Wasserhahn bleibt dieser trocken. Keineswegs ein abwegiges Szenario für Bayern angesichts des Klimawandels. Blickt man nach Unterfranken - eine der trockensten Gegenden Bayerns - zeigt sich, was das heißt. Das Wasserwirtschaftsamt in Aschaffenburg hat sich die Versorgungssicherheit bis ins Jahr 2035 angeschaut.
Für Stadt und Landkreis Aschaffenburg sowie den Kreis Miltenberg erwartet die Behörde ohne weitere Maßnahmen ein Defizit von zwei Prozent. Für die Landkreise Kitzingen, Main-Spessart sowie Stadt und Landkreis Würzburg geht sie bis 2035 noch von einer Wasserreserve von 12 Prozent aus.
Was der Klimawandel für die Wasserversorgung bedeutet
Das Trinkwasser in diesen Regionen wird zu 100 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen, wie Martin Rätz, der stellvertretende Leiter des Wasserwirtschaftsamts, sagt. Und die Grundwasserstände sinken. Im Schnitt lagen die Grundwasserstände in Unterfranken laut Rätz im Jahr 2021/2022 um 42 Zentimeter tiefer als im Mittel der Jahre 2011 bis 2020. Blickt man auf die Jahre 2001 bis 2010 zurück, sind die Grundwasserstände seitdem gar um mehr als einen Meter gesunken.
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Der Grund ist für Rätz klar: "Die sinkenden Grundwasserstände sind vor allem auf die klimatischen Veränderungen zurückzuführen." Äußerst trockene Phasen und solche mit hochsommerlichen Temperaturen treten angesichts des Klimawandels immer häufiger auf.
Um auf diese Entwicklung zu reagieren, sieht das Wasserwirtschaftsamt eine ganze Reihe an Maßnahmen. So soll etwa der Verlust von Wasser über das Leitungsnetz verringert und das Grundwasser noch besser vor Verschmutzung etwa durch Pflanzenschutzmittel geschützt werden. Doch ein wesentlicher Punkt soll künftig die Versorgung mit Wasser aus der Ferne sein. Erhält die Region um Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart bereits jetzt rund acht Prozent seines Wasserbedarfs von einem Fernwasserversorger, bezieht die Region um Aschaffenburg und Miltenberg bislang noch kein Wasser aus der Ferne.
Nürnberger Trinkwasserversorgung auch künftig sichergestellt
Etwas anders sieht es schon jetzt in Bayerns zweitgrößter Stadt aus. Nürnberg bezieht zusammen mit dem angrenzenden Schwaig rund 30 Prozent seines Wassers aus der Ferne: vom Zweckverband Wasserversorgung Fränkischer Wirtschaftsraum.
Auch der städtische Versorger N-Ergie sieht im Klimawandel die Herausforderung, dass sich künftig möglicherweise weniger Grundwasser neu bildet, wie eine Sprecherin mitteilt.