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Frankentatort: Weder Klamauk noch Action


Autor: Nikolas Pelke

Nürnberg, Mittwoch, 10. Sept. 2014

Die Schauspieler des Franken-Tatorts haben sich am Rande der Dreharbeiten am Mittwoch in Nürnberg der Öffentlichkeit präsentiert. Fabian Hinrichs, der die Hauptrolle spielt, fühlt sich wohl in der Region.
Die Schauspieler (v.l.): Matthias Egersdörfer (als Leiter der Spurensicherung Michael Schatz), Eli Wasserscheid (als Kommissarin Wanda Goldwasser), Fabian Hinrichs (als Hauptkommissar Felix Voss), Dagmar Manzel (als Hauptkommissarin Paula Ringelhahn) und Andreas Leopold Schadt (als Kommissar Sebastian Fleischer). Der Frankentatort mit dem Titel "Der Himmel ist ein Platz auf Erden" spielt in Nürnberg und Erlangen und soll im ersten Halbjahr 2015 ausgestrahlt werden. Foto: Daniel Karmann/dpa


Blaues Hemd, gelbes Fahrrad, zerrissene Hose: Fabian Hinrichs alias Kommissar Felix Voss mag es gerne sportlich. "Ich hatte gerade einen kleinen Fahrrad-Unfall", gesteht der großgewachsene Schauspieler und präsentiert zögernd eine kleine Schürfwunde. Alles nicht der Rede wert, gibt Hinrichs Minenspiel zu verstehen. Als Kommissar muss er schließlich hart im Nehmen sein.

Ein Kinderspiel sei für ihn hingegen die Sozialisation in Franken gewesen. "Ich bin Biertrinker. Ich bin auch kein Vegetarier, was in diesen Breiten ganz gut ist." Nur mit dem fränkischen Dialekt kommt der Kommissar, der seit zwei Wochen für den ersten Franken-Tatort in Nürnberg vor der Kamera steht, noch nicht ganz klar. "Verstehen kann ich es gut." Nur mit dem Sprechen hapert es noch ein bisschen.

"Haus heißt Haas oder so. Das Redetempo ist auch einfach anders", findet er. Alles wohl ein bisschen schneller und nuscheliger im Vergleich zum Deutsch der Preußen. "Aber ich fühle mich wohl." Wobei "wohl" vielleicht das falsche Wort sei, meint Hinrichs. Gemütlich seien die Dreharbeiten schließlich nicht. "Aber alles ist sehr herzlich." Und dieses Herzliche, findet er, passt einfach gut in die Region. Auch wenn es sich ein wenig populistisch anhören möge. Das soll es gerade nicht. Denn anbiedern will er sich nicht. Das hat der große Blonde aus dem hohen Norden, der in Franken den allerersten Mordfall vor einem Millionenpublikum im Ersten am Sonntagabend lösen soll, auch nicht nötig. In der Stadt, erzählt er, werde er sogar schon auf offener Straße erkannt. Dabei wird die erste "Tatort"-Folge aus Franken erst im nächsten Jahr ausgestrahlt.

Franken können auch freundlich

Alle 50 Meter sei er neulich von Passanten angesprochen worden. "Teilweise sehr freundlich", sagt Hinrichs und erntet ein paar unglaubwürdige Blicke, die in lautstarkes Gelächter münden. Teilweise eben. "Einmal war ich Essen mit meiner Frau und mit meinem Baby. Da kam eine Frau, die ihren Finger in den Rücken meiner Frau gebohrt und gefragt hat: ,Ist das da der Kommissar?'" Das sei aber seine bislang einzige "dissoziative Erfahrung" mit den Franken gewesen, versichert er.

Komplimente unter Kommissaren

Eine gute Übung sei indes das Schlendern durch die Stadt. Inspiration für seine Rolle findet er hier. Und dann gibt es da seine Filmpartnerin, Hauptkommissarin Paula Ringelhahn alias Dagmar Manzel. Beide Schauspieler kennen sich von Berliner Theaterbühnen. "Eine bessere Partnerin hätte ich mir nicht wünschen können." So unprätentiös und gleichzeitig so elegant sei die Kommissarin an seiner Seite. Und die gibt das Kompliment zurück. "Es hat etwas erfrischendes zwischen uns beiden", sagt Manzel und strahlt.

Dem Detektiv-Duo stehen drei waschechte Franken zur Seite. Eli Wasserscheid aus Bamberg, Andreas Leopold Schadt aus Hof und Matthias Egersdörfer aus Fürth.

Eli Wasserscheid erinnert sich noch daran, wie sie am Abend, als der entscheidende Anruf kam, eine Flasche Schampus geköpft hat. Schadt hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass das Ermittlerteam auch mal in seine Heimat, nach "Klein-Sibirien" im hohen Norden des Freistaats reist. Und Egersdörfer schwärmt von dem Essen, an denen er sich labte während des ersten stressigen Marathon-Drehtages im Wald bei Stein. Direkt gegenüber der lebendig gewordenen Leiche leckere Gnocchi schnabulieren zu dürfen, das sei durchaus eine tolle Erfahrung.

Dann holt der Chef seinen Schlüsselbund aus der Hose und signalisiert damit: Zeit zu gehen. Fabian Hinrichs schwingt sich auf sein gelbes Rennrad und rast zum Polizeipräsidium. Die Szene, die hier gedreht wird, ist ein Kinderspiel für den Schauspieler. Einmal forsch ins Präsidium stapfen und Klappe und gut. Nur beim Radfahren sollte er besser aufpassen. Damit dem Franken-Tatort der smarte Polizist erhalten bleibt. Am Drehbuch für die nächste Folge wird schließlich schon gearbeitet.