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Königstorpassage in Nürnberg soll sicherer werden


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Dienstag, 12. April 2016

Die Königstorpassage soll freundlicher und sicherer werden. Nicht ohne Grund: Die Zahl der Straftaten dort hat sich laut Polizei verdoppelt.
Die Königstorpassage in Nürnberg. Fotos: Nikolas Pelke


Der Name ist etwas verwirrend. Mit Luxus hat die Königstorpassage jedenfalls wenig zu tun. Hier ein Schuster, dort ein Perückenladen. Die orangen Fliesen an den Wänden sind auch nicht mehr der letzte Schrei. Dazwischen strömen Menschen im zwielichtigen Schein der Neonlampen hin und her.

Eine tolle Visitenkarte ist das unterirdische Verteilergeschoss zwischen U-Bahn, Hauptbahnhof und Altstadt nicht. Viele müssen trotzdem hier durch. Ob sie es wollen oder nicht. Jetzt soll das Eintrittstor zur Stadt freundlicher und vor allen Dingen sicherer werden. Ein "Runder Tisch" will die "Aufenthaltsqualität" verbessern. Ideen gibt es scheinbar viele. Geschehen ist freilich noch nichts. Von den Worten zur Tat liegt sprichwörtlich ein weiter Weg. Nur die Polizei hat die Ärmel hochgekrempelt und zeigt bereits deutlich mehr Präsenz. Sie hat die Passage zum "Schwerpunkt-Einsatzgebiet" erklärt. Seit Jahresbeginn setzen die Sicherheitsbehörden auf verstärkte und verschärfte Kontrollen. Auch in zivil.

Denn das Verbrechen in der Passage gedeiht prächtig und scheint immer mehr Besitz von den dunklen Ecken und Gängen zu nehmen. Die Zahl der Straftaten hat im Jahr 2015 die 500er-Marke überschritten. Laut Polizei sei eine Verdoppelung der Delikte gegenüber 2013 festzustellen. Besonders auf das Konto von Betäubungsmitteln ginge der sprunghafte Anstieg der Straftaten, sagt Polizeisprecherin Elke Schönwald. Meistens würden die gefährlichen "Kräutermischungen" konfisziert. Freilich sind auch härtere Drogen in der Szene unterwegs. Nürnberg war 2015 bei Drogentoten trauriger Spitzenreiter in Deutschland. Beim Ausgang zum Königstorgraben gibt es einen stadtbekannten Treffpunkt. Die Nürnberger nennen den kleinen Bereich bezeichnenderweise "Giftbalkon". Deutliche Steigerungen seien auch bei Körperverletzungen und Diebstahldelikten in der Passage zu verzeichnen, sagt die Polizeisprecherin weiter. Zuletzt häuften sich augenscheinlich die Schlagzeilen über Messerstechereien und andere Gewalttaten.

Die Beschäftigten in der Passage bewerten die aktuelle Lage unterschiedlich. Der Besitzer des Zeitungskiosks findet zum Beispiel, die Lage habe sich nicht verschärft. Gelegentlich würde das Stammpublikum eben aneinander geraten, meint er. Besonders in den kalten Monaten könnten sich die unterschiedlichen Gruppen wie Alkoholiker, Drogensüchtige, Obdachlose und Punker schnell in der engen Passage in die Quere kommen. Mit dem Frühling entspanne sich meistens die Situation. Dann bitten die Punker beim Ausgang zur Altstadt um Almosen, während sich die "Giftler" am Balkon im Königstorgraben träfen. Die Obdachlosen stünden meistens zwischen allen Stühlen. "Das sind die ärmsten Schweine in der Passage. Um die kümmert sich niemand", findet er.


Der Mann vom Schlüsseldienst findet dagegen, es müsse endlich etwas passieren in der Passage. Er verfolge das Geschehen seit zwei Jahrzehnten aus nächster Nähe. Nur eine große Glasscheibe trennt ihn von der Passage. Zuletzt seien die Leute, die die Passage häufig ihr zweites Zuhause nennen, der Polizei immer mehr auf der Nase herumgetanzt. "Früher waren hier immer nur zwei Streifenpolizisten unterwegs. Da haben dann alle gelacht und weitergemacht. Jetzt kommt die Polizei gleich in Mannschaftsstärke. Das macht Eindruck und sorgt für Ruhe", sagt der Mann vom Schlüsseldienst hinter seinem Tresen, während das bunte Kommen und Gehen vor dem Schaufenster ohne Unterbrechung weitergeht. "Hier ist immer was los. Die Passage schläft nicht", sagt der Mann und zeigt auf die vielen Menschen draußen vor seiner Tür.

Die meisten Passanten verziehen beim Vorbeigehen keine Miene. Gemütlich durch die Passage schlendern die wenigsten. Die meisten Menschen hetzen auch an diesem Tag hin und her. Viele mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Königlich geht anders.