Moderne Flächennutzung: Supermärkte nehmen Kinderkrippen und Wohnungen huckepack

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Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Nikolas Pelke
Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Nikolas Pelke
Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Michael Meyer/ Johanniter
Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Michael Meyer/ Johanniter
 
Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Nikolas Pelke
Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale. Foto: Nikolas Pelke
 

Verschwenderische Flachbauten? In Nürnberg wachsen Supermärkte immer mehr in den Himmel. Darüber entstehen zum Beispiel Kinderkrippen. So wie die "Dachspatzen" auf einer Norma-Filiale.

Oben spielen die Kinder, unten stehen die Kunden an der Kasse. Im Nürnberger Stadtteil Gostenhof hat die fränkische Supermarkt-Kette "Norma" einen Discounter plus Kinderkrippe gebaut. "Normas Dachspatzen" heißt die Betreuungseinrichtung für Kleinkinder auf dem Dach des Supermarktes sinnigerweise.

Die Leiterin der Kinderkrippe ist sich sicher, dass diese Kombination eine ganze Reihe von Pluspunkten mit sich bringt. "Das Abholen und das Bringen der Kinder ist kein Problem mehr. Die Eltern können mit dem Auto unten auf dem Parkplatz des Supermarktes immer gut parken", erklärt Kerstin Krause. Außerdem hätten die Kinder über dem Supermarkt ungewöhnlich viel Freiraum. "Wir haben hier sogar einen großen Dachgarten zum Spielen."


Viele Vorteile

Über einen Hintereingang des Supermarktes führt ein Treppenhaus mit Aufzug direkt zur Krippe in die erste Etage. Diese besondere Bauweise auf dem Dach des Supermarktes bringe für die soziale Einrichtung weitere Vorteile mit sich. "Wir haben hier zum Beispiel keine Probleme mit Hundedreck. Bei uns ist immer alles sauber."

Durch die relative Abgeschiedenheit hoch über dem Discounter seien die Kinder außerdem vor Eindringlingen sicher, erklärt Kerstin Krause. "Bei uns kann niemand einfach über den Zaun steigen und unerlaubt hereinkommen", freut sich die Leiterin der "Dachspatzen".


Flächenverschwendung durch Flachbauten

Daniel F. Ulrich, der Planungs- und Baureferent der Stadt Nürnberg, ist nicht ganz unschuldig an der städtebaulichen Entwicklung. "Wir wollen eine Nahversorgung mit Discountern aber keine Flächenverschwendung durch Flachbauten in der Stadt", bringt Ulrich die neuen Wünsche der Stadtplaner auf den Punkt.

Ganz freiwillig würden die Supermarkt-Ketten der "Mischnutzung" nicht zustimmen. Schließlich steige dadurch der Aufwand. Die Vermietung von Büro- oder Wohnraum gehöre noch nicht zu ihren Kernkompetenzen. Über das Planungsrecht habe die Stadt allerdings ein Druckmittel in der Hand. Ab einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern müssten sich Supermarkt und Stadt an den Verhandlungstisch setzen.


"Zusatznutzung" die Zukunft?

Der Baureferent fordere die Supermärkte dabei immer häufiger dazu auf, dass "oben auf den Supermarkt noch was drauf" kommen müsse. Diese Politik der "Zusatznutzung" trage mittlerweile Früchte, freut sich Ulrich und verweist auf Projekte wie die "Dachspatzen" in Nürnberg. In der Südstadt sei mit der "Wolke 10" sogar eine Krippe auf dem Dach eines Parkhaus neu entstanden.

Ulrich will mit dieser Politik nicht weniger als die "Wiederherstellung der klassischen Stadt" erreichen. Die Mischung von Handel und Gewerbe sei in Europa schließlich die Regel gewesen. "Unten war die Werkstatt, oben die Wohnung." Durch die Entmischung in der Nachkriegszeit sei diese Tradition leider kaputt gegangen.


Optimale Nutzung der Flächen

Ulrich freut sich, dass sich die Supermärkte - wenn auch nicht ganz freiwillig - am Städtebau nun wieder beteiligen. Auch Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU) sieht die Sache positiv: "Solche Projekte dienen der Verdichtung und optimalen Nutzung von Flächen angesichts der Flächenknappheit in den Großstädten", ist sich Fraas sicher.

Die großen Einzelhandelsketten scheinen sich indes mit den neuen Anforderungen an städtische Supermarkt-Neubauten langsam anzufreunden. "Lidl" baut gerade seine erste "Metropolfiliale" mit Parkplätzen unter dem Supermarkt. Dadurch soll der Platzbedarf für neue Supermärkte halbiert werden. In Frankfurt entsteht außerdem einer neuer "Lidl"- Discounter mit 110 Wohnungen auf dem Dach.


Weitere Projekte in Planung

Auch "Aldi Süd" verfolgt laut Medienberichten neuerdings Pläne, beispielsweise in München neue Filialen in Kombination mit Wohnungen zu realisieren. Die fränkische Supermarkt-Kette "Norma" kündigt derweil an, dass neue Projekte in Planung sind. "Wir können Ihnen mitteilen, dass weitere Projekte zur gemischten Nutzung in der Planungs- und Umsetzungsphase sind", teilt Katja Heck von "Norma" auf Anfrage dieses Medienhauses mit.

Einzelheiten wolle die fränkische Supermarkt-Kette aus wettbewerbstaktischen Gründen aber noch nicht preisgeben. Klar ist indes, dass eingeschossige Flachbauten mit riesigen Parkplätzen in Zukunft der urbanen Vergangenheit angehören dürften.