Neue EU-Richtlinie zu Tattoo-Farben: Tätowierer wütend - bald keine Farb-Tattoos mehr?
Autor: Elisabeth Offial
Lauf an der Pegnitz, Samstag, 02. Oktober 2021
Etwa ein Fünftel der Deutschen trägt mindestens ein Tattoo auf der Haut. Viele davon sind nicht nur schwarz, sondern farbig. Doch damit könnte durch eine neue EU-Richtlinie nun erstmal Schluss sein. Viele Tätowierer sind wütend.
- REACH-Verordnung verbietet ab Januar 2022 viele Tattoo-Farben
- Hintergrund: Farbenhersteller müssen Ungefährlichkeit von Stoffen nachweisen können
- Neue EU-Richtlinie sorgt bei Tätowierer aus Lauf an der Pegnitz für Unverständnis
- Nur bestimmte schwarze Farbe könne bei ihm noch verwendet werden - Alternativen unklar
Der Tätowierer Jack Rebel betreibt ein Tattoo-Studio in Lauf an der Pegnitz (Landkreis Nürnberger Land). Vergangenen Montag (20. September 2021) wandte er sich auf Facebook an seine Fans. "Leider haben wir schlechte News", beginnt er seinen Post. Anlass dafür ist eine neue EU-Richtlinie, die REACH-Verordnung, laut der ab dem 4. Januar 2022 alle bunten Tattoo-Farben nicht mehr verwendet werden dürfe.
Neue EU-Richtlinie: Das bedeutet die REACH-Verordnung für Tattoo-Fans und Tätowierende
REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals, also Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe. Grundsätzlich soll sie laut EU-Informationen vor allen Dingen die Gesundheit schützen. Dabei geht es in Bezug auf Tätowierungen vor allem um einige Pigmente und Konservierungsstoffe, die in den Farben enthalten sind. Unternehmen werden künftig dazu verpflichtet, die Ungefährlichkeit ihrer Stoffe zu beweisen. Doch viele Tattoo-Farben sind bisher unerforscht.
Angefangen habe die Diskussion um die Tattoo-Farben mit den Pigmenten Blau15 und Grün7. "Die wurden auch als Haarfärbemittel beim Frisör verwendet und da dann verboten, weil sie zu gut auf der Haut halten und erst nach zwei oder drei Wochen wieder abgehen", erklärt Jack Rebel inFranken.de. Danach sollten sie auch zum Tätowieren verboten werden. Eine Petition könnte das vorerst hinauszögern. Nach aktuellem Stand tritt das Verbot sonst am 1. Januar 2023 in Kraft.
Bekannt ist das Inkrafttreten der REACH-Verordnung bereits seit Januar 2021, erklärt Rebel. Allerdings nur denjenigen, die sich auch über derartige Verordnungen informieren, sagt er. "Ein großer Teil der Tätowierer macht das nicht. Wirklich bekannt geworden ist REACH erst, als die Tattoo-Supplier das Mitte September veröffentlicht haben."
Lauf an der Pegnitz: Tätowierer wütend – "seit über 20 Jahren ohne Probleme"
"Ich verwende Farben mit den jetzt als bedenklich eingestuften Inhaltsstoffen seit über 20 Jahren ohne Probleme", sagt Jack Rebel. Durch die Produktion seien sie "minimal verunreinigt", zum Beispiel mit kleinen Metallteilen aus den Rohren, durch die sie geleitet werden. "Die sind aber so gering, dass man durch Messungen zwar feststellen kann, dass es sie gibt, aber nicht immer unbedingt, wie viel davon drin ist", sagt er.
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"Bisher hatte jedes Land seine eigene Tätowiermittelverordnung", erklärt Jack Rebel weiter. Laut derer für Deutschland dürften Farben verwendet werden, sofern kein Verunreinigungswert messbar sei. In anderen Ländern gilt: Sobald eine Verunreinigung messbar sei, auch wenn sie zu gering für einen genauen Wert ist, werden die Inhaltsstoffe der Farbe als "bedenklich" eingestuft. Jetzt gebe es aber eine neue Richtlinie, die für die ganze EU gelte. Die vereine alle einzelnen Länderverordnungen und deswegen gälten ab Januar auch in Deutschland und anderen EU-Ländern entsprechende Inhaltsstoffe der Farben als "bedenklich". "Dass sie wirklich schädlich ist, dafür gibt es keine Hinweise", meint Jack Rebel.