Aus nach über 60 Jahren: Nürnberger Traditionsfirma ist Geschichte
Autor: Ralf Welz
Nürnberg, Dienstag, 29. Juli 2025
1961 ging der Standort Nürnberg in Betrieb. Nun kommt es zur Geschäftsauflösung des fränkischen Traditionsunternehmens.
Laut einer gemeinsamen Untersuchung der Auskunftei Creditreform und dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) steigt die Zahl der Unternehmensschließungen in Deutschland deutlich an. Im Jahr 2024 wurden insgesamt 196.100 Firmenaufgaben registriert - der höchste Stand seit 2011, als die Folgen der Finanzkrise die Wirtschaft belasteten.
Auch in Franken warfen in der jüngeren Vergangenheit mehrere traditionsreiche Betriebe das Handtuch. So ist die Firma Formenbau Köhler mit Sitz in Veitsbronn (Landkreis Fürth) nach rund 30 Jahren Geschichte. Nach über sechs Jahrzehnten wurde zudem das Nürnberger Werk des Autozulieferers Aptiv aufgelöst. Auch die Roti Verpackungsdruck GmbH aus Nürnberg hat sich augenfällig für immer verabschiedet. Die Wurzeln des geschichtsträchtigen Betriebs liegen in der Nachkriegszeit.
Nürnberger Verpackungsfirma Roti mit Geschäftsauflösung - fränkischer Standort seit 1961
Ursprünglich 1951 in Stuttgart als Roti GmbH gegründet, spezialisierte sich das Unternehmen zunächst auf Wellpappen und später auf flexible Verpackungen wie Automatenrollen für Trockenwaren. Zu den Hauptkunden zählte einst der Zuckerproduzent Südzucker. Der Nürnberger Standort wurde 1961 in Betrieb genommen. Der Sitz war zunächst in der Geisseestraße, wie aus einem im Herbst vergangenen Jahres veröffentlichten Firmenportrait der IHK Nürnberg für Mittelfranken hervorgeht. 1980 zog die Verpackungsfirma in den Stadtteil Katzwang um. Im Jahr 1986 wurde das Unternehmen in Roti GmbH Flexodruck und Papierverarbeitung umbenannt.
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Infolge einer Insolvenz im Jahr 2020 wurde die fränkische Firma in neue Hände gelegt. Seit 2021 gehörte Roti zur Rabe Etiketten KG im sächsischen Zwönitz. Das operative Geschäft blieb dabei in Nürnberg, während der Firmensitz nach Zwönitz verlagert wurde. Im Zuge der Transaktion begann Roti eine Neuausrichtung mit Fokus auf nachhaltige Verpackungslösungen.
"Mit Übernahme der Roti Verpackungsdruck GmbH hat sich uns die Möglichkeit eröffnet, mit innovativen Papierlösungen, Kunststoffe in Verpackungen zu ersetzen und in das Segment der echt nachhaltigen flexiblen Verpackungen einzusteigen", heißt es auf der Webseite der Rabe Etiketten KG. Eine Zukunft hat das langjährige Unternehmen aus Franken aber offenkundig nicht. Nach mehr als 60 Jahren am Standort Nürnberg ist der Betrieb vor Kurzem augenfällig eingestellt worden.
Große Onlineauktion: Maschinen, Lagerhalle und Co. werden versteigert
Im Zuge der Geschäftsauflösung werden auf dem Portal Restlos.com derzeit verschiedene Gegenstände versteigert. Dazu gehören Druckmaschinen, Gabelstapler, Lagerregale, Farben, Ersatzteile für Drucker, IBC-Container und eine demontierbare Logistikhalle. In der Auktionsübersicht sind 333 Ergebnisse gelistet. Auf dem Firmengelände in der Neuseser Straße 25 in Nürnberg ist am 30. Juli nach vorheriger Anmeldung eine Besichtigung möglich. Die ersten Zuschläge erfolgen dann tags darauf - am 31. Juli.
Die Hintergründe der Betriebseinstellung sind indessen unklar. Eine entsprechende schriftliche Anfrage von inFranken.de blieb vonseiten der Firmengruppe Rabe Etiketten unbeantwortet. Auch telefonisch wollten sich die bisherigen Eigentümer der Nürnberger Traditionsfirma gegenüber unserer Redaktion nicht äußern.