So berühmt wie Bratwürste und Glühwein: die Nürnberger Lebkuchen
Autor: Matthias Litzlfelder
Nürnberg, Donnerstag, 01. Dezember 2016
Derzeit laufen Herstellung und Export von fränkischen Lebkuchen auf Hochtouren. Die Firma Schmidt in Nürnberg liefert sie in mehr als 120 Länder.
Ja, ja die Nürnberger. Was den Export angeht, waren sie historisch gesehen schon immer Experten. "Nürnberger Tand geht durch alle Land", lautet ein Sprichwort. Als Spielzeughersteller-Stadt hat Nürnberg eine mehr als 600 Jahre alte Tradition. Fast genauso lang betreiben die Nürnberger Fernhandel mit einem Erzeugnis, das schon auf "Hänsel und Gretel" anziehend wirkte: Pfefferkuchen, auch Gewürz-, Honig- oder - am häufigsten - Lebkuchen genannt.
Bis zu drei Millionen Lebkuchen täglich sind möglich
Größter Hersteller der Stadt ist heute die Firma Schmidt. Das Unternehmen hat von Anfang an auf das Verschicken seiner Ware zum Kunden gesetzt und gilt heute als der größte Lebkuchen-Versandhändler der Welt. "Wir können bis zu drei Millionen Lebkuchen am Tag produzieren", sagt Dirk Kuen, Betriebsleiter bei Schmidt.Durch die Fabrikhalle im Nürnberger Stadtteil Langwasser zieht sich ein süßer Duft, eine Mischung aus Orangeat, Marzipan und Schokolade. In großen Edelstahlkesseln wird die Teigmasse angerührt. 200 Kilogramm passen in jeden hinein. Mehl, Eier, Zucker, Honig, Haselnüsse, Walnüsse, Mandeln, Orangeat, Zitronat, Marzipan - die Grundzutaten für den Lebkuchen sind seit Jahrhunderten erprobt. Hinzu kommen exotische Gewürze aus aller Welt wie Zimt, Nelken, Anis, Kardamom, Koriander, Ingwer und Muskatblüte.
Spicken ist Handarbeit
Hier am Beginn der Fertigung arbeiten gelernte Bäcker. Sie bedienen die verschiedenen Maschinen. Die eine knetet den Teig, die andere streicht eine genau festgelegte Menge auf die Oblatenscheiben, eine weitere streut Mandelsplitter auf den Teig. Das Spicken der Lebkuchen mit ganzen Mandeln bleibt aber Handarbeit, ebenso die ständige Qualitätskontrolle oder das Verpacken der Sortimente in Kartons oder Metall-Truhen, die jedes Jahr neu gestaltet werden."Im Oktober und November haben wir Hoch-Zeit, ab Mitte Dezember wird es dann wieder etwas ruhiger", beschreibt Marketing- und Vertriebsleiter Erhard Frank das Saisongeschäft. Richtig los geht es bei Lebkuchen-Schmidt im September. Dann steigt die Zahl der Mitarbeiter auf 800. Viele Saisonarbeitskräfte sind darunter, meist immer wieder dieselben: Hausfrauen, ein Bademeister, der über den Winter eine Beschäftigung sucht oder ein Student, der ein Semester überbrücken will.
Treue Auswanderer
Im Januar arbeitet in der Firma wieder nur das Stammpersonal: 200 Mitarbeiter. Sie fertigen weiter Lebkuchen. "Für unsere Ganzjahresläden in Nürnberg, Stuttgart, Frankfurt und München. Und auch für unsere Versandkunden, die nicht nur zu Weihnachten Lebkuchen genießen möchten", sagt Frank.Die Firma Schmidt hat in Übersee treue Stammkunden. Auswanderer, die seit Jahrzehnten beliefert werden. Nicht nur mit Lebkuchen, auch mit Christstollen, Spekulatius oder Vanillekipferl.