Tierheim Feucht mit Aufruf nach Katzenflut: Besondere Helfer gesucht
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Feucht, Sonntag, 06. Oktober 2024
In vielen Tierheimen leben Katzen, die sehr scheu sind. Um sie an Menschen zu gewöhnen, braucht man viel Zeit - welche die Mitarbeiter aufgrund der vielen Katzen nur selten haben. Das Tierheim Feucht sucht deshalb nun ehrenamtliche Katzenstreichler.
Für einen kurzen Augenblick hält Alfred still, als Christina Haas ihn am Kopf krault. Doch dann springt er davon und versteckt sich hinter einem Vorhang. "Er war am Anfang sehr scheu", sagt die junge Frau. Inzwischen lässt sich der rot getigerte Kater von ihr berühren. "Das ist ein riesiger Fortschritt", findet Haas. Auch wenn Albert dabei nicht besonders entspannt aussieht. Zumindest duldet er die Nähe.
Christina Haas ist ehrenamtliche Katzenstreichlerin. Seit sieben Jahren besucht sie in ihrer Freizeit regelmäßig das Tierheim in Feucht, am Rande von Nürnberg. Manchmal schmust sie ausgiebig mit einer der zutraulichen Katzen, die im Tierheim auf ein neues Zuhause warten und die ausgiebigen Streicheleinheiten genießen.
Zahl der gehaltenen Katzen in den letzten zehn Jahren gestiegen
Doch meistens geht sie in die Räume mit den schwierigen Katzen. "Man freut sich über jede Kleinigkeit - dass man nicht gekratzt wird, dass man ein Stück näher herandarf", erklärt Haas. Dafür ist viel Geduld und Zeit notwendig - einmal hat sie drei Jahre benötigt, um eine extrem scheue Katze handzahm zu bekommen. Zeit, die die festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Tierheim nicht haben. Denn wie viele andere Tierheime in Deutschland weiß auch das in Feucht nicht mehr, wohin mit den vielen Katzen. "Es sind so viele, dass wir Platzschwierigkeiten haben", erläutert Ursula Wening vom Vorstand.
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Laut dem Deutschen Tierschutzbund verhängen Tierheime immer wieder Aufnahmestopps, da seit der Corona-Zeit viele Hunde und Katzen abgegeben werden. 2023 lebten 15,7 Millionen Katzen in deutschen Haushalten, berichtet der Industrieverband Heimtierbedarf. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der gehaltenen Katzen um etwa ein Drittel gestiegen, erklärt Tierschutzbund-Sprecherin Lea Schmitz.
Einer repräsentativen Umfrage zufolge sei davon aber jede zehnte Katze nicht kastriert. Im Frühjahr und Sommer komme es dadurch regelmäßig zu Kätzchen-Schwemmen in den Tierheimen. Deshalb setzen sich Tierschützer für eine bundesweite Kastrationspflicht für Freigänger-Katzen ein.
Viele Katzen sind nicht vermittelbar
Das Problem ist jedoch nicht nur die Menge der Katzen. Im Tierheim in Feucht befinden sich viele der Tiere, die nicht vermittelbar sind: Einige sind Streuner oder verwaiste Kitten von Straßenkatzen, andere stammen aus illegalen Tiertransporten oder aus verwahrlosten Wohnungen gerettet. "Wir versuchen, diese Katzen ein wenig an den Menschen zu gewöhnen, also überhaupt an die Hände", erklärt Petra Wittmann, eine andere Katzenstreichlerin. Gerade bei diesen Tieren seien die Ehrenamtlichen eine große Stütze, sagt Wening.
Ohne freiwillige Katzenstreichler und Gassigeher für Hunde könnten viele Tierheime ihre Arbeit nicht stemmen, bestätigt auch Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Doch Ehrenamtliche seien oft schwer zu finden, merkt die Präsidentin des bayerischen Tierschutzbunds, Ilona Wojahn, an. "Die meisten Tierheime haben einen festen Stamm." Aus Erfahrung weiß sie, dass es aber kaum neue Interessenten gebe.