Fränkisches Urgestein feiert Jubiläum: Warum Günther Beckstein als "Schwarzer Sheriff" gilt
Autor: Agentur dpa
Nürnberg, Donnerstag, 23. November 2023
Bayerns Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein feiert am Donnerstag seinen 80. Geburtstag. In einem Interview spricht der Nürnberger CSU-Politiker über seine politische Karriere und die Herausforderungen für die aktuelle Gesellschaft.
Als bayerischer Ministerpräsident hielt er sich nur ein Jahr im Amt, in seiner Zeit als Innenminister galt er vielen als "Schwarzer Sheriff". Eine Reduzierung auf eine solche Kurzbeschreibung würde jedoch bei Günther Beckstein in die Irre führen. Der CSU-Politiker aus Nürnberg ist für viele Bayern über die Parteipräferenzen hinweg auch heute noch ein Muster an Glaubwürdigkeit und Bodenhaftung. Am Donnerstag (23. November 2023) feiert der Polit-Ruheständler, langjährige Innenminister und kurzzeitige Ministerpräsident seinen 80. Geburtstag.
Beckstein verhalf der bayerischen Polizei zu neuem Ansehen, machte eine umstrittene Ausländerpolitik, musste aber auch selbst viel aushalten. In der Asylpolitik zeigte er Härte aus Überzeugung, erstmals in Deutschland wurde mit dem jungen türkischen Straftäter Mehmet unter seiner Verantwortung ein Minderjähriger abgeschoben. Die Abschiebung wurde später für rechtswidrig erklärt, über Beckstein ergoss sich schon vorher ein Füllhorn an Kritik vom politischen Gegner - gipfelnd in Steinwürfen und abgebrochenen Wahlkampfveranstaltungen. Durch die aktuelle Asyldebatte fühlt er sich ein wenig bestätigt: "Von allen Parteien werden heute Dinge gesagt, für die ich damals fürchterlich ausgeschimpft wurde."
CSU-Politiker im Porträt: Günther Beckstein - ein Mann der seinen Prinzipien treu blieb
Seine prinzipientreue Haltung innerhalb seiner Partei gefiel auch dort nicht allen. Beckstein war in der Nachfolge Edmund Stoibers als erster Protestant im mehrheitlich katholischen Bayern zum Ministerpräsidenten aufgestiegen, mit dem neuen CSU-Chef Erwin Huber eine Doppelspitze bildend. "Es war ein schwerer Übergang nach Edmund Stoiber", resümiert Beckstein heute.
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Als die CSU mit ihm als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2008 über 17 Punkte einbüßte und mit 43,4 Prozent der Stimmen die absolute Mehrheit verlor, nahm Beckstein seinen Hut. Er habe die Erwartungen nicht erfüllt, dann müsse man eben gehen, sagt er heute. Zu den Stimmenverlusten trugen damals bereits die Freien Wähler um Hubert Aiwanger und die einstige CSU-Rebellin Gabriele Pauli bei.
Sein Blick zurück ist dennoch ohne jeden Groll. "Ich würde den Weg sofort wieder gehen", sagt Beckstein im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Auch wenn er an die Grenze seiner Gesundheit gegangen sei und mehrere Hörstürze zu einer Hörbehinderung führten, die er heute mithilfe moderner Medizintechnik ausgleicht. "Ich höre besser als der Durchschnitt der gleichaltrigen Männer", sagt Beckstein.
Beckstein zu CSU-Sitzungen: "Die Ratschläge des Vorgängers werden mehr als Schläge denn als Rat empfunden"
Er sei trotz aller Widrigkeiten noch heute dankbar für die Gelegenheit, politische Prozesse aktiv mitgestalten zu können. Fast 40 Jahre lang saß Beckstein im Landtag. Auch im fortgeschrittenen Alter nimmt der CSU-Senior noch an Vorstandssitzungen seiner Partei teil - in der Regel aber ohne sich zu Wort zu melden, wie er sagt. "Die Ratschläge des Vorgängers werden mehr als Schläge denn als Rat empfunden", sagt er schmunzelnd.
Ministerpräsident Markus Söder betont dagegen: "Seine Stimme hat weiterhin Gewicht, sein Rat und seine Meinung sind auch heute noch gefragt und geachtet." Er sei mit Beckstein "bis heute eng verbunden" und schätze den Austausch mit ihm.