Druckartikel: Kita-Streik in Nürnberg: Notdienst ist schleppend angelaufen

Kita-Streik in Nürnberg: Notdienst ist schleppend angelaufen


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Montag, 11. Mai 2015

Die Mitarbeiter kommunaler Kindertagesstätten fordern deutlich mehr Lohn für ihre Arbeit. Besonders in Nürnberg, aber auch in Forchheim sind die Erzieher auf die Straße gegangen.
Symbolbild Foto: dpa


Tausende Eltern mussten am Montag eine alternative Betreuung für ihre Kinder organisieren. Besonders betroffen war Nürnberg. Hier hatten nur 16 der rund 140 städtischen Kitas geöffnet. "Der Notdienst ist schleppend angelaufen, weil einige Mitarbeiter sich leider zusätzlich krank gemeldet haben", berichtet Stefanie Winkler vom Jugendamt der Stadt Nürnberg.

Insgesamt habe die Stadt, so Winkler weiter, rund 1500 Kinder aus Krippen, Kindergärten und Horten in den eingerichteten Notdiensten betreut. Normalerweise besuchen in Nürnberg täglich rund 7500 Kinder die städtischen Betreuungsangebote. "In den nächsten zwei Wochen versuchen wir, den Notdienst auf dem Niveau zu halten." Mehr Notplätze für die beiden Streikwochen könne man in Nürnberg auf keinen Fall anbieten. Nicht alle Eltern reagierten mit Verständnis auf den Streik.

Einige Eltern hätten damit gedroht, ihr Kind einfach stehen zu lassen.

In Erlangen und Fürth wurden rund zehn, in Forchheim fünf städtische Kindergärten bestreikt. "Die Streikbeteiligung ist sehr gut. Das war ein erfolgreicher Auftakt für unseren Arbeitskampf", sagte Jürgen Göppner von Verdi in Mittelfranken. In Nürnberg beteiligten sich am Montag zudem etwa 2000 Beschäftigte an einer Demonstration. Neben Erziehern sind auch Sozialarbeiter und -pädagogen in den unbefristeten Ausstand getreten. Im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst in Bayern sind nach Angaben des Arbeitgeberverbandes rund 32.000 Menschen beschäftigt.


Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen

Die Gewerkschaften fordern mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen für die Sozial- und Erziehungsberufe. Nach Darstellung der kommunalen Arbeitgeber sind die Forderungen - im Schnitt zehn Prozent mehr Lohn - nicht bezahlbar. "Es ist einfach, das Beste vom Besten auf Kosten der Steuerzahler zu fordern. Irgendwo muss das Geld für die erneuten Forderungen der Erzieher aber herkommen", sagte Armin Augat, Geschäftsführer des Verbands der kommunalen Arbeitgeber in Bayern. Außerdem hätten die Erzieher bereits im Jahr 2009 eine kräftige außerplanmäßige Gehaltserhöhung bekommen. Nun würden die Erzieher gar eine höhere Eingruppierung ihrer Tätigkeit fordern, kritisiert Augat. Schließlich müssten die kommunalen Arbeitgeber auch den Lohnabstand zu anderen Berufsgruppen achten. "Ich kenne keine Erzieherin, die Nachtschichten machen muss", sagt Augut.

Das sehen die Streikenden freilich anders. Sie setzen gezielt auf die Solidarität der Eltern. "Erfreulicherweise hat in der Gesellschaft ein Umdenken stattgefunden. Die Wertigkeit von sozialen Berufen ist eindeutig gestiegen", sagt Verdi-Sprecher Hans Sterr. Diese Chance wolle man jetzt nutzen, um eine deutliche Aufwertung durchzusetzen. "Das es besser geworden ist heißt noch nicht, dass es schon gut geworden ist", findet Sterr. Die Erzieher würden davon träumen, wie Grundschullehrer bezahlt zu werden. Derzeit erhält ein Berufseinsteiger in der Kinderbetreuung nach Gewerkschaftsangaben im Durchschnitt 2500 Euro brutto. Leitungskräfte kommen je nach Berufsjahren und Einrichtungsgröße immerhin auf bis zu 4000 Euro.