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Nach Klebeaktion am Flughafen Nürnberg - Bayerns Innenminister mit klarem Statement


Autor: Agentur dpa

Nürnberg, Donnerstag, 15. August 2024

Am Donnerstagmorgen (15. August 2024) veranstaltete die Letzte Generation eine Klebeaktion auf dem Rollweg am Flughafen Nürnberg. Nun äußert sich auch Bayerns Innenminister Herrmann (CSU) - und spricht von "absolutem Irrsinn".
Zwei Aktivistinnen klebten sich am Rollweg des Flughafens Nürnberg fest.


Zwei Klimaaktivistinnen haben am Donnerstagmorgen (15. August 2024) den Betrieb am Flughafen Nürnberg vorübergehend lahmgelegt, wie inFranken.de bereits berichtete. Die beiden Aktivistinnen der Gruppe Letzte Generation drangen nach Angaben der Polizei bei Tagesanbruch gegen 5.30 Uhr auf das Flughafengelände ein. Die beiden Frauen klebten sich mit den Händen am Rollweg fest – dem Bereich zwischen dem Vorfeld und der Start- und Landebahn.

Der Flugbetrieb musste vorübergehend eingestellt werden. Die Flughafenfeuerwehr löste die Verklebung, die beiden 24 und 28 Jahre alten Frauen wurden zunächst zur Wache der Grenzpolizeiinspektion gebracht. Sie sind mittlerweile wieder auf freiem Fuß, sagte ein Polizeisprecher. Schon am Morgen um 7 Uhr konnte der Flughafen den Betrieb erneut aufnehmen. Der erste Flieger war um 7.10 Uhr wieder abflugbereit, sagte ein Flughafensprecher in Nürnberg. "Letztlich sind die Passagiere die Leidtragenden."

"Läuft wieder alles nach Flugplan": Nürnberger Flughafensprecher mit Update

Der Flugbetrieb war etwa eine Stunde und 15 Minuten unterbrochen. Insgesamt neun Flüge waren betroffen. Ein Flug von Frankfurt nach Nürnberg wurde wegen der Aktion annulliert, wodurch auch der entsprechende Rückflug nach Frankfurt gestrichen wurde. Sechs Flüge hatten Verspätungen, ein Flug wurde nach Prag umgeleitet, kam aber inzwischen ebenfalls verspätet in Nürnberg an. "Es läuft wieder alles nach Flugplan", sagte der Flughafensprecher.

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Den Ermittlungen zufolge schnitten die Aktivisten ein Loch in den Maschendrahtzaun um das Gelände. Es wurde entsprechendes Werkzeug gefunden. Ein dpa-Reporter vor Ort berichtete von zwei Bolzenschneidern, die nahe dem Loch im südlichen Bereich der Rollbahn entdeckt wurden. Gegen die beiden Frauen wird nun wegen Sachbeschädigung, Nötigung und Hausfriedensbruchs ermittelt. Die Aktion fand mitten in den bayerischen Sommerferien statt. In dieser Zeit gibt es deutlich mehr Flüge, nämlich zwischen 120 bis 140 Starts und Landungen im Vergleich zu rund 80 bis 100 außerhalb der Ferienzeit, sagte der Flughafensprecher.

"Bei uns ist absoluter Reisebetrieb", sagte auch ein Polizeisprecher. Viele seien auf dem Weg in den Urlaub. Gefahr für Leib und Leben bestand für niemanden, dennoch schafft eine solche Aktion stets eine gefährliche Situation, erläuterte der Flughafensprecher. Nicht zuletzt herrscht in der Nähe der Turbinen von Flugzeugen Lebensgefahr – je nach Triebwerk kann das bis zu 50 Meter hinter dem Flugzeug der Fall sein, warnte der Flughafensprecher.

"Absoluter Irrsinn": Bayerns Innenminister Herrmann mit klarem Statement 

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kritisierte die Aktion stark. "Die hochgefährlichen und radikalen Aktionen der Klima-Chaoten sind absoluter Irrsinn. Das ist alles andere als 'friedlicher Widerstand', wie von den selbsternannten Klimaschützern immer konstatiert." Es sei erschreckend, wie "unbelehrbar, starrsinnig und rücksichtslos" sie seien. "Ihrem vermeintlichen Ziel, dem Klimaschutz, helfen sie mit solchen Blockadeaktionen am wenigsten. Stattdessen sind sie bereit, das Leben anderer zu gefährden. Neben harten Strafen muss es saftige Schadensersatzforderungen durch die Flughafengesellschaften und Flughafenbetreiber geben", sagte der Minister.

Die Letzte Generation berichtete von mehreren Störaktionen an Flughäfen bundesweit. Je zwei Aktivisten drangen Angaben der Organisation zufolge in orangefarbenen Warnwesten auf die Flughäfen Berlin-Brandenburg, Stuttgart, Nürnberg und Köln-Bonn ein. Sie drückten "friedlich ihren Widerstand aus, indem sie Banner mit der Aufschrift 'Oil kills' und 'Sign the treaty' zur Schau stellten", berichtete die Organisation laut Mitteilung. "Die Start- und Landebahnen wurden dabei nicht betreten." In Nürnberg etwa blieben sie auf dem Rollweg.

Die Gruppe fordert radikalen Klimaschutz, darunter den völligen Verzicht auf Kohle, Öl und Gas. Sie fordern den Abschluss eines dahingehenden internationalen Vertrags. Seit Anfang 2022 organisierte die Gruppe Straßenblockaden, bei denen sich die Teilnehmer festklebten. Zwischenzeitlich hatte sie aber angekündigt, ihre Strategie zu ändern und künftig auf Festkleben zu verzichten. Die Klimaaktivisten haben zuletzt mehrfach Störaktionen auf Flughäfen durchgeführt, Ende Juli etwa auch an Deutschlands größtem Airport in Frankfurt.

"Gefährlich und dumm": Bundesinnenministerin Faeser verurteilt Aktion der Letzten Generation scharf

Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verurteilte die Klebeaktionen scharf. Auf der Plattform X verwies sie zugleich auf eine geplante Gesetzesverschärfung, die das Kabinett im Juli beschlossen hatte. "Diese kriminellen Aktionen sind gefährlich und dumm", schrieb Faeser. "Wir haben empfindliche Freiheitsstrafen vorgeschlagen. Und wir verpflichten die Flughäfen, ihre Anlagen deutlich besser zu sichern."

Die Bundesregierung will mit einer Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes radikale Klimaschützer und andere Störer von gefährlichen Aktionen auf Flughäfen abhalten. Kern der geplanten Reform, über die noch der Bundestag entscheiden muss, ist die Schaffung einer neuen Vorschrift, die das "vorsätzliche, unberechtigte Eindringen" unter anderem auf das Rollfeld sowie die Start- und Landebahnen unter Strafe stellt – und zwar dann, wenn dadurch die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs beeinträchtigt wird.

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