Mäuse sorgen in Nürnberger Bratwurstküche für Ärger
Autor: Nikolas Pelke
Nürnberg, Donnerstag, 05. März 2015
Die Bratwurstküche "Zum guldenen Stern" ist bekannt für ihre guten Würstchen vom Grill. In der historischen Wirtschaft haben es sich kürzlich auch kleine Nagetiere gemütlich gemacht. Wegen einer kleinen Maus hängt nun der Haussegen in der Bratwurst-Metropole schief.
Die Sache mit der Maus sei gegessen, teilt Hans Ortenreiter vom Ordnungsamt auf Anfrage spürbar genervt mit. Für Martin Hilleprandt ist die tierische Geschichte allerdings noch lange nicht zu Ende. "Jetzt soll ich eine Strafe über 100 Euro an die Stadt bezahlen", ärgert sich der Inhaber der historischen Bratwurstküche "Zum guldenen Stern" in der Zirkelschmiedgasse.
Das "Zwangsgeld" hat die Lebensmittelüberwachung angedroht, weil eine kleine Maus im Gastraum gesichtet worden ist.
Also gesehen haben sie sich nicht direkt die Maus, die Herren vom Ordnungsamt. Aber ein paar Hinterlassenschaft der possierlichen Tierchen haben sie unter den Holzbänken gefunden. Hilleprandt kann darüber nur lächeln. Die Aufregung über das "Mäuschen" verstehen kann er nicht.
Schuld an dem "Mäuse-Theater" sei die Stadt und nicht die alte Hütte, findet Hilleprandt. Schließlich würden die Entscheidungsträger im Rathaus seit Jahren viel zu wenig gegen die vielen Mäuse in der Stadt unternehmen. Auch größere Exemplare seien in den Gassen rund um die berühmt berüchtigte Frauentormauer keine Seltenheit. "Draußen wimmelt es von Ratten und Mäusen, die gehören alle der Stadt ganz allein."
Rund 500.000 Ratten leben nach Schätzungen der Behörden in der Frankenmetropole.
Die meisten Tiere treiben sich freilich in der Kanalisation herum und bleiben weitgehend unter sich. In der Altstadt führe sich das Ungeziefer mittlerweile aber zu bunt auf. Nicht nur in seiner Gasse würden die Tiere auf der Straße Samba tanzen. Der Hauptmarkt, der Jakobsplatz und die Insel Schütt seien ein wahres Paradies für Ratten, greift Hilleprandt die Stadt an. Der 76-Jährige ist sich sowieso sich, dass ihm viele "Nürnberger" den Erfolg nicht gönnen würden. Schließlich habe es der ehemalige Vertriebschef einer Brauerei ausgerechnet im Dunstkreis der Rotlichtbars geschafft, eine historische Bratwurstküche mit Niveau zu betreiben. In Nürnberg mischen viele Gaststätten im Bratwurst-Business mit. Je länger die Tradition, desto besser das Geschäft - lautet wohl die Binsenweisheit der Wurst-Wirtschaften. Nur logisch, dass die konkurrierenden Bratwurst-Küchen selten beste Freunde werden.
In der Zirkelschmiedgasse werden derweil über dem offenen Buchholzfeuer die frischen Würstchen schön langsam gegrillt. Die "Röstla" - wie Hilleprandt seine Nürnberger nennt - haben sogar dem Gourmet-Magazin "Der Feinschmecker" ausgezeichnet gemundet.
"Man muss jemand sein, um angegriffen zu werden", ist sich der 76-Jährige sicher und hält einen brandaktuellen Brief des Oberbürgermeisters in den Händen.
Alles halb so schlimm, lautet der Tenor des Schreibens von Ulrich Maly (SPD), mit dem die Wogen in der Causa "Maus gegen Wurst" offensichtlich geglättet werden sollen. Die Strafe müsse die Bratwurstküche nur bezahlen, wenn die Kontrolleure nochmal Spuren einer Maus in den Gasträumen entdecken. Hilleprandt wolle künftig darauf achten, dass seine alte Holztür immer schön geschlossen bleibt. Natürlich nur für Mäuse.