Druckartikel: Neuer Kultur-Hotspot im Herzen Nürnbergs

Neuer Kultur-Hotspot im Herzen Nürnbergs


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Donnerstag, 21. Juli 2016

Mitten ins Zentrum wollten sie mit ihrer Kunst. Mit dem "RaumZehnDrei" haben es junge Künstler in Nürnberg geschafft. Am Samstag steigt eine große Party.
Die Künstlertruppe vom "RaumZehnDrei" in ihrem bunten Offspace in der Nürnberger Innenstadt. Foto: Nikolas Pelke


Stefan Schuster hat lange gekämpft für seinen Traum. "Ich wollte unbedingt in die Innenstadt", sagt der 36-jährige Künstler und schaut aus dem Fenster im dritten Stock in der Färberstraße 10. Auf den Straßen pulsiert das Leben. Menschen schleppen Plastiktüten über die Shoppingmeile. "Da unten in der Bar jobbe ich nebenbei", erzählt Schuster und zeigt auf eine quirlige Kneipe zwischen Thai-Massage und Karate-Schule.

Durch die Arbeit hinter dem Tresen habe er erfahren, dass die rund 350 Quadratmeter unter dem Dachjuché seit Jahren leer stehen. "Ich habe lange betteln müssen, damit wir den Raum endlich bekommen", erinnert sich der Absolvent der Kunstakademie. Seit Herbst hat Schuster gemeinsam mit Künstlerfreunden einen Verein gegründet. "Wir geben hier jungen Künstlern den nötigen Platz zum Arbeiten und Ausstellen." Über Nacht hat Nürnberg so einen neuen Kulturtreffpunkt in der City bekommen. Neben einer großen Ausstellungsfläche haben sich eine handvoll Künstler kleine Ateliers in dem "Offspace" eingerichtet. Die Atmosphäre ist locker. Die Einrichtung bunt. Die Stimmung prächtig.


Im Raum wird auch oft gefeiert

Von Anfang an hatte die Idee mit dem Kunstquartier in der Innenstadt wie eine Bombe beim Publikum gezündet. "Sonst wird die Kunst in Nürnberg immer an den Rand gedrängt. Wir sind mitten reingegangen in die Stadt." Das macht sich gleich positiv bemerkbar. Das Stadtvolk steht Schlange vor dem "RaumZehnDrei", den Schuster und seine Mitstreiter praktischerweise nach der Hausnummer und dem Stockwerk benannt haben. Schnell hat sich der loftige Treffpunkt mit dem Rohbaucharme des Unfertigen beim Ausgehpublikum herumgesprochen. "Unsere Partys sind auf jeden Fall großartig", sagt Schuster. Jetzt sollen auch die künstlerischen Arbeiten richtig für Furore sorgen. Während andere in den Urlaub fahren, starten die Künstler eine regelrechte Kulturoffensive.

Den Anfang macht die Vernissage zur Ausstellung "Damit sind wir noch lange nicht durch" am kommenden Samstagabend (23.Juli) ab 19 Uhr. Neben Schuster - der seine feinsinnigen Zeichnungen mit Filzstift auf Kopierpapier präsentiert - stellen die Malerinnen Diana Helena Galli und Lisa Wölfel sowie Philipp Eyrich und Leon Galli (Installationen) aus. Der Bildhauer Clemens Söllner zeigt großformatige Holzintarsienarbeiten. Die Ausstellung wird bis zum 29. Juli jeweils von 17 bis 20 Uhr zu sehen sein. Am ersten Sonntag im August steigt der erste Kunstklatsch. Bei Kaffee und Kuchen können die Besucher dann den Künstlern bei der Arbeit zusehen. "Wir wollen hier auch Autoren, Schauspielern und Musikern ein Forum bieten", sagt Diana Helena Galli, die gleich mit mehreren großformatigen Porträtbildern in der aktuellen Schau vertreten ist.


Nürnberg wird immer künstlerischer

Jede Form von Kunst soll Platz haben. "Alles nur kein Mainstream", sagt Stefan Schuster und schwärmt von dem Kontrast zwischen Kunst um Konsum im Schatten der Einkaufsstraßen. Langsam tue sich endlich etwas in Nürnberg, findet er. Immer mehr Künstler drängen von dem Rand in die City. Dadurch werden Ausstellungen für Besucher attraktiver, hofft er. Nürnberg wird künstlerisch - auch wenn die Pfefferkuchenstadt immer noch auf Lebkuchen, Christkind und Bratwürste setze, ist sich Schuster sicher. Überall sprießen Kunst- und Kulturläden aus dem Boden. Dabei verzichtet der "RaumZehnDrei" fast gänzlich auf die üblichen Finanzspritzen von der Stadt. "Wir bekommen 1500 Euro vom Kulturreferat für Ausstellungen: Das war`s!"

Überhaupt baut die kleine Kunstkommune lieber auf die eigene Kraft als sich an nett gemeinten Almosen zu laben. "Hier geht was. Hier gibt es sogar Toiletten - und ein Schild an der Tür", sagt Schuster und lacht. Etwas versteckt liegt der Laden zwischen Kampfsport-Center und Massage-Praxis schon. Immerhin ist die Adresse leicht zu merken. Färberstraße 10, dritter Stock: RaumZehnDrei. Nicht nur für Kunstinteressierte eine unbedingt lohnenswerte Adresse.