Druckartikel: Hartmut Vogtmann gibt sogar Prinz Charles Tipps

Hartmut Vogtmann gibt sogar Prinz Charles Tipps


Autor: Irmtraud Fenn-Nebel

Nürnberg, Freitag, 07. Februar 2014

Auf der "Biofach" in Nürnberg wird es auch darum gehen, was einen deutschen Professor und den englischen Thronfolger verbindet. Hartmut Vogtmann gilt als Pionier des Ökolandbaus.
Prinz Charles ist naturverbunden. Das Foto zeigt ihn 2013 bei einem Besuch in Deutschland. Foto: Marijan Murat/dpa


Wenn Prinz Charles in Gummistiefeln über seinen Landsitz zum Heckenschneiden läuft, sein Blick über seine Schafherde und den Bio-Gemüsegarten schweift, fällt ihm manchmal eine Frage ein. Dann ruft er in Berlin bei Hartmut Vogtmann an und die beiden führen ein Fachgespräch über Ökolandbau.

Vogtmann gilt als Pionier des Ökolandbaus. Er studierte in den 60er Jahren Landwirtschaft und beschäftigt sich seit 1967 mit alternativer Landwirtschaft. 1974 gründete er das privat finanzierte und bis heute existente Forschungsinstitut für biologischen Landbau in der Schweiz, ab 1981 hatte er an der Uni Kassel den ersten Lehrstuhl für Öko- Landbau in Europa inne.

Zur selben Zeit sprach ihn sein englischer Freund David Astor, ebenfalls ein Verfechter der alternativen Landwirtschaft, an. Das Mitglied der berühmten und reichen Familie Astor gab Vogtmann 3,5 Millionen Pfund und sagte zu ihm: Gründe in England so ein Forschungsinstitut wie in der Schweiz. "Das habe ich natürlich gern gemacht", erzählt Vogtmann. Organic Research Center nannte er das Institut.

Als es fertig war, planten Astor und Vogtmann den nächsten Schritt: Sie wollten den Prinzen of Wales von ihrer Öko-Idee überzeugen. Wie jedem englischen Thronfolger stellte das Königshaus auch Charles Ländereien zur Verfügung, die ihn finanziell unabhängig machen sollen. 80.000 Hektar, eine vielversprechende Fläche für ökologischen Landbau. "1982", erzählt Vogtmann, "habe ich den Prinzen dann kennengelernt. Ich war überrascht, wie gut er auf unser Treffen vorbereitet war, was er schon alles über ökologische Landwirtschaft wusste." Nach Besuchen im Organic Research Center und auf Biohöfen war klar: "Charles war Feuer und Flamme für die Idee", sagt Vogtmann.

Der Prinz bat Vogtmann und Astor, einen Vortrag vor seinen Pächtern zu halten. Doch die ließen sich nicht überzeugen. "Also sagte Charles, dann mach' ich das selbst", erzählt Vogtmann. Seine Aufgabe war es, Charles' Ländereien Highgrove in Cloustershere umzustellen. "Am Anfang bekamen wir 30 Hektar in der äußersten Ecke", sagt Vogtmann und schmunzelt. Nach drei Jahren schickte Prinz Charles seine Leute nach Deutschland, um sich hier in Biobetrieben umzuschauen und dann, kam plötzlich der Durchbruch: "Der ganze Hof wurde umgestellt."


Prinz steht hinter der Idee des ökologischen Landbaus

Heute sei Highgrove ein Naturidyll, der Bio-Bauernhof ein Vorzeigebetrieb mit Viehhaltung, Acker- und Gemüsebau und viel Kulturlandschaft. Geleitet wird der Hof von Farmmanager David Wilson, über den Bertram Verhaag den Film "Der Bauer und sein Prinz" gedreht hat. Er wird am Mittwoch in Nürnberg uraufgeführt; Vogtmann steht bei einer Podiumsdiskussion Rede und Antwort.

Charles wohnt auf Highgrove in "einem sehr moderaten" Landhaus und hat seinen Garten selbst gestaltet. "Ein Schmuckstück mit seltenen Pflanzen - ich bin bei jedem Besuch wieder beeindruckt", erzählt Vogtmann. Wenn der 71-Jährige nicht gerade den englischen Thronfolger berät, unterrichtet er oft noch an der Uni Kassel. Um die Zukunft des Biolandbaus ist ihm nicht bang. Aber es dürfe nicht nur auf den Umsatz geschaut werden. "Wir müssen beim Thema bleiben und das sind Umwelt und Natur." Vogtmann ist auch Vorsitzender des Deutschen Naturschutzringes, dem Dachverband der 100 deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände.

Den Prinzen schätzt der Professor, "weil er voll hinter der Idee des ökologischen Landbaus steht." Vogtmann beschreibt Charles als aufgeschlossenen, netten Mann, der privat ganz anders sei als in der Presse dargestellt und der auch kein Problem damit habe, öffentlich Kritik zu äußern. Zwei-, dreimal im Jahr sehen sich Prinz Charles und Vogtmann, auf dem Biolhof oder bei Veranstaltungen - nicht nur in England. "Und wenn er sonst Fragen hat, ruft er mich an."