Nürnberg: Ärger um Sanifair-Toiletten-Bons am Hauptbahnhof - "noch nie einen eingelöst"
Autor: Clara Maria Wimmer
Nürnberg, Freitag, 21. April 2023
Wer am Nürnberger Hauptbahnhof auf Toilette muss, kommt nicht umhin, die Anlagen von Sanifair zu benutzen. Für einen Euro erhält man jedoch nur 50 Cent Wertbon - doch das ist nicht das einzige Problem, das unter den Fahrgästen Unmut hervorruft.
- Nürnberg Hauptbahnhof: Sanifair-Toiletten-System stößt auf heftige Kritik
- Wertbon-System brauche "entsprechende Verbesserungen" - "dann hätte das einen Nutzen"
- "Habe noch nie einen eingelöst": Fahrgastverbands-Sprecher verärgert
- Sanifair zu Wertbon-System - und was man am Nürnberger Bahnhof wissen muss
Das Sanifair-Toiletten-System stößt seither vielerorts auf heftige Kritik. Auch am Nürnberger Hauptbahnhof sehen viele Menschen die Problematik um die Anlagen. So auch Fritz Ferstl, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn. "Ich persönlich gehe öfter am Bahnhof auf Toilette und bekomme immer einen Wertbon - ich habe allerdings noch nie einen einlöst, weil es überspitzt gesagt einfach nicht möglich ist", gibt er zu.
Kritik an Toiletten-System am Nürnberger Hauptbahnhof - "sollte einfach lösbar sein"
Der Sprecher des Fahrgastverbandes kritisiert das System rund um die Toiletten-Anlagen und nennt die Gründe für seine bisherige Wertbon-Abstinenz: "Man muss dazu in die völlig überteuerten Bahnhofs-Läden, für mindestens 2,50 Euro einkaufen und dann kriegt man auch nur 50 Cent über den Bon." Nicht nur ihm, auch anderen falle das auf, wie Ferstl aus Gesprächen weiß, "und ich denke, so wird das allen Fahrgästen gehen." Prinzipiell findet der Fahrgastverbands-Sprecher die Institution durchaus sinnvoll, "aber natürlich nur mit entsprechenden Verbesserungen."
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Er bringt mehrere Kritikpunkte an: "Es wäre richtig, die Kosten eins zu eins umzusetzen. Wenn ich einen Euro zahle, dann bekomme ich auch einen Euro Wertbon." Dazu müsse "der Mindestumsatz natürlich weg. Dann kann ich in einen Laden gehen und eine Kleinigkeit kaufen, die unter 2,50 Euro kostet. Irgendwas, was man als Reisender eben so braucht. Dann hätte das wirklich einen Nutzen", hält der Verbands-Sprecher fest. Letztendlich fehle es in der Konsequenz zudem noch an der Transparenz: "Die Tatsache, dass man als Kunde nicht weiß, welche Läden den Bon einlösen."
Dass er mit einem Bon in der Hand an der Kasse stand, diesen jedoch wieder mitnehmen musste, sei ihm ebenfalls schon häufiger passiert. Grundsätzlich sei Ferstl sowieso für kostenfreie Toiletten. "Das gehört dazu, wenn man mit der Bahn fährt - irgendwann hat man eben ein Bedürfnis, welches möglichst einfach und unbürokratisch lösbar sein sollte. Am besten wären natürlich kostenlose Toiletten." Doch natürlich könne und solle man sehen, dass der Bahnhof etwas anderes sei, als ein Restaurant. "Nämlich ein öffentlicher Raum, in dem sich Publikum aller Art bewegt."
Sanifair zu Wertbon-System - was man am Nürnberger Hauptbahnhof wissen muss
Seit die Toiletten gebührenpflichtig sind, seien sie nämlich durchaus wesentlich gepflegter und sauberer. "Es hat also nicht nur Nachteile, dass die Toilette was kostet", sagt Ferstl. Trotzdem habe er sich schon "immer wieder darüber geärgert." Auch darüber, dass das Thema bisher so untergegangen sei. Sanifair hat sich ebenfalls auf Anfrage von inFranken.de zu der Thematik geäußert. Das Sanifair-Konzept sei ein flexibles Franchise-System, das an unterschiedlichen Standorten wie vor allem Autobahnraststätten, Bahnhöfen und Einkaufszentren eingesetzt werden kann. "Je nach Standort gibt es spezifische und komplexe bauliche Anforderungen an die Sanitäranlagen, zudem muss die unterschiedliche Kundenfrequenz an den Standorten berücksichtigt werden."
An Bahnhöfen werde der Betrag für die Nutzung der Anlagen sowie die Einlösebedingungen in Absprache mit dem jeweiligen Betreiber festgelegt, "daher kann es zu Preisunterschieden zwischen den standortspezifischen Franchise-Lösungen kommen." Zu der Tatsache, dass ab einem Mindesteinkaufswert von 2,50 Euro nur ein Wertbon pro Person auf den Einkaufswert angerechnet wird, äußert sich das Unternehmen folgendermaßen: "Hintergrund ist der Wunsch des Bahnhofbetreibers nach einer einheitlichen Regelung", so ein Sprecher der Tank und Rast Gruppe, zu der Sanifair gehört.